Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag, 3. Juni 2018 auf dem römischen Petersplatz.
Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag, 3. Juni 2018 auf dem römischen Petersplatz.
Papst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz: Reale Gegenwart Christi in Brot und Wein "verbrennt in uns jegliche egoistische Haltung".
Die Bedeutung des von ihm am Sonntag in der römischen Hafenstadt Ostia gefeierten Fronleichnamsfestes hat Papst Franziskus beim traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz hervorgehoben. Jedes Mal, wenn Katholiken Eucharistie feierten, erlebten sie den neuen Bund mit Gott, "der sie - wie klein und arm sie auch sind - zu Mitarbeitern der Geschichte nach Gottes Plan" mache. Die reale Gegenwart Christi in Brot und Wein, "verbrennt in uns jegliche egoistische Haltung, reinigt uns von der Tendenz, nur dann zu geben, wenn wir auch empfangen", sagte der Papst vor rund 15.000 Menschen.
In diesem Sinn sei die lebendige Gegenwart Jesu "wie eine offene Tür zwischen dem Tempel und der Straße, zwischen Glauben und Geschichte, zwischen der Stadt Gottes und der Stadt der Menschen". Und so wie Katholiken zu Fronleichnam den Leib Christi in einer Prozession durch die Straßen trügen, geselle Christus sich zu ihnen, um sie in ihrem Leben zu begleiten.
Am Abend wird der Papst in der römischen Hafenstadt Ostia einen Fronleichnamsgottesdienst und eine Prozession feiern. Er greift damit eine Tradition von Papst Paul VI. auf, der sich zu Fronleichnam ebenfalls in Vororte Roms begeben hatte. Seit Johannes Paul II. (1978-2005) zog die Prozession mit dem Papst von der Lateranbasilika zur Kirche Santa Maria Maggiore.
Das eigentliche Datum des Hochfestes des Leibes und Blutes Christi, wie Fronleichnam offiziell heißt, ist der zweite Donnerstag nach Pfingsten, der in Österreich ein gesetzlicher Feiertag ist. Vielerorts - so auch in Italien - wird das Fest aber an dem darauf folgenden Sonntag begangen. Das im 15. Jahrhundert entstandene Fest erinnert und feiert die Gegenwart des auferstandenen Christus in den Gaben von Brot und Wein in der Eucharistiefeier. Papst Franziskus hat ein Ende der Gewalt in Nicaragua gefordert. Zugleich unterstrich er am Sonntag, 3. Juni 2018 beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz die Dialogbereitschaft der Kirche. Voraussetzung für eine Wiederaufnahme der Gespräche sei jedoch, die Freiheit und das Leben der Menschen zu schützen. Mit Trauer habe er von den vielen Toten und Verletzten in dem mittelamerikanischen Land erfahren, sagte Franziskus und fügte hinzu, er bete für die Opfer und ihre Familien.
In Nicaragua kommt es seit Wochen zu Protesten gegen die sandinistische Regierung von Präsident Daniel Ortega. Seit Mitte April kamen dabei mehr als 100 Menschen ums Leben, etwa 1.000 wurden verletzt. Die Demonstrationen begannen nach der Ankündigung einer Rentenreform. Oppositionelle werfen der Regierung zudem vor, gegen einen Großbrand im Bioreservat Indio Maiz nur halbherzig vorgegangen zu sein.
Inzwischen haben sich die Fronten verhärtet. Ein von der katholischen Kirche des Landes angestoßener nationaler Dialog wurde in der vergangenen Woche abgebrochen. Papst Franziskus empfing am Samstag im Vatikan seinen Botschafter in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag.
Am Wochenende hoben Polizisten in der Stadt Masaya die Belagerung einer Kirche auf. In dem Gotteshaus hatten rund 30 Demonstranten Zuflucht gesucht, wie der britische Sender BBC meldete. Die Sicherheitskräfte hätten sich auf Betreiben des Weihbischofs von Managua, Silvio Jose Baez, sowie örtlicher Kirchenvertreter zurückgezogen. Mediziner erhielten demnach die Erlaubnis, die Eingeschlossenen zu behandeln. Zwei von ihnen sollen während der Belagerung gestorben sein.
In einer Erklärung verurteilte die Nicaraguanische Bischofskonferenz die Gewalt bewaffneter regierungsnaher Gruppen gegen Demonstranten. Man könne nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, während den Bürgern das Recht auf Kundgebungen verwehrt werde.
Die Vereinten Nationen bezeichnen die Entwicklung in dem Land als besorgniserregend. Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, sprach von bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Nicaragua. "Aufgrund der Straßensperren kann man sich im Land kaum noch frei bewegen", sagte er. "Und die gnadenlose Brutalität, mit der die Regierung auf die Proteste reagiert, ist erschreckend."