"In Moria werden christliche Werte verraten", betont die Professorin für Religionspädagogik, Lehner-Hartmann, in einem vom Institut für praktische Theologie an der Universität Wien erstellten Youtube-Video.
"In Moria werden christliche Werte verraten", betont die Professorin für Religionspädagogik, Lehner-Hartmann, in einem vom Institut für praktische Theologie an der Universität Wien erstellten Youtube-Video.
Wiener Theologin Lehner-Hartmann produzierte Kurzvideo zur Frage, ob der Umgang mit den Menschen in Moria als "christlich-sozial" bezeichnet werden kann. Scharfe Kritik am Handeln der österreichischen Regierung auch im Blog "theocare.network".
Scharfe Kritik an der europäischen und speziell der österreichischen Flüchtlingspolitik angesichts des Umgangs mit den Menschen im niedergebrannten Flüchtlingslager Moria haben die Wiener Theologinnen Andrea Lehner-Hartmann und Regina Polak geäußert.
"In Moria werden christliche Werte verraten", betont die Professorin für Religionspädagogik, Lehner-Hartmann, in einem vom Institut für praktische Theologie an der Universität Wien erstellten Youtube-Video. Wer den Menschen dort nur Akuthilfe biete, jedoch jede Perspektive auf ein Leben in Europa verweigere, der könne "nicht den Anspruch erheben, christlich-sozial zu handeln". Christlich-soziales Verhalten sei "weder situationselastisch noch flexibel", kritisierte die Theologin eine entsprechende Formulierung von Kanzler Sebastian Kurz.
In einem auf dem Blogportal "theocare.network" publizierten Beitrag führt Lehner-Hartmann die im Video geübte Kritik weiter aus: Der Umgang mit Geflüchteten insgesamt und in Moria im Speziellen "nagt an der Glaubwürdigkeit unserer Grundwerte" und zeuge von einer "rohen Bürgerlichkeit", bei der "soziale Ungleichheit auf nationaler wie internationaler Ebene in abwertende Ungleichwertigkeit transformiert" werde. "Wollen wir unsere nächsten Generationen auf diese Haltung roher Bürgerlichkeit einschwören?", fragt die Theologin. "Was lernen zukünftige Generationen, wenn sie erleben, dass religiös und weltanschaulich aufgeladene Begriffe, die ein menschenwürdiges Leben aller zum Ziel haben, nicht mehr als relevant angesehen werden? Oder so umdefiniert werden, dass sie nur mehr das eigene Verhalten rechtfertigen?"
Ähnlich scharfe Kritik an der österreichischen Regierung in Sachen Moria hatte bereits vor einer Woche (17. September) auf "theocare.network" die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak geäußert. Der Umgang der österreichischen Politik mit Moria biete ein "beschämendes Schauspiel", wenn etwa Migranten grosso modo als gewaltbereit stigmatisiert würden, denen daher kein Asyl gewährt werden dürfe. Auch der Hinweis auf einen angeblichen "Pull-Faktor" bei einer Aufnahme von Flüchtlingen sei zum einen wissenschaftlich nicht belegt, zum anderen zeuge dies von einem Vorrang der Ideologie vor den konkreten, hilfsbedürftigen Menschen, so Polak.
Dagegen hielt die Theologin fest, dass die Menschen in Moria nicht Täter, sondern Opfer seien - und dies gleich in mehrfacher Hinsicht: Sie seien Opfer von Krieg und Armut, von Schleppern, auch Opfer einer Flüchtlings- und Asylpolitik, "die seit Jahren stagniert und ihnen Zukunftsperspektiven verweigert". Zudem seien sie Opfer von Brandstiftern geworden und nun von politischen Interessen. Dagegen beharre der biblische Glaube darauf, "dass es keine Opfer geben soll". Christen seien daher dazu aufgerufen, sich aktiv an den Debatten über Migration und Asyl zu beteiligen - auch wenn sie noch so schmerzhaft und mühsam seien. "Die Gesellschaft benötigt dringend die Stimmen und Ideen der differenzierten und ausgewogenen Mitte."
Link zum Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=Me00JqnfxRU
Link zu den Blogbeiträgen: https://theocare.wordpress.com/2020/09/24/christlich-sozial-nur-eine-frage-der-interpretation/ (Lehner-Hartmann)
https://theocare.wordpress.com/2020/09/17/moria-regina-polak/ (Polak))