Landessuperintendent und Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld.
Landessuperintendent und Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld.
Ökumenischer Gottesdienst in katholischer Wiener Kirche St. Georg-Kagran. Hennefeld empfahl auch eine Relecture des Ökumenischen Sozialwortes der österreichischen Kirchen.
Geht man vom biblischen Verständnis von Gerechtigkeit aus, könne einem vieles von der Entwicklung in der Welt nicht gefallen. Das hat der reformierte Landessuperintendent und Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld, am Mittwochabend, 23. Jänner 2019 bei einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Georg in Wien-Kagran erklärt.
Gerechtigkeit - der Leitbegriff der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen - sei in der Heiligen Schrift untrennbar mit dem Einsatz für Witwen, Waisen und dem "Fremdling" verbunden und damit mit etwas, "für das wir im Internet Hasspostings und Shitstorms ernten" würden.
Das prophetische Wort, dass Gottgläubige der nie nur abstrakt zu verstehenden Gerechtigkeit "nachjagen" und nicht nur "hinterhertrotten" sollten, dürfe heute nicht einfach ad acta gelegt werden, betonte Hennefeld. Vielmehr gelte es populistischen Auslegungen von Gerechtigkeit entgegenzutreten, wies der ÖRKÖ-Vorsitzende auf die nationalistisch ausgerichtete polnische Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" hin. Hennefeld empfahl auch eine Relecture des Ökumenischen Sozialwortes der österreichischen Kirchen, mit dessen Gerechtigkeitsverständnis z.B. an Stammtischen Paroli geboten werden solle.
An dem ökumenischen Wortgottesdienst im 22. Wiener Gemeindebezirk nahmen neben dem Gastgeber Pfarrer Georg Pauser und Thomas Hennefeld auch der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic), die Altbischöfe Herwig Sturm (evangelisch-lutherisch), Bernhard Heitz (altkatholisch), der frühere evangelisch-methodistische Superintendent Helmut Nausner und der neue Wiener evangelisch-lutherische Superintendent Matthias Geist teil. Geist betonte in seiner Predigt, ökumenische Verbundenheit verpflichtet dazu, nicht nur nach Unterschieden zu suchen, sondern vorrangig "danach, wo es die eine Mitte gibt".