Begegnung von Kardinal Schönborn und den ständigen Diakonen der Erzdiözese Wien am 9. November 2019.
Begegnung von Kardinal Schönborn und den ständigen Diakonen der Erzdiözese Wien am 9. November 2019.
Gut hundert Diakone und Ehefrauen ließen sich am 9. November die Gelegenheit nicht entgehen, einen ganzen Tag mit ihrem Bischof zu verbringen. Er hatte viel zu erzählen, und er wurde sehr persönlich.
Durch seinen Religionslehrer hat Schönborn mit elf Jahren zu jener tiefen Christus-Beziehung gefunden, die ihn sein ganzes Leben getragen hat. Trotz vieler Umwege. Etwa, als er – 22-jährig und Dominikaner – mit der deutschen Studentenbewegung sympathisierte und lange sogar aufs Beten vergaß. Oder als jüngster Professor in Fribourg, als er vor Anfeindungen fliehen wollte.
Da wurde „sein“ Jesus amtlich: „Wennst beim Schöni Prüfung hast, musst Chalcedon kennen“, raunten einander die Studenten zu. Im Konzil von Chalcedon wurden ja die zwei Naturen Christi definiert: unvermischt, unveränderlich, ungetrennt und unteilbar. 1996 durfte er sogar die Exerzitien für Johannes Paul II. halten, 22 Vorträge unter dem Generalthema „Die Kirche lieben“. Sie sei wie Christus göttlich und (oft allzu) menschlich.
Wie bin ich mit Krisen umgegangen?
Zu Weihnachten 1945 – der kleine Christoph war kaum ein Jahr alt – musste die Familie aus Böhmen fliehen und fand erst 1951 eine neue Heimat in Vorarlberg. Die Eltern führten eine „Kriegsehe“, sie sprachen kaum miteinander und irgendwann gar nicht mehr. „Aber sie haben mich in ihre Scheidung nicht hineingezogen, das rechne ich ihnen hoch an.“
Offen sprach der Kardinal über die Spannungen in seinem Leben. Nähe oder Distanz, Tätigkeit oder Muße, flüchten oder standhalten, über Krisen in der Kirche – von Groer bis Schüller – und der Gesellschaft. „Spannungen gehören zum Leben, erst am Friedhof enden sie.“ An die Diakone adressiert sagte er: „Die Kirche sollte mehr auf die Spannungen in der Gesellschaft hinschauen. Da seid ihr Diakone besonders prädestiniert! Durch Beruf und Familie lebt ihr in der Mitte der Gesellschaft und seid die ‚Außenminister‘ der Kirche.“
Was brachte die Amazonien-Synode?
Der Kardinal betonte zwei Punkte, die in den Medien unbeachtet blieben: Erstens war die Synode eine Regionalkonferenz für Amazonien, das so groß wie Europa ist und sich über neun Staaten erstreckt. Von rund 250 Teilnehmern, Bischöfen und Fachleuten, waren nur vier Bischöfe aus Europa.
Zweitens hießen die Themen Ökologie und Seelsorge in dieser Region, nicht die Ämterfrage. Schönborn hat „viel zugehört und viel gefragt“. In der Ökologie stellte sich die Kirche kompromisslos auf die Seite der indigenen Ureinwohner im Regenwald. In der Seelsorge waren die Meinungen differenzierter. Hier die Sorge wegen des rasanten Wachstums der Freikirchen, die im Gegensatz zu den Katholiken vor Ort sind und sehr emotional von Jesus sprechen, dort die Meinung, wozu etwas ändern, die Laien machen eh alles. Schließlich empfahl eine klare Zweidrittel-Mehrheit dem Papst, dass „bewährte Ständige Diakone auf Bitte der Gemeinde vom Bischof zu Priestern geweiht“ werden sollen.
In der Sache der Frauenämter empfahl der Kardinal, nicht Unerreichbares zu fordern, sondern Schritte zu setzen wie Begräbnisleitung oder Gemeindeleitung. Die „Diakonin“ scheitert derzeit an der Hürde, dass die Kirche nur ein Weihesakrament (in den drei Stufen Diakon, Priester, Bischof) kennt.