Jugendbischof Stephan Turnovszky unterstützt "Fridays for Future"-Bewegung "auf der Basis meines christlichen Glaubens".
Jugendbischof Stephan Turnovszky unterstützt "Fridays for Future"-Bewegung "auf der Basis meines christlichen Glaubens".
Vertreter christlicher Kirchen und verschiedener Religionsgemeinschaften gingen zusammen mit rund 30.000 Jugendlichen in Wien und anderen Landeshauptstädten auf die Straße.
An den "Earth Strike"-Demonstrationen am haben sich neben den rund 30.000 Jugendlichen alleine in Wien auch kirchliche Organisationen sowie Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften beteiligt. Magdalena Bachleitner, Bundesvorsitzende der zum Streik aufrufenden Katholischen Jugend (KJÖ), nannte es im Gespräch mit "Kathpress" wichtig, dass auch die Kirche und ihre Organisationen bei den Protesten gegen das zu geringe politische Engagement gegen die Klimaveränderung präsent ist. Denn: "In seine Enzyklika 'Laudato si' hat uns Papst Franziskus schon sehr eindrücklich gezeigt, dass die Schöpfung auch in unserer Verantwortung liegt." Seit dem Papstschreiben sei schon viel an Bewusstseinsänderung passiert, sagte Bachleitner.
Die KJÖ-Vorsitzende wies darauf hin, dass viele der protestierenden Jugendlichen noch nicht wahlberechtigt sind und Politik und Gesellschaft ihnen nur wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten bieten. Deshalb sei es verständlich, "dass die Jugendlichen jetzt die Form des Streiks gewählt haben um gehört zu werden". Die Katholische Jugend beteiligte sich am "Earth Strike" auch in den Landeshauptstädten. Der Streik sei zunächst nur eine Form um Aufmerksamkeit zu bekommen, so Bachleitner. Um tatsächlich etwas zu verändern, werde es natürlich auch eine Form des Dialogs geben müssen.
Zu Mittag starteten am Freitag in Wien drei Protestzüge ausgehend vom Praterstern, Hauptbahnhof und Westbahnhof, um eine ernsthafte Umweltpolitik einzufordern. Die drei Demo-Züge standen laut Veranstaltern für die großen gesellschaftlichen Bereiche Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Bei der Zwischenkundgebung am Karlsplatz war auch Jugendbischof Stephan Turnovszky dabei, der mehrfach seine Unterstützung für die "Fridays For Future"-Bewegung bekundet hatte. Auch wenn die katholische Kirche weder eine NGO noch Teil einer bestimmten Ökologie-Bewegung sei, "ist es völlig klar, dass man nicht bloß zusehen darf", betonte Turnovszky.
Als sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Jugendlichen unterzeichnete Turnovszky gemeinsam mit anderen Religionsvertretern am Montag eine Grundsatzerklärung der Initiative "Religions for Future". "Wir wollen diese Initiative aus unseren verschiedenen Glaubensüberzeugungen heraus im Respekt voreinander und vor jedem Menschen unterstützen", denn man teile die Sorge um das gemeinsame Haus der Erde und trage Mitverantwortung für dessen Erhaltung in gutem Zustand, heißt es darin.
Zum "Earth Strike" am Freitag sagte Jugendbischof Turnovszky: "Ich unterstütze 'Fridays for Future' auf der Basis meines christlichen Glaubens: Er lehrt mich Ehrfurcht vor Gottes guter Schöpfung und Sorge um die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen." Schon bei der ersten Klima-Kundgebung im Mai sei er selbst mitgegangen und werde dies fortsetzen, "hoffentlich mit vielen anderen, ohne die jungen Leute vereinnahmen zu wollen und ohne von ihnen vereinnahmt zu werden".
Die Erde sei dem Menschen "zur Obsorge anvertraut", betonte der Bischof. Dieser "von Gott für das Leben in Fülle geschaffener Reichtum" dürfe nicht zerstört werden. Ausdrücklich begrüßte Turnovszky das ökologische Umdenken in Pfarren und die Implementierung des Prinzips Nachhaltigkeit in den Diözesen. Dazu gehören konkrete Maßnahmen wie die Inanspruchnahme erneuerbarer Energie, ökologische Veranlagungsregeln für die kirchlichen Finanzen ebenso wie ökologische Gemeindeprojekte.
Viele Jugendliche brachten selbst bemalte Plakate und Transparente zur Kundgebung mit. "Schützt die Erde, wir haben nur eine!", "No time to lose" und "Es gibt keinen Plan(eten) B" stand darauf zu lesen. Das Engagement der Schüler unterstützt auch der lutherische Bischof Michael Chalupka. "Es ist gut, dass die Jugendlichen protestieren. Das sind wichtige Erfahrungen, die weit über das hinausgehen, was man sonst lernen kann", verteidigte er als Mitdemonstrant den Nichtschulbesuch am Freitag. Schulbesuch sei wichtig, aber man dürfe auch das gesellschaftliche Engagement nicht vernachlässigen, so Chalupka.
Für den Bischof "geht um die Zukunft der jungen Generation. Deshalb ist es auch wichtig, dass auch jene auf die Straße gehen, die nicht mehr so jung sind", begründete Chalupka seine Teilnahme. Außerdem sei es wichtig, dass bei den Protesten auch die Kirche präsent ist: "Es geht darum, dass alle Teile der Gesellschaft zusammenwirken. Und den Kirchen ist es ja seit vielen Jahren ein Anliegen, die Schöpfung zu bewahren." Der Konziliare Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sei schon vor 30 Jahren ins Leben gerufen worden, erinnerte er. Den engen Zusammenhang zwischen Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung - jetzt im Begriff "Klimagerechtigkeit" gebündelt - sei etwas, "das wir als Kirche einbringen können", erklärte Chalupka.
Die Vereinigung der Ordensschulen Österreichs (VOSÖ) hatte schon im Laufe der Woche erklärt, dass Schülern die Teilnahme an den Protesten ermöglicht werden soll. Die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten der Schüler mussten dazu ein Ansuchen um Freistellung vorlegen. Die Beteiligung am "Earth Strike" sei zwar ein privates Engagement, dennoch sei es auch ein Erziehungsziel an den VOSÖ-Schulen, junge Menschen zu "verantwortungsbewussten, empathiefähigen, spirituellen und fachlich kompetenten Menschen" zu erziehen, die bereit seien, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen, betonte VOSÖ-Geschäftsführerin Maria Habersack in einer Aussendung.