Franziskus bei seiner Rede in Panama-Stadt.
Franziskus bei seiner Rede in Panama-Stadt.
Franziskus präsentiert Jugendliche als gesellschaftliche Vorbilder im Einsatz für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Mahnung zur besseren Beteiligung Indigener.
Zum Auftakt seines Besuches in Panama hat Papst Franziskus die politisch Verantwortlichen des Landes aufgefordert, junge Menschen ernst zu nehmen und sich von ihnen inspirieren zu lassen. "Ein andere Welt ist möglich, und die Jugendlichen laden uns ein, uns an ihrem Aufbau zu beteiligen", sagte er am Donnerstagvormittag (Ortszeit), 24. Jänner 2019 vor Politikern und anderen gesellschaftlich Verantwortlichen in Panama-Stadt. "Das Recht auf Zukunft ist ein Menschenrecht", so das Kirchenoberhaupt.
Als Brückenland zwischen Nord- und Südamerika sei Panama nicht nur ein strategischer Handelspunkt. Durch den katholischen Weltjugendtag, der dort bis Sonntag stattfindet, verwandelten Jugendliche aus fünf Kontinenten die Region am Panama-Kanal in einen "'Hub' der Hoffnung".
Junge Menschen, so Franziskus, würden "kurzsichtigen Ansichten trotzen", die nur auf Konkurrenz, Spekulation oder das Gesetz des Stärkeren setzten. Deshalb forderten sie von den politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen "Genügsamkeit und Transparenz". Der Einsatz für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit sei das Gegenteil von Korruption, so Franziskus in seiner Ansprache im Innenhof des Außenministeriums.
Gleichzeitig rief das Kirchenoberhaupt Panama dazu auf, allen Mitgliedern der Gesellschaft, besonders den Angehörigen indigener Völker, "Zugang zu guter Bildung" sowie "Förderung würdiger Arbeit" zu gewähren. Wenn diese alle ernsthaft beteiligt würden, könnten der Erfahrungsschatz und die Weisheit der Indigenen zum Wohl des ganzen Landes beitragen. Franziskus erinnerte an Treffen indigener und afroamerikanischer Jugendlicher wenige Tage zuvor. Für seine Kritik an Korruption und das Eintreten für Indigene erhielt er spontanen Applaus.
Auf die aktuelle Entwicklung in Venezuela, wo sich der oppositionelle Parlamentspräsident Juan Guaido gegen Amtsinhaber Nicolas Maduro zum Interimspräsidenten erklärt hat, ging der Papst in seiner Ansprache nicht ein.
Der Rede im Außenministerium wohnten auch Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften bei, darunter der kleinen muslimischen Gemeinde Panamas, anderer christlicher Kirchen und des Judentums. Diese begrüßte der Papst nach seiner Rede eigens. Der in Panama lebende argentinische Rabbiner Gustavo Kraselink sprach am Rande des Treffens von einem vorbildlichen religiösen Dialog im Land. Was in Panama normal sei, sei in anderen Ländern außergewöhnlich, so Kraselink vor Journalisten.
Varela hatte in seiner Ansprache Panama die Rolle zugewiesen, "weltweit zu Frieden, Dialog und gegenseitigem Respekt der Völker" beizutragen. Dabei erinnerte er auch an eine frühere Bitte des Papstes um "fähigere und ehrlichere Politiker". An dem Treffen nahmen rund 600 Gäste teil, weniger als eingeladen.
Im Anschluss an die Rede im Außenministerium trifft der Papst in einer benachbarten Kirche mit den Bischöfen Zentralamerikas zusammen. Zu ihnen wird Franziskus ebenfalls sprechen. Am späten Nachmittag (Ortszeit) ist die Willkommenszeremonie beim Weltjugendtag für den Papst vorgesehen. Sie findet auf einem Feld an der Küstenstraße statt.