„Ich habe keinen Tag bereut, weil ich die Menschen mag“, sagt der 58. Bischof der Diözese Graz-Seckau.
„Ich habe keinen Tag bereut, weil ich die Menschen mag“, sagt der 58. Bischof der Diözese Graz-Seckau.
Dieses Zwischenresümee über die ersten fünf Bischofsjahre hat Wilhelm Krautwaschl in einem Gespräch gezogen, das auf der Website seiner Diözese Graz-Seckau veröffentlicht wurde.
Die größte Freude empfinde er in seinem Amt, wenn er merke, dass er Menschen durch Zuspruch von Mut helfen und sie sich an der Frohbotschaft aufrichten und wachsen können. Krautwaschl hatte am 14. Juni 2015 im Grazer Dom die Weihe zum 58. Bischof der steirischen Kirche empfangen. Er habe seither keinen Tag bereut, sagte er - "weil ich die Menschen mag".
Die Zeit sei "wie im Flug vergangen", so Krautwaschl rückblickend. Begonnen hatte sein Dienst mit einem Tiefschlag, als am 20. Juni 2015 ein Amokfahrer in Graz drei Menschen tötete und 36 weitere verletzte. Ihn selbst habe dieses Ereignis "tief getroffen" und alles Reden von Hoffnung und Positivität erschüttert. Demgegenüber sei der "Höhepunkt" seiner bisherigen Bischofszeit das 800-Jahr-Jubiläum der heute knapp 800.000 Katholiken umfassenden Diözese Graz-Seckau 2018 gewesen, mit Jubiläumsbühnen im ganzen Land und einem zentralen Fest.
Statt über Austrittszahlen zu jammern, sei ein "Bemühen, so gut wie möglich Kirche zu leben" angesagt, befand Krautwaschl. Tiefe Sehnsucht nach Gott und seinem Segen sei bei den Menschen durchaus vorhanden, dies zeige beispielsweise die große Teilnahme an der Osterspeisensegnung. Weiterhin könne die Kirche die "zeitlose Botschaft Jesu" der Solidarität und Nächstenliebe anbieten, von Glaube, Liebe und Hoffnung: Es handle sich dabei um "Tugenden, ohne die keine Gesellschaft funktioniert" und um "Kitt, der uns als Menschheit zusammenhält und wachsen lässt".
In der Corona-Krise sei die spirituelle Sehnsucht nach Hoffnung und Zuversicht ganz besonders spürbar gewesen. Bischof Krautwaschl verwies hier auf den Ruf nach öffentlichen Gottesdiensten und ebenso plötzlich nicht mehr möglichen Sakramentenfeiern wie Taufen, Hochzeiten, Erstkommunionen und Firmungen, der immer lauter geworden sei. Die überraschend hohe Teilnahme an Gottesdiensten im Internet und im Fernsehen habe ein "großes Bedürfnis" erkennen lassen und aufgezeigt, "wie wichtig es ist, Hoffnung und Zuversicht zu teilen und eine christliche Gemeinschaft zu leben".
Diözesanreform verzögert sich
Eine Corona-bedingte Verzögerung auf das Jahr 2021 kündigte Krautwaschl für den Abschluss des von ihm eingeleiteten Reformprozess seiner Diözese an. Die Umstrukturierung soll 388 Pfarren und andere kirchliche Bereiche in 50 Seelsorgeräume bündeln und die gemeinsame Verantwortung von Priestern, Diakonen und Laien hervorheben. Der Bischof verwies dabei auf die in Zukunft noch höhere Bedeutung, die den Getauften und Gefirmten in der Kirche zukomme. Gemeinsam und "synodal" gelte es "Kirche zu leben, jenen Weg, der von Papst Franziskus vorgegebenen und vorgelebt wird".
Angesprochen auf Forderungen nach einer Aufwertung der Leistungen der Frauen in der Kirche erklärte der steirische Oberhirte, er merke "schon bei uns Bischöfen, dass einige vorauslaufen und für andere jeder Schritt zu viel ist". Die Herausforderung laute hier, zwischen teils gegensätzlichen Positionen auf Weltebene "den fortschrittlichen Weg der Mitte zu finden, der weltweit passen muss". Es handle sich dabei um "einen Prozess und manchmal eine Last", bekannte der Bischof. Die eine Lösung für die ganze Welt gebe es dabei nicht; dies sei auch der Grund, warum Papst Franziskus regionale Synoden eingeführt habe und damit auf lokale Bedürfnisse eingehen wolle.