Claus Schenk von Stauffenberg war nach dem Zeugnis seines ältesten Sohnes Berthold ein "treuer Katholik".
Claus Schenk von Stauffenberg war nach dem Zeugnis seines ältesten Sohnes Berthold ein "treuer Katholik".
"Verrohung der Sprache und Gewalt nehmen zu, genauso wie Populismus, Ausgrenzung und radikale Ansichten", kritisiert Bischof Koch und mahnt: "Wir dürfen nicht wegschauen."
Zum 75. Jahrestag des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch zum Widerstand "gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz" aufgerufen. "Gemessen an den Verhältnissen im Dritten Reich leben wir in einer völlig anderen Gesellschaft", räumt Koch in einem Gastbeitrag für die Boulevardzeitung "B.Z." ein. "Dennoch wird die Ablehnung anderer Kulturen, Religionen und Denkweisen in unserem Land wieder hoffähig", so der Erzbischof.
"Verrohung der Sprache und Gewalt nehmen zu, genauso wie Populismus, Ausgrenzung und radikale Ansichten", kritisierte Koch und mahnte: "Wir dürfen nicht wegschauen." Der 20. Juli sei "ein Tag, der uns ermutigen sollte, für unsere Überzeugung einzustehen". Vor 75 Jahren versuchten die Attentäter um den Grafen Claus Schenk von Stauffenberg vergeblich, Adolf Hitler durch eine Bombe zu töten und das nationalsozialistische Terrorregime dadurch zu beenden.
Von Stauffenberg war nach dem Zeugnis seines ältesten Sohnes ein "treuer Katholik". Der Wehrmachtsoffizier, der für den vereitelten Umsturzversuch verantwortlich zeichnete, sei zwar "nicht besonders kirchenfromm" gewesen, sagt Berthold von Stauffenberg der Wochenzeitung "Die Tagespost". "Aber der Glaube war ihm wichtig, ohne dass er jetzt fanatisch katholisch war." Zumindest mit seinen Kindern sei der Vater in die Kirche gegangen, habe die katholische Familientradition hochgehalten. Auch hätten katholische Moralvorstellungen für ihn eine große Rolle gespielt.
Generell seien Katholiken gegen Hitler immuner gewesen, sagte Berthold von Stauffenberg. So sei die "überhöhte religiöse Bedeutung", die der Fahneneid im Wilhelminismus bekommen habe, "uns katholischen Süddeutschen fremd". Der preußische Adel habe außerdem mit dem Ende der Monarchie 1918 das Problem gehabt, dass ihm "der Kaiser als oberster Bischof fehlte". Die Katholiken dagegen hätten weiter "ihren Papst als ultramontane Konterinstanz" gehabt.
Den Vorwurf, auch sein Vater sei Antisemit gewesen, wies Berthold von Stauffenberg zurück. "Er war aber auch kein Judenfreund", ordnete er dessen Haltung in die Zeitumstände ein. "In Europa, nicht nur in Deutschland, war man damals nicht judenfreundlich." Man habe die Juden nicht gemocht, deswegen aber nicht gehasst. "Umbringen wollte man sie deswegen nicht. Das haben erst die Nazis getan."
Berthold von Stauffenberg war zehn Jahre alt, als sein Vater unmittelbar nach der gescheiterten Erhebung in Berlin erschossen wurde. Später diente er als Generalmajor in der Bundeswehr. In dem Interview bezeichnet er Claus von Stauffenberg in seiner Haltung zu Wahrheit, Moral und Menschenrechten als sein persönliches "absolutes Vorbild". Dabei mache ihn der Gedanke demütig, ob auch er den Mut, die Kraft und die Klarsichtigkeit gehabt hätte, "zu tun, was er tat".