Die Vikariatseinteilung geht auf die Diözesansynode zurück, die vor 50 Jahren stattfand.
Die Vikariatseinteilung geht auf die Diözesansynode zurück, die vor 50 Jahren stattfand.
Erzdiözese Wien will auf vier zentrale Ereignisse in ihrer Geschichte zurückblicken. Strukturreform vom Jahr 1969 wird bei der aktuellen Feier sicher besonders intensiv beleuchtet.
Am 14. September 2019 feiert Kardinal Christoph Schönborn um 9.30 Uhr im Wiener Stephansdom eine große Jubiläumsfestmesse. Dabei will die Erzdiözese Wien auf vier zentrale Ereignisse in ihrer Geschichte zurückblicken: Vor 550 Jahren wurde die Diözese Wien gegründet; vor 50 Jahren wurde die Aufteilung in drei Vikariate beschlossen und auch die Wiener Diözesansynode fand statt; und schließlich war es am 14. September 1995, als Christoph Schönborn das Amt als Wiener Erzbischof antrat.
Die Strukturreform vom Jahr 1969, mit der Vikariatsidee, wird bei der aktuellen Feier sicher besonders intensiv beleuchtet. Denn die Reform hat massiv geholfen, dass die Seelsorge in der großen Erzdiözese Wien nie über einen anonymen Apparat als Oberinstanz stöhnen musste. Zurück geht die Vikariatseinteilung auf einen Beschluss der Wiener Diözesansynode. Die Synode unter der Leitung von Kardinal Franz König sollte die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) beraten und für die Erzdiözese Wien adaptieren.
Seither ist das kirchliche Leben in den zwei östlichen Vierteln Niederösterreich über die Bischofsvikare für den Norden und den Süden, in Wien über den Bischofsvikar des Stadtvikariats, weiters über die Dechanten und den pastoralen Vikariatsrat organisiert. Das Vikariat unter dem Manhartsberg deckt das Weinviertel und Marchfeld ab, das Vikariat unter dem Wienerwald erstreckt sich über das Industrieviertel, und das Vikariat Stadt umfasst die 23 Wiener Bezirke inklusive Klosterneuburg.
Im Anschluss an die Messe im Stephansdom am 14. September folgen um 11.30 Uhr im Hof des Erzbischöflichen Palais Impulsstatements der Bischofsvikare Stephan Turnovszky - auch österreichischer Jugendbischof -, P. Petrus Hübner und Dariusz Schutzki zu den diözesanen Zukunftsthemen Mission, Jüngerschaft und Strukturen. Zuvor werden noch im Dom den neu gewählten Vikariatsräten durch den Erzbischof die Dekrete überreicht.
Der Blick wird an dem Tag aber auch auf das Jahr 1469 zurückgehen, als Papst Paul II. mit der Bulle "In supremae dignitatis specula" die Diözese Wien gründete. Sie ist seit 1722 Erzdiözese und hat seither eine Führungsrolle in der österreichischen Kirche inne. Auch bei den Katholikenzahlen - aktuell knapp 1,18 Millionen - ist Wien weiterhin Nummer Eins.
Kardinal Schönborn hatte zum Beginn des Wiener diözesanen Jubiläumsjahres auch auf die zahlreichen aktuellen Herausforderungen hingewiesen: "Lange waren die Katholiken die große Mehrheit der Bevölkerung. Heute sind sie in Wien nur noch ein Drittel. Wie sieht die Zukunft der Erzdiözese Wien, der katholischen Kirche in unserem Land aus? Skandale haben für viele die Glaubwürdigkeit der Kirche erschüttert. Kirchenaustritte sind die Folge", konstatierte der Wiener Erzbischof.
Trotzdem sei er zuversichtlich, denn in ihrer 550-jährigen wechselvollen Geschichte habe die Kirche von Wien sich immer wieder erneuert: "Sie lebt aus dem Gottvertrauen. Was hat Wien nicht alles in dieser Zeit erlebt! Und die Kirche und die Menschen dieser Stadt! Kriegsnöte und Glanzzeiten, politische Wirren und Zeiten des Friedens. Zwei Türkenbelagerungen (1529 und 1683), die Reformationszeit und die Blüte des Barock, die Kaiserzeit und die Republik, zwei Weltkriege und die Zeit des Wiederaufbaus."
Obwohl die Diözese schon 1469 errichtet worden war, trat der erste Wiener Bischof - der Tiroler Leonhard von Spaur - erst 1471 sein Amt an, war allerdings nur Administrator. Erster echter Bischof war der Slowene Georg Slatkonia (Jurij Slatkonja; 1513-1522), der auch die Hofmusikkapelle leitete.
Die Gegenreformation brachte bedeutende Bischofspersönlichkeiten nach Wien, darunter Kardinal Melchior Khlesl (1613-1630), Fürstbischof Philipp Graf Breuner (1629-1669) und Wilderich von Walderdorff (1669-1680). Unter dem Kroaten Sigismund Graf Kollonics wurde Wien am 1. Juni 1722 durch Papst Innozenz XIII. mit der Bulle "Suprema dispositione" in den Rang einer Erzdiözese erhoben. Von der Diözese Passau kam 1729 das Gebiet bis zur Piesting zur neuen Erzdiözese und Kaiser Joseph II. erreichte den Verzicht Passaus auf die Pfarren im Distrikt unter dem Manhartsberg. Schließlich kam 1785 auch der Süden mit Wiener Neustadt, ein damals aufgelassenes Bistum, hinzu.
Bedeutende Wiener Erzbischöfe in der Monarchie waren die Kardinäle Othmar Rauscher (1853-1875), der am Ersten Vatikanischen Konzil teilnahm, sowie Rudolf Kutschker (1876-1881) und Anton Josef Gruscha (1890-1911). Den Umbruch 1918 begleitete Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1911-1932), im Nationalsozialismus und während der Besatzung versuchte Kardinal Theodor Innitzer (1932-1955) die nicht immer glückliche Gratwanderung.
Kardinal Franz König (1955-1986) brachte der Kirche von Wien erstmals hohes Ansehen in der Weltkirche. Die Entstehung der Vikariate der Erzdiözese Wien geht wie vieles andere auf ihn zurück. Die Umsetzung der Reformen erfolgte durch die Wiener Diözesansynode (1969-1971); diese wiederum stand im Zusammenhang mit dem damals begangenen Jubiläum "500 Jahre Diözese Wien".
Die Ära von Kardinal Hans Hermann Groer (1986-1995) ist trotz Verdiensten auf den Gebieten Jugend, Ordensleben und Berufungspastoral vom Missbrauchsskandal überschattet. Die Lenkung der Erzdiözese in den anschließenden Krisenjahren erforderte vom 1995 als Koadjutor und noch im selben Jahr als Ordinarius ins Amt gekommenen Kardinal Christoph Schönborn viel Geschick.
2008 startete Kardinal Schönborn einen umfassenden Reformprozess für und mit Wiens Katholiken. Er ist bis 2022 anberaumt. Bis dahin will die Erzdiözese Wien eine Ausrichtung der Pastoral auf Jüngerschaft und Mission vollziehen und ihre Pfarrorganisation neu gestalten. Als Grund dafür gelten die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, aber auch der Priestermangel und der Rückgang der Katholikenzahlen.