Flüchtlingskinder im Libanon.
Flüchtlingskinder im Libanon.
ICO-Orientexperte Maier nach Lokalaugenschein vor Ort. Libanesen fühlen sich von der Welt vergessen und verraten, als hätten sie alleine die Folgen des Syrien-Krieges zu tragen.
Die wirtschaftliche und soziale Lage im Libanon wird immer schlechter und die Stimmung im Land droht endgültig zu kippen. Das hat der Salzburger Orient-Experte Stefan Maier gegenüber "kathpress" betont. Er ist dieser Tage von einem längeren Libanon-Aufenthalt zurückgekehrt, wo er für die "Initiative Christlicher Orient" (ICO) Projektpartner besuchte und neue Projekte ins Auge fasste. Die Libanesen fühlten sich von der Welt vergessen und verraten, als hätten sie alleine die Folgen des Syrien-Krieges zu tragen.
Deutlich werde die wirtschaftliche Misere etwa daran, dass immer mehr Libanesen arbeitslos werden, "weil die syrischen Flüchtlinge die Arbeit für viel weniger Lohn ausführen". Viele internationale Hilfsorganisationen würden sich zudem auch nur auf die syrischen Flüchtlinge im Land konzentrieren, so Maier.
Im Libanon drängen sich auf einer Fläche von 10.452 Quadratkilometern knapp 6,2 Millionen Einwohner, wobei bis zu zwei Millionen davon Flüchtlinge sind (vor allem Syrer, aber auch Iraker und seit Jahrzehnten Palästinenser).
Die ICO unterstützt im Libanon vor allem Orden, die sich im Bildungsbereich engagieren. Die kirchlichen Schulen hätten aber mit immer größeren Problemen zu kämpfen, so Maier. Immer weniger Familien könnten sich das Schulgeld für ihre Kinder leisten. Also müssten die Orden als Schulerhalter immer mehr Kosten tragen. Dazu komme, dass die libanesische Regierung vor kurzem eine 50-prozentige Lohnerhöhung für das Lehrpersonal beschlossen hat. Das sei angesichts der niedrigen Löhne auch gerechtfertigt, in der praktischen Umsetzung freilich höchst problematisch. Der Staat schaffe es kaum, diese Erhöhung in den staatlichen Schulen zu finanzieren. Und die kirchlichen Schulen, die die Lehrergehälter aus der eigenen Tasche bezahlen müssen, seien so in enorme Schwierigkeiten geraten. Kämen dann auch noch notwendige Anschaffungen oder Reparaturen in den Schulen dazu, sei das nur mehr mit Hilfe aus dem Ausland zu schaffen, so Maier.
Deshalb seien Spenden auch so wichtig, "damit nicht nur die Kinder der Oberschicht, sondern auch jene aus bedürftigen Familien in den Genuss einer guten Ausbildung kommen können, um so für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein". Kinder seien die Zukunft eines jeden Landes und "die Hilfe für Kinder ist die beste Investition in die Zukunft einer Gesellschaft".
Die ICO unterstützt beispielsweise im libanesischen Baskinta die "Schule ohne Schulgeld" ("école primaire gratuite"), die von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern St. Vincent de Paul geführt wird. (Der Orden hat im Libanon auch noch vier weitere Schulprojekte laufen.) Die "Schule ohne Schulgeld" besteht aus einer Volksschule, einer Sekundarschule und einer Berufsschule. Für rund 50 Mädchen gibt es zudem ein kleines Internat. Damit diese in diesem Winter geheizt werden konnte, hat die ICO einen Teil der Kosten für das Heizöl übernommen.
Die meisten Kinder kommen oft aus schwierigen sozialen Verhältnissen, so Sr. Mona Cobani, Direktorin der Schule. Nicht alle der gut 400 Schüler kommen aus dem Libanon, viele stammen auch aus Syrien, dem Irak und Ägypten. Das Verhältnis von christlichen zu muslimischen Kindern beträgt etwa 50:50. Als Privatschule müsste Sr. Mona eigentlich Schulgeld verlangen, viele ihrer Schützlinge könnten sich dann aber sicher keinen Schulbesuch leisten. Also müssen andere einspringen - wie die ICO.
Eigentlich sollte die Schule auch finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten. Doch der sei dazu nicht mehr in der Lage. Die letzten Zahlungen flossen für das Jahr 2014, so die Schuldirektorin. Für private Schulen wie jene in Baskinat werde es immer schwieriger, wirtschaftlich zu überleben.