Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron ist am Dienstag, 26. Juni 2018 von Papst Franziskus im Vatikan zu einer Privataudienz empfangen worden.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron ist am Dienstag, 26. Juni 2018 von Papst Franziskus im Vatikan zu einer Privataudienz empfangen worden.
Ungewöhnlich langes persönliches Gespräch im Vatikan.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron ist am Dienstag, 26. Juni 2018 von Papst Franziskus im Vatikan zu einer Privataudienz empfangen worden. Das Gespräch dauerte knapp eine Stunde. Eine ähnliche Länge hatte zuvor nur das Gespräch zwischen dem amtierenden Papst und dem damaligen US-Präsident Barack Obama im März 2014.
Franziskus empfing Macron bei dessen erstem Besuch im Vatikan mit einem langen, herzlichen Händedruck vor der Privatbibliothek des Apostolischen Palastes. Ihr Gespräch führten die beiden mit Hilfe eines Dolmetschers. Zum Abschied umarmten sich der 40-jährige Präsident und der 81-jährige Papst und tauschten einen zweifachen Wangenkuss aus. Diese protokollarisch unübliche Geste deutet auf einen herzlichen und persönlichen Gesprächsverlauf hin.
Außerdem wurden symbolträchtige Geschenke ausgetauscht: Der Papst schenkte Macron ein Bronze-Medaillon des heiligen Martin von Tours (um 316/317-397), der seinen Mantel für einen Bettler teilt. Beobachter sahen darin eine sozial- und flüchtlingspolitische Anspielung. Der Präsident und auch seine Ehefrau Brigitte stammen zudem aus Amiens, wo der damalige Soldat Martin laut der Überlieferung seinen Mantel teilte. Die Schule, an der Brigitte Macron unterrichtete, liegt unweit der dortigen Pfarrei St. Martin.
Frankreichs Präsident brachte eine seltene antiquarische Ausgabe des Romans "Tagebuch eines Landpfarrers" von Georges Bernanos (1888-1948) mit. Das Werk erschien 1936, im Geburtsjahr von Papst Franziskus.
Macron reiste mit seiner Ehefrau Brigitte und einer umfangreichen Delegation in den Vatikan. Neben Außenminister Jean-Yves Le Drian, Innenminister Gerard Collomb und weiteren Politikern gehörten dazu die Präsidentin des katholischen Hilfswerks Secours catholique, Veronique Fayet, der Soziologe Dominique Wolton und weitere Akademiker und Intellektuelle.
Für die französische Delegation stand auch ein Austausch mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem päpstlichen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher auf dem Programm.
Schon in der Früh hatte Präsident Macron den Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, getroffen. Die Begegnung fand im Rahmen eines Frühstücks am Sitz der französischen Botschaft in Rom, dem Palazzo Farnese statt. Sant'Egidio ist unter anderem in der Flüchtlingshilfe und im interreligiösen Dialog engagiert.
Am Dienstagnachmittag wollte Macron die Würde eines Ehrenkanonikers der römischen Lateranbasilika formell annehmen, ein besonderes Privileg französischer Staatspräsidenten. Seit 1604 ist das Oberhaupt des französischen Staates geborener Ehrenkanoniker der römischen Lateranbasilika, der Bischofskirche des Papstes. Dieses Privileg ist verbunden mit dem Recht, hoch zu Ross in die Kirche einzureiten. Der Papst hatte dies damals König Heinrich IV. nach seinem Übertritt vom Protestantismus zum Katholizismus zugestanden.
Seit 1957 haben drei Staatsoberhäupter - Georges Pompidou, Francois Mitterrand und Francois Hollande - auf die Annahme des Ehrentitels verzichtet. Nicolas Sarkozy (2007-2012) reiste dafür nach Rom. Macron hat den Titel kurz nach seiner Wahl im Mai 2017 angenommen; die Inbesitznahme stand noch aus. Macron stammt aus einer nichtreligiösen Familie, ließ sich aber mit zwölf Jahren katholisch taufen. Einen Teil seiner Schulausbildung absolvierte er an einer Jesuitenschule.
Bei der Audienz von Papst Franziskus für Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron standen die Themen Umweltschutz und Migration im Mittelpunkt, wie aus einer vom vatikanischen Presseamt verbreiteten Pressemitteilung hervorgeht. Demnach drehten sich die Gespräche auch um multilaterale Bemühungen zur Prävention und Lösung von Konflikten, besonders mit Blick auf die Abrüstung. Weiter habe man die Lage in Konfliktgebieten des Nahen Ostens und Afrikas sowie die Zukunft Europas erörtert.
Den vatikanischen Angaben zufolge ging es in den Unterredungen auch um die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Frankreich sowie um den Beitrag der katholischen Kirche und der Religionen insgesamt zum Gemeinwohl des Landes.
Anfang April hatte sich Macron für einen Neuaufbruch im Dialog zwischen französischem Staat und katholischer Kirche ausgesprochen. Auch ermunterte er die Kirche zu Präsenz in öffentlichen Debatten. Die von ihr aufgeworfenen Fragen beträfen die Gesellschaft als Ganzes. Ausdrücklich sprach der Präsident die Bioethik und die Flüchtlingspolitik an.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (40) ist nun Ehrendomherr der Bischofskirche von Papst Franziskus. Am Dienstagnachmittag wurde der Franzose bei einem Gottesdienst in der römischen Lateranbasilika in das Kollegium der Domherren aufgenommen. Der Politiker nahm damit sein Amt als geborener Ehrenkanoniker der Basilika an. Den Gottesdienst leitete Erzbischof Angelo De Donatis, Vikar des Papstes für die Diözese Rom.
Zu Beginn der Feier, die mit fast 40 Minuten Verspätung begann, zog Macron hinter dem Kollegium an der Seite von De Donatis in die Basilika ein. In seiner Begrüßung erinnerte dieser an das jüdisch-christliche Erbe Europas und die Verantwortung der Regierenden "für die sozialen Probleme des Kontinents".
Macron seinerseits betonte Frankreichs Willen, "das freundschaftliche und vertrauensvolle Verhältnis zum Vatikan weiter zu stärken". Dies habe er auch Papst Franziskus gesagt, der ihn am Vormittag in Audienz empfangen hatte.
In den Fürbitten des kurzen Wortgottesdienstes wurde unter anderem für Frankreich, seine Bevölkerung und die Regierenden gebetet, aber ebenso für "jene Staaten, die von Krieg, Gewalt und Fanatismus zerrissen sind".
Zu einer Begegnung Macrons mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella oder Ministerpräsident Giuseppe Conte kam es am Dienstag nicht. Seit einigen Tagen gibt es aufgrund unterschiedlicher Ansichten zur Migrationsfrage Spannungen zwischen Frankreich und Italien.
Im Anschluss an den Gottesdienst nahm Macron im Chorgestühl der Domherren kurz den für ihn vorgesehenen Platz ein und unterzeichnete das Dokument zur Inbesitznahme seines neuen Amtes. Dabei übergab ihm Erzbischof De Donatis eine Kopie des Kapitelkreuzes der Lateranbasilika.
Seit 1957 haben drei Staatsoberhäupter - Georges Pompidou, Francois Mitterrand und Francois Hollande - auf die Annahme des Titels verzichtet. Nicolas Sarkozy (2007-2012) hingegen reiste dafür nach Rom. Macron, Gründer der Partei "La Republique en Marche", kommt aus einer nichtreligiösen Familie, ließ sich aber als Zwölfjähriger katholisch taufen.
Das Privileg eines Ehrendomherren von San Giovanni in Laterano, der Bischofskirche des Papstes, hat das Oberhaupt des französischen Staates seit 1604. Damals hatte Papst Clemens VIII. dies König Heinrich IV. zugestanden - nach dessen Übertritt vom Protestantismus zum Katholizismus und einer hohen Spende für die königliche Abtei an der Basilika.
Im Gegenzug verpflichtete sich die Bischofskirche des Papstes, jedes Jahr den 13. Dezember, den Geburtstag des Königs, zu feiern. Die Messintention zu diesem Tag lautet auch heute noch "pro felici ac prospero Galliae status" ("für das Glück und den Wohlstand Frankreichs").