Wir müssen unser Verhalten ändern.“ Klar, das dass auch das Schwierigste und Langwierigste ist. „Gewohnte Pfade zu verlassen, ist unbequem und unter Umständen unangenehm, aber ich denke, es gibt dazu wirklich keine Alternative.“
Wir müssen unser Verhalten ändern.“ Klar, das dass auch das Schwierigste und Langwierigste ist. „Gewohnte Pfade zu verlassen, ist unbequem und unter Umständen unangenehm, aber ich denke, es gibt dazu wirklich keine Alternative.“
Hätten Sie es gewusst? Am 3. Juni ist der Europäische Tag des Fahrrades, ein Aktionstag, der seit 1998 jährlich stattfindet. Ziel: Auf die Bedeutung des Fahrrades als umweltfreundliches, der Gesundheit zuträgliches und sozial verträgliches Fortbewegungsmittel hinweisen.
Anlass für den SONNTAG mit Markus Gerhartinger, Leiter des Umweltbüros der Erzdiözese Wien, über das Fahrrad und sein – vielleicht manchmal unterschätztes – Potential zu sprechen.
Für mich bringt das Fahrrad definitiv Lebensqualität“, sagt Markus Gerhartinger (Umweltbüros der Erzdiözese Wien). Fast jeden Tag – „außer im Winter und wenn das Wetter wirklich furchtbar ist“, steigt er zu Hause in Korneuburg aufs Fahrrad und radelt in die Arbeit. 20km sind das in eine Richtung.
„Ich brauche dafür ungefähr eine Stunde Fahrzeit – annähernd genauso lang, wie ich auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bräuchte“, sagt er.
Sein Fahrrad hat er damit in den Alltag integriert. Wie viele andere Österreicher übrigens auch. „Es scheint mir so, als ob das Fahrrad im Straßenbild immer präsenter wird – normale Fahrräder, Lastenräder, E-Bikes“, sagt Markus Gerhartinger: „Das halte ich für eine gute Entwicklung.“
Auch, dass Wien einen eigenen Fahrradbeauftragten hat, sei ein Schritt in die richtige Richtung, so Markus Gerhartinger.
Trotzdem sei noch viel zu tun, damit das Rad den Stellenwert im öffentlichen Verkehr und im Alltag von Herrn und Frau Österreicher bekommt, den es eigentlich verdient. 7% Anteil hat das Fahrrad am öffentlichen Verkehr derzeit in Österreich. „In Berlin, Hamburg oder Köln sind es über 10%, in Dänemark und Holland sogar 25 %.
„Dort ist aber auch die Infrastruktur entsprechend gut“, gibt Markus Gerhartinger zu bedenken. In Dänemark habe er selbst schon eigene Kreisverkehre für Fahrräder gesehen. „In Kopenhagen gibt es etwa auch eine U-Bahnstation, die eine eigene Fahrradgarage hat, außerdem unheimlich viele Radwege und Stationen, an denen es etwa möglich ist, Reifen aufzupumpen oder ähnliches, wenn notwendig.“
Markus Gerhartinger ist allerdings davon überzeugt, dass eine bessere Infrastruktur für den Fahrradverkehr nur einer von zahlreichen Schritten wäre, das Fahrrad in unserem Land mehr in den Alltag zu integrieren. „Ich denke, wir müssen dringend von diesem, ,Autoreflex‘ wegkommen, dem wir wohl alle immer wieder unterliegen“, sagt er: „Ich meine damit, wir müssen mehr dahin kommen, vor jedem Weg, vor jeder anstehenden Fahrt, zu überlegen, ob es eine Alternative zum Auto gibt.“
Auch die Politik sei da gefordert, müsse bei allen Beschlüssen in der Verkehrs-
politik breit denken. „In den vergangenen Jahrzehnten, so scheint es jedenfalls, wurde alles – bewusst oder unbewusst – dem Auto untergeordnet“, sagt Markus Gerhartinger: „Fußgängern und eben auch den Fahrrädern wurde im öffentlichen Raum wesentlich weniger Fläche zugestanden, als etwa dem Auto.“
Natürlich müsse man ehrlicherweise dazusagen, dass dem Stellenwert, den das Auto in unserer Gesellschaft hat, eine Entwicklung von 100 Jahren vorangegangen ist. „Da ist es vielleicht ein bisschen viel verlangt, dass sich etwas, was in 100 Jahren gewachsen ist, in wenigen Jahren komplett ändert. Aber wir müssen schon dranbleiben.“
Natürlich freue er sich über jede Initiative, die das Fahrrad ins Bewusstsein rücke und dem „Autoreflex“ entgegensteuere. „Auch das Umweltbüro versucht, immer wieder Akzente zu setzen“, erzählt er: „,Wir radeln in die Kirche‘ ist da etwa eine Aktion, die im Herbst wieder stattfinden wird. Auch das Autofasten kann ich in dem Zusammenhang anführen.“
Letztlich sei es eben auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, das Fahrrad zu nehmen, sagt Markus Gerhartinger überzeugt. „Das ist für mich als Christ schon auch eine Frage der Religion. Eine Frage der Schöpfungsverantwortung. So, wie ich unseren Glauben verstehe, sollen wir die Schöpfung bestmöglich schützen.
Wir sind Gast hier auf Erden – aber wir verhalten uns nicht immer wie ein Gast.“ Es sei unsere christliche Verantwortung, nicht nur darauf zu achten, ob wir uns unseren Mitmenschen gegenüber richtig verhalten, sondern auch, ob wir es der Schöpfung gegenüber tun. „Beides darf uns nicht egal sein.“
Er begrüße deshalb auch Aktionen wie die „Fridays for future“. „Das ist meiner Meinung nach ein echtes Hoffnungszeichen, wenn da junge Leute auf die Straße gehen, um sich für die Umwelt einzusetzen. Das ist wirklich gut und sie tun es zu Recht. Es geht schließlich um ihre Zukunft.“
Generell geht es wohl darum, fundamental umzudenken. „Es darf uns nicht nur um Symbolhandlungen gehen“, sagt Markus Gerhartinger: „Wenn etwa mehr Bienenstöcke aufgestellt werden, ist das eine gute und wichtige Sache, die ich sehr unterstütze, aber es darf nicht beim Aufstellen der Bienenstöcke, eben bei einer Symbolhandlung allein bleiben.
Wir müssen unser Verhalten ändern.“ Klar, das dass auch das Schwierigste und Langwierigste ist. „Gewohnte Pfade zu verlassen, ist unbequem und unter Umständen unangenehm, aber ich denke, es gibt dazu wirklich keine Alternative.“
Vom 16. bis 22. September findet in diesem Jahr wieder die
Europäische Mobilitätswoche statt. Thema in diesem Jahr:
Die Umweltbeauftragten der Katholischen Kirche laden anlässlich dieser Woche am 22. September ein, bewusst mit dem Rad in die Kirche zu kommen.
In manchen Pfarren wird es speziell an diesem Tag auch eine Fahrradsegnung geben.
Von September 2019 bis Mai 2020 wird außerdem ein „Laudato Si“-Lehrgang für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen und alle Interessierten in Pfarre und Diözese starten.
Der Lehrgang bietet fundierte Informationen zu wichtigen ökologischen Themen unserer Zeit.
Nähere Informationen bei Markus Gerhartinger unter 01/ 515 52-3347 oder m.gerhartinger@edw.or.at
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at