Gebet und ökumenische Begegnung mit Kirchenvertretern, zum Abschluss Gottesdienst mit 40.000 Gläubigen.
Papst Franziskus besucht am Donnerstag, 21. Juni 2018 den weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf. Auf dem vom Vatikan veröffentlichten Programm der eintägigen Reise in die Schweiz stehen ein ökumenisches Gebet am Vormittag am Sitz des Weltkirchenrats und eine Papstrede bei einer ökumenischen Begegnung am Nachmittag. Am Abend feiert Franziskus mit mehr als 40.000 Gläubigen eine Messe im Genfer Kongresszentrum "Palexpo", bevor er nach Rom zurückkehrt. Nach den Besuchen von Paul VI. 1969 und Johannes Paul II. 1984 in Genf ist es der dritte Aufenthalt eines Papstes beim Weltkirchenrat. Anlass der 23. Auslandsreise von Franziskus ist das 70-jährige Bestehen der Einrichtung, die am 23. August 1948 gegründet wurde. Die Schweiz betrat ein Papst zuletzt 2004. Damals besuchte Johannes Paul II. Bern.
ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit sprach im Vorfeld des Besuchs, für den das offizielle Motto "Gemeinsam unterwegs sein, beten und arbeiten" ausgegeben wurde, von einem "historischen Meilenstein" für die ökumenische Bewegung und die Zusammenarbeit der Kirchen für eine Welt mit Frieden und Gerechtigkeit. Die Papstreise komme zu einer Zeit, in der starke Kräfte versuchten, "die eine Familie der Menschheit zu spalten und zu polarisieren". Über die Kirchen hinaus werde die Visite von Franziskus daher auch eine Botschaft an die Welt beinhalten, sagte der norwegische lutherischer Theologe und Pastor, "nämlich dass es möglich ist, über von historischen Konflikten verursachte Spaltungen hinweg auf Vertrauen und Zusammenarbeit basierenden Beziehungen aufzubauen".
Dass mit Spannung auf die Papstreise und das Thema Ökumene geblickt wird, hat auch mit dem jüngsten Dämpfer aus dem Vatikan in Sachen gemeinsame Kommunion für gemischtkonfessionelle Ehepaare zu tun. Mit einer ökumenischne Sensation ist in Genf nach Lage der Dinge nicht zu rechnen, sondern vor allem Zeichen der Wertschätzung und Appelle zum tatkräftigen Einsatz der Christen an den Fronten dieser Welt.
ÖRK-Generalsekretär Tveit kündigte bereits an, bei dem Papstbesuch werde es kein offizielles gemeinsames Schlussdokument des Treffens geben, "aber vielleicht eine Botschaft". Auf der Agenda stehen nach den Worten des Norwegers Gebete und private Gespräche, jedoch keine Verhandlungen. "Die Hauptbotschaft liegt natürlich in all den Bildern und im Ereignis selber."
Zum Auftakt der insgesamt zehnstündigen Visite wird Franziskus am 21. Juni kurz nach 10 Uhr von Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset auf dem Flughafen Genf begrüßt. Noch auf dem Airport ist eine private Unterredung des amtierenden Schweizer Staatsoberhaupts mit dem Papst vorgesehen, bevor Franziskus zum Hauptsitz des Weltkirchenrats fährt.
In der Kapelle des ÖRK-Zentrums findet um 11.15 Uhr ein gemeinsames ökumenisches Gebet mit den dort versammelten Angehörigen des Zentralkomitees des Weltkirchenrates statt. Im Anschluss essen der Papst und die ÖRK-Leitung gemeinsam im Ökumene-Institut im Chateau de Bossey wenige Kilometer nördlich von Genf zu Mittag. Den Abschluss des Besuchs beim Weltkirchenrat bildet am Nachmittag ab 15.45 Uhr ein ökumenisches Treffen im ÖRK-Zentrum mit Ansprachen des Papstes und der Kirchenrats-Spitzen.
Um 17.30 Uhr wird Franziskus in den Genfer "Palexpo"-Messehallen einen großen Gottesdienst mit den katholischen Gläubigen der Region feiern. Für die Messbesucher wurden mehr als 40.000 gratis Zählkarten aufgelegt, die binnen kürzester Zeit vergriffen waren. Der Gottesdienst wird vom Schweizer Fernsehen live übertragen. Zum Abschluss des Genf-Besuchs ist eine kurze Begegnung mit dem Schweizer Episkopat vorgesehen, bevor der Papst um 20 Uhr zurück nach Rom fliegt.
Mitglieder des Weltkirchenrats sind aktuell 348 orthodoxe, protestantische, anglikanische sowie Pfingstkirchen, denen insgesamt mehr als eine halben Milliarde Christen in 120 Ländern angehören. Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied beim ÖRK. Katholische Theologen, Institutionen und Gemeinschaften arbeiten aber als Mitglieder in diversen Kommissionen und Einrichtungen des Rates mit.