Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit zählt zu den größten privaten Betreuungseinrichtungen von schwer pflegebedürftigen Menschen in Österreich.
Auf die positiven Auswirkungen, wenn in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen auf religiöse und spirituelle Bedürfnisse von Patienten eingegangen wird, hat die renommierte Schweizer Gesundheitsexpertin Maya Zumstein-Shaha in Wien hingewiesen. Die Dozentin an der Berner Fachhochschule für Gesundheit und Pflege betonte beim ersten Pflegesymposium im neuen Seminarzentrum des Hauses der Barmherzigkeit (HB), dem Campus Collegialität" am Donnerstag, 21. November 2019 in Wien-Ottakring, "Spiritual Care" trage wissenschaftlich belegt zum Wohlbefinden bei. In der Praxis werde vom Fachpersonal im Gesundheitsbereich jedoch noch immer zu wenig nach den spirituellen Bedürfnissen der Betreuten gefragt.
"Bei vielen Menschen sind Religiosität und Spiritualität tief verankert und werden gerade in Krisensituationen wie bei schwerer Krankheit besonders bedeutsam", sagte Zumstein-Shaha. Fehlt es an Spiritual Care, könnten sich Folgen wie gesteigerte Ängstlichkeit oder eine Verschlechterung des physischen wie psychischen Zustands zeigen. Deshalb gelte es, Spiritual Care im Pflege- und Gesundheitsbereich durch bestmögliche Rahmenbedingungen zu fördern. Es gehe dabei um einen interdisziplinären Zugang, der von verschiedenen Fachpersonen mitgetragen werden müsse - "die Pflege ist nur ein Teil davon".
HB-Institutsdirektor Christoph Gisinger freute sich über den großen Andrang von Interessierten im neuen Seminarzentrum. Einen Tag lang standen beim Symposium die Themen Werte, Pflege und Betreuung im Mittelpunkt der Reden und Vorträge.
Andrea Kapounek, als Geschäftsführerin der Wiener HB-Einrichtungen auch Initiatorin der Tagung, nannte Werte wie Beziehungsarbeit, Gesprächsführung, Information und Beratung oder die Begleitung von Angehörigen, die fest in der Unternehmensstruktur verankert und von Führungskräften wie Teammitgliedern gelebt werden müssten. "Wir pflegen und betreuen besonders schützenswerte Menschen, die auf unsere ethisch sensible Haltung angewiesen sind", so Kapounek.
Dass sich im Haus der Barmherzigkeit mit seinen rund 1.800 Mitarbeitern geballte Expertise befindet, zeigte sich auch in weiteren Vorträgen: Daniela Metzenbauer, die Leiterin der Pflegeberatung im Pflegekrankenhaus Seeböckgasse, ging in ihrem Beitrag auf "Schamkompetenz" ein; Christine Ottinger, Pflegeberaterin im Pflegekrankenhaus Tokiostrasse, beleuchtete das humanistische Menschenbild in der psychiatrischen Pflege. HB-Hospiz-Leiterin Pauline Zimmel berichtete über ihren Alltag im Hospiz Stephansheim und Helga Haselmayer, die Leiterin der Pflege und Fachberatungen, über das "Selbstorganisierte Team" im "Haus der Barmherzigkeit Integrationsteam" (HABIT).
Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit zählt zu den größten privaten Betreuungseinrichtungen von schwer pflegebedürftigen Menschen in Österreich. Es bietet den Patienten "Langzeitbetreuung mit Lebensqualität". In sieben Pflegekrankenhäusern und -heimen in Wien und Niederösterreich werden rund 1.200 geriatrische Bewohner und Bewohnerinnen betreut. In 15 Wohngemeinschaften und fünf Tageszentren begleiten die HB-Mitarbeiter rund 400 jüngere Klienten mit mehrfachen Behinderungen. "Neben bestmöglicher Pflege und medizinischer Versorgung legen wir besonderen Wert auf einen selbstbestimmten und abwechslungsreichen Alltag", teilte das Haus der Barmherzigkeit mit, das unter der Patronanz des Erzbischofs von Wien steht. Als Institut kirchlichen und öffentlichen Rechts agiert es als eine eigenständige Rechtspersönlichkeit, wobei die einzelnen Einrichtungen als Teilbetriebe organisiert sind.