Ein griechisch-ägyptisches Papyrus soll weltweit ältester Brief eines Christen sein. Er liefert Hinweise auf Glaube, Alltag und Essensgewohnheiten früher Christen. In dem in altgriechischer Sprache verfassten Brief schreibt ein Mann namens Arrianus seinem Bruder Paulus über alltägliche Familienangelegenheiten.
Wissenschaftler der Universität Basel haben den weltweit ältesten Brief eines Christen entdeckt, erklärte die Hochschule am Donnerstag, 11. Juli 2019, in Basel. Der betreffende griechisch-ägyptische Papyrus, der schon lange in Besitz der Handschriftensammlung der Universität ist, konnte in neuen Untersuchungen auf das Jahr 230 nach Christus datiert werden. Der Papyrus sei damit mindestens 40 Jahre älter als alle übrigen weltweit bekannten christlich-dokumentarischen Briefe, informierte die 1460 gegründete Universität laut Bericht der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
In dem in altgriechischer Sprache verfassten Brief schreibt ein Mann namens Arrianus seinem Bruder Paulus über alltägliche Familienangelegenheiten. Beide waren nach Erkenntnissen der Basler Altertumswissenschaftler junge gebildete Söhne einer lokalen Elite, Landbesitzer und Träger öffentlicher Ämter.
Der Name Paulus weise auf eine früher Herkunft des Briefes hin und sei zu dieser Zeit ein "äußerst seltener Name" gewesen, erläuterte Historikerin Sabine Huebner. Und weiter: "Wir dürfen daraus ableiten, dass die im Brief genannten Eltern bereits Christen waren und ihren Sohn schon um 200 nach Christus nach dem Apostel benannt hatten."
Zudem verdeutliche die Grußformel am Ende des Texts den christlichen Hintergrund der Familie, so die Wissenschaftlerin. Arrianus wünscht seinem Bruder in der letzten Briefzeile, dass es ihm wohlergehen werde "im Herrn". Dies sei eine nur unter Christen gebrauchte Formulierung gewesen, erläuterte Huebner.
Der Brief gebe auch Einblicke in die alltäglichen Essensgewohnheiten. So schreibt Arrianus seinem Bruder: "Aber bitte schick mir auch die Fischsoße, von der Du glaubst, dass sie gut ist." Außerdem richtet er Grüße der Mutter aus.
Die Historiker interpretieren den Inhalt als Hinweis darauf, dass sich das alltägliche Leben der frühen Christen nicht sehr von ihrem nicht-christlichen Umfeld unterschied. Dies stehe im Gegensatz zu einer häufig in der Forschung vertretenen Auffassung, wonach die ersten Christen im Römischen Reich als weltabgewandte Sonderlinge gegolten hätten.
Der Papyrus "P.Bas. 2.43" ist bereits seit mehr als 100 Jahren im Besitz der Universität Basel. Die neuen Forschungen konnten nun auch den Fundort des Schriftstücks rekonstruieren. Er stammt demnach aus dem mittelägyptischen Dorf Theadelphia und wurde in einem der größten Papyrusarchive der römischen Zeit überliefert.