Maria Kirchmayr im Einsatz.
Maria Kirchmayr im Einsatz.
15 ehrenamtliche Fachkräfte im ersten Jahr auf Einsatz in Afrika, Asien und Lateinamerika, 60 weitere in den Startlöchern. "Jugend Eine Welt" sucht Partner für weitere Programmfinanzierung.
An Entwicklungszusammenarbeit interessierte Fachkräfte aus Österreich können seit einem Jahr mit dem Programm "Senior Experts Austria" ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung in einem mehrmonatigen Freiwilligeneinsatz in Don-Bosco-Projekten und anderen gemeinnützigen Organisationen in Afrika, Asien oder Lateinamerika weitergeben. Bei den bisher 15 Einsätzen habe es außerordentlich positive Erfahrungen gegeben, 60 weitere "Senior Experts" stünden bereits in den Startlöchern, zog die Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" als Träger des Programms am Donnerstagabend, 21. März 2019 im Wiener Palais Coburg erste Zwischenbilanz. "Es ist eine win-win-win-Situation für die Partnerprojekte, die Betriebe in Österreich und alle Beteiligten", erklärte Geschäftsführer Reinhard Heiserer vor Journalisten.
Als "Senior Experts" werden Fachkräfte insbesondere aus den Bereichen Handwerk und Technik, Handel und Vertrieb, Bildung und Ausbildung, Gesundheits- und Sozialwesen, Landwirtschaft und Tourismus, aber auch Lehrpersonal, Psychotherapeuten oder Bäcker gesucht. Zielgruppe sind Menschen ab 50 Jahren, die von ihrem Unternehmen dafür freigestellt, pensioniert oder gerade in einem Sabbatical sind, zudem gibt es auch Möglichkeiten für Freiwillige mit Behinderungen. "Jugend Eine Welt" kümmert sich um Auswahl, Vor- und Nachbereitung, Abwicklung sowie Begleitung der Einsätze und sorgt sich um das "Matching", d.h. Suche von und Kontakt mit jenen Bildungs- oder Sozialprojekten, in denen die Kompetenzen der Teilnehmer gerade benötigt werden.
Der pensionierte Energietechniker Josef Loderbauer und die Psychotherapeutin Helga Schmiedberger schilderten ihre Erfahrungen als freiwillige Fachkräfte. Loderbauer hatte 2018 in Uganda den Neuaufbau eines besonders für junge Frauen eröffneten Lehrgangs im Bereich Solartechnik unterstützt, u.a. mit der Errichtung eines Solartechniklabors und der Lehrplan-Ausarbeitung. Er habe dabei äußerst konstruktive "Teamarbeit auf Augenhöhe" erfahren und seine 40-jährige Berufserfahrung bestens einbringen können, erklärte er. Schmiedberger berichtete, ihr habe die auf "Wertschätzung, Unterstützung und Begleitung" aufbauende Pädagogik der Salesianer besonders zugesagt. "Mein Einsatz brachte viel", so ihr Resümee von einem Monat in Äthiopien, wo sie mit Lehrern eines Schulzentrums Konzepte erarbeitet und Schwerpunkte auf Umweltschutz gelegt hatte.
Der kenianische Salesianerbruder John Ngigi Njuguna von DBTECH AFRICA, einem Netzwerk von 102 Don-Bosco-Ausbildungszentren in 35 Ländern Afrikas, bezeichnete bei der Präsentation die "Senior Experts" als wichtige "Lückenschließer": Für das Ziel, Afrikas Jugend hochwertige und zugängliche Ausbildung und somit Zukunft zu ermöglichen, brauche man dringend Expertenwissen, dessen Ankauf aber meist zu kostspielig sei. Njuguna: "Wenn unsere Lehrer mit einem Senior Expert zusammenarbeiten, ändert das ihre Tätigkeit für immer. Sie können das dabei erworbene Wissen auch in Zukunft weitergeben. Unseren Jugendlichen fehlt es an Erfahrung - ihr habt sie", erklärte der Projektpartner von "Jugend Eine Welt". Die freiwilligen Fachkräfte aus Europa vermittelten Hoffnung und trügen dazu bei, "dass die Menschen in Afrika ihre Probleme selbst lösen können und zuhause eine Zukunft haben".
Bernhard Morawetz als Zuständiger des vom Sozialministerium und der Pühringer Privatstiftung geförderten Projekts "Senior Experts Austria" bezifferte die Kosten pro Einsatz mit 5.300 Euro u.a. für Flug, Visum, Impfungen und Versicherungen, wobei die Projektpartner für Unterkunft und Verpflegung aufkommen. Die für die Organisation anfallenden Programmkosten seien im ersten Jahr durch eine Anschubfinanzierung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit übernommen worden, für die Weiterarbeit suche man nun nach Sponsoren insbesondere in der Wirtschaft, berichtete "Jugend Eine Welt" Geschäftsführer Heiserer. Kooperationen im Rahmen der Corporate Social Responsability (CSR) würden sich dabei besonders anbieten.