Vier Millionen Hostien wurden vergangenes Jahr in der Hostienbäckerei der Steyler Missionare in Mödling gebacken und von hier in Pfarren in fast ganz Österreich verschickt.
Vier Millionen Hostien wurden vergangenes Jahr in der Hostienbäckerei der Steyler Missionare in Mödling gebacken und von hier in Pfarren in fast ganz Österreich verschickt.
Zwei Mal in der Woche wird in Mödling ein besonderes Brot gebacken, Brot, das zum Leib Christi wird. Doch zunächst geht es ganz profan zu: Wiegen, Rühren, Backen. Besuchen Sie mit uns die Hostienbäckerei der Steyler Missionare.
Ein tiefes Brummen erfüllt die kleinen Räume der Hostienbäckerei in Mödling. Die Waffelmaschine arbeitet mit gewaltiger Lautstärke und enormer Hitze. Zwölf Waffeleisen werden im Kreislauf mit einem hellen, dünnflüssigen Teig begossen, schließen sich dann, tauchen in das Innere der Maschine, kommen wieder hervor und öffnen sich.
Jetzt ist Andrea Seif dran. Sie löst rasch die frisch gebackenen rechteckigen Teigplatten vom heißen Eisen, entfernt geschickt überschüssigen Teig und stapelt die Platten auf einem Tisch neben sich. Platten mit abgebrochenen Ecken werden beiseite gelegt. Diesen Hostienbruch holen sich oft Kindergärten und Erstkommuniongruppen, erzählt Johanna Nemetz, sie leitet die Hostienbäckerei der Steyler Missionare.
Wasser, glattes und griffiges Mehl – aus mehr besteht eine Hostie nicht. Doch die Zubereitung ist schwierig und echte Maßarbeit. „Das Mischverhältnis muss genau stimmen“, sagt Johanna Nemetz, „ist der Teig zu dünn, rinnt er davon, ist er zu klebrig, verpickt er die Maschine. Das Mehl ist auch nicht immer gleich, im Frühling und im Herbst ist es unterschiedlich klebrig. Da braucht es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um die richtige Mischung herzustellen.“
Seit 1926 hütet die Mödlinger Hostienbäckerewi dieses Geheimnis. Damals wurde noch auf kleinen Waffeleisen gebacken, die große Maschine ist seit 1972 in Betrieb und hat nun schon 47 Jahre auf dem Buckel. Damit sie weiterhin gut bäckt, wird sie von den Mitarbeiterinnen sorgfältig gepflegt und nach jedem Backtag gründlich – zwei bis drei Stunden lang – geputzt.
Die fertigen Teigplatten werden mit Dampf befeuchtet, damit sie beim Stanzen nicht zerbröseln. Gestanzt werden die Hostien in drei Größen, die kleinsten sind die Laienhostien, die größten die Konzelebrationshostien, mittelgroß die Priesterhostien.
Mehr als vier Millionen Hostien wurden im vergangenen Jahr in der Hostienbäckerei der Steyler Missionare gebacken. Zwei Mal in der Woche brummt die Waffelmaschine, an einem Backtag werden 60 Kilogramm Mehl verbraucht. Vor fünf Jahren waren es noch 80 Kilo. „Es werden immer weniger Hostien gebraucht“, erklärt Betriebsleiterin Johanna Nemetz, „es gibt weniger Gottesdienstbesucher, weniger Messen und Pfarren werden zusammengelegt.“ Besonders viele Bestellungen gibt es nach wie vor zu Ostern und zu Weihnachten.
Die ausgestanzten Hostien werden in der Rüttelmaschine über ein grobes Gitter geführt, durch das Bruchstücke durchfallen, und danach noch händisch aussortiert. Verpackt in Papier und Karton werden die Hostien, die in weiß und als dünklere Brot–hostien zu haben sind, einmal pro Woche in die Pfarren geschickt – nach Wien und Niederösterreich, aber auch ins Burgenland, in die Steiermark, nach Oberösterreich, Salzburg und sogar Osttirol. Sollte Ihnen am Urlaubsort der Geschmack der Hostie bekannt vorkommen, wissen Sie, warum.
Pfarren und Seelsorgeinstitutionen können direkt bei der Hostienbäckerei der Steyler Missionare Hostien bestellen. Glutenarme Hostien (Produktion in Deutschland) werden ebenfalls versandt. Telefon: 0664/621 69 03, E-Mail: Hostien@steyler.eu
Die Hostien sind gebacken – wie aber kommt nun Jesus da hinein? Wir fragen Steyler Missionar Franz Helm nach dem letztlich Unerklärlichen. "Es ist schwierig, wirklich zu verstehen, was in der Wandlung geschieht", räumt P. Franz Helm, Vizeprovinzial der Steyler Missionare in Mitteleuropa ein. Häufig wird von "Transsubstantiation" gesprochen. "In der alten scholastischen Philosophie hat man unter Substanz das Wesen der Dinge verstanden. Ein Sessel hat das Wesen eines Sessels. Aber wie er ausschaut, in welcher Erscheinungsform (Akzidens) er daherkommt, ist verschieden. Diese Philosophie hat man auf das Geheimnis der Wandlung angewandt, die sich im Brot vollzieht: Von der Akzidens her ist es weiter Brot, aber das Wesen hat sich verwandelt, es ist jetzt der Leib Christi.“
Ein modernerer Erklärungsversuch ist die Transsignifikation: "Das Brot bekommt die Bedeutung, dass Jesus Christus in unserer Mitte ist – er, der wie gebrochenes Brot ist, sein Leben für uns hingegeben hat, sich für uns hat verzehren lassen. Das ist dadurch in diesem Brot präsent, dass wir diese Gedächtnisfeier miteinander begehen, uns an das letzte Abendmahl erinnern, wo er diese Lebenshingabe, die er bereit war zu leben, ausgesprochen hat."
Fronleichnam ist für P. Franz Helm "ein ganz tolles Fest, weil hier das, was im Kirchenraum passiert, hinausgetragen wird in die Welt. Für mich ist es die Urform der Demo. Von einer Kundgebung, einer Manifestation für das geteilte Leben, für ein Brot für alle, wo niemand ausgeschlossen ist und alle Zugang haben, zu dem, was lebensnotwendig ist. Bei den Fridays For Future fällt mir auch Fronleichnam ein, weil es im Grunde darum geht."
Provinzial P. Stephan Dähler und
Vizeprovinzial P. Franz Helm (rechts)
verkosten mit Begeisterung Hostienbruch.