Insgesamt wurden 500.000 Menschen Opfer dieses Verbrechens, das auf Romani als "Porrajmos" bezeichnet wird.
Insgesamt wurden 500.000 Menschen Opfer dieses Verbrechens, das auf Romani als "Porrajmos" bezeichnet wird.
Christen erinnern an den "Porrajmos", den Genozid des NS-Regimes an Rom und Sint. "Konferenz Europäischer Kirchen": "Kirchen müssen wachsam sein und gegen jede Form der Diskriminierung auftreten."
Anlässlich des Holocaust-Gedenktags für Sinti und Roma am 2. August 2019 gedachte die "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC) der Ermordung von 4.000 Menschen im sogenannten "Zigeunerlager" des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. In einer Erklärung zum 75. Jahrestag des Genozids betonte die ökumenische Organisation der orthodoxen, anglikanischen, altkatholischen, evangelischen Kirchen Europas, dass die Diskriminierung gegen Roma und Sinti nicht nur "eine Erinnerung der Vergangenheit" sei, sondern weiterhin andauere. Die Kirchen müssten "wachsam" sein und gegen jede Form der Diskriminierung auftreten; es sei ihre Aufgabe, die Menschenrechte vor allem der verletzlichsten und stigmatisierten Bevölkerungsteile zu verteidigen, so die CEC.
In der Nacht zum 3. August 1944 wurden die im KZ verbliebenen Roma und Sinti - fast alles Frauen und Kinder - von der SS in die Gaskammern getrieben und ermordet. Insgesamt wurden 500.000 Menschen Opfer dieses Verbrechens, das auf Romani als "Porrajmos" bezeichnet wird.
Heute ist der 2. August, der 2015 vom Europäische Parlament zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erklärt wurde, der Symboltag des von den deutschen Nationalsozialisten verübten Genozids an den heute Roma und Sinti genannten Zigeunern. In diesem Jahr wurde er mit Gedenkfeiern in Krakau und Auschwitz begangen, an denen u.a. auch Holocaustüberlebende teilnahmen.
Der 2. August rufe in Erinnerung, dass es auch heute gegenüber der "großen minoritären Gruppe der Rom und Sinti" in Europa Diskriminierung gebe, erinnerte die CEC. Jede Woche würden neue Akte der Gewalt gegen Roma und Sinti bekannt, die auf das Konto von Gruppierungen gehen, die sich Rassenhass-Fantasien verschrieben haben. Ebenso gebe es Berichte über systematische Benachteiligung von Roma und Sinti durch Behörden.
Die CEC kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Hass-Rhetorik von Politikern, "auch von solchen, die sich als Christen bezeichnen". Umso mehr sei es die Aufgabe der Kirchen, Klarheit zu schaffen, betonte die ökumenische Organisation: Die Menschen sind gleich und alle nach dem Bild Gottes geschaffen.
In Form eines Auschwitz-Gedenkmarsches erinnerten 1.000 Schüler und Studenten aus allen Teilen Europas an den "Porrajmos". Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die an der von der römischen Basisgemeinschaft Sant'Egidio inspirierten Bewegung "Jugend für den Frieden" teilnahmen, legten am Gedenkstein für die ermordeten Roma und Sinti Blumen nieder.
In einer am 2. August verbreiteten Erklärung von Sant'Egidio hieß es: "Die Erinnerung an den durch rassistische Ideologien provozierten Genozid ruft dazu auf, der Verbreitung von diskriminierenden und gewalttätigen Verhaltensweisen in der Gesellschaft entschlossen entgegenzuarbeiten". Notwendig sei vielmehr die volle Integration der Roma und Sinti, vor allem der Kinder und Jugendlichen, im schulischen, Gesundheits- und Wohnbereich.
Menschenrechtler mahnten anlässlich des Gedenktages auch dazu, dem Hass auf die Minderheit entgegenzutreten. "Das Gedenken an die Opfer der grausamen nationalsozialistischen Verfolgung muss verbunden sein mit dem Einsatz für die gleichen Rechte und dem Schutz vor Verfolgung, Hetze und Diskriminierung", erklärte das Deutsche Institut für Menschenrechte.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warf der EU anlässlich der Gedenkfeier Ideenlosigkeit angesichts eines erstarkenden Antiziganismus vor. Die Roma-Dekade der EU liege nun fast fünf Jahre zurück, erinnerte der GfbV-Bundesvorsitzende Jan Diedrichsen in Krakau. Noch immer sei "keine Strategie zu erkennen, wie die EU die verfolgten europäischen Minderheiten der Sinti und Roma schützen und fördern" wolle. Es brauche einen "europaweiten Masterplan", forderte Diedrichsen.