"Märtyrer der orientalisch-orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche unterstützen Frieden und kirchliche Einheitsbemühungen im Nahen Osten vom Himmel her"
"Märtyrer der orientalisch-orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche unterstützen Frieden und kirchliche Einheitsbemühungen im Nahen Osten vom Himmel her"
Audienz für Mitglieder der Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orientalische-orthodoxen ("altorientalischen") Kirchen.
Die Märtyrer der orientalisch-orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche unterstützen Frieden und kirchliche Einheitsbemühungen im Nahen Osten "vom Himmel her", hat Papst Franziskus am Freitag versichert. Er äußert sich vor der Internationalen Gemeinsamen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orientalische-orthodoxen ("altorientalischen") Kirchen.
"Der Nahe Osten muss eine Region des Friedens werden", forderte der Papst. Die Region dürfe nicht weiter ein Schlachtfeld bleiben. Frieden sei "ein Tochter des Rechts und der Gerechtigkeit", dazu gehöre aber auch, dass den Christen die Anerkennung als vollwertige Bürger mit gleichen Rechten gewährt werde, betonte Franziskus.
Mitglieder der theologischen Kommission seien viele Würdenträger jener Ostkirchen, die "vom Krieg, von Gewalt und von Verfolgung schwer betroffen sind", hob der Papst hervor. Trotz dieses schmerzlichen Kontextes sei es ein Auftrag an alle, glaubwürdige Zeugen des Lebens zu sein, die auf der Suche nach Einheit seien.
Im Vatikan-Altorientalen-Dialog sind auch die Syrisch-Orthodoxen vertreten. Der syrisch-orthodoxer Erzbischof von Mossul und Kirkuk im Irak, Nicodemus Daoud Sharaf, beklagte im Vorfeld des Dialogtreffens den schleppenden Wiederaufbau der vielen Kirchen, die in der Zeit des IS-Terrors zerstört oder verwüstet worden waren. Er bezeichnete die Korruption des irakischen politischen Apparats als Schlüsselfaktor der mangelnden Bereitschaft zur Förderung der Rückkehr von geflüchteten oder vertriebenen Christen in ihre Heimatorte.
In den letzten Jahren haben rund eine Million Christen den Irak verlassen. Daran erinnerte der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako. Der Patriarch beschrieb die Probleme, Schwierigkeiten, Initiativen und Hoffnungen, die den Weg der chaldäischen Kirche in den letzten Jahren geprägt haben.
Als positive Zeichen nannte der Patriarch die Zurückdrängung der IS-Terroristen, die Erneuerung der Liturgie, die Gründung der "Chaldäischen Liga", die Umstrukturierung der Finanzen des Patriarchats und die Schaffung eines interreligiösen Komitees für den Dialog mit Sunniten, Schiiten, Jesiden und Mandäern, um gemeinsam den Extremismus zu bekämpfen. Kritik am Patriarchat komme vor allem von Leuten, die "das Wiedererwachen der chaldäischen Kirche und ihre herausragende Rolle sowohl im Irak als auch global trotz aller Herausforderungen der letzten sechs Jahre" nicht ertragen können.
Nach Angaben des "Assyrian Policy Institutes" sind nach der Vertreibung der IS-Terroristen rund 50 Prozent der christlichen Bevölkerung wieder in ihre irakischen Heimatorte zurückgekehrt, es gebe aber "beunruhigende Signale für eine demographische Veränderung". Viel dramatischer als das "Assyrian Policy Institute" zeichnete Dindar Zebari, Koordinator für internationale Hilfe der kurdischen Regionalregierung, die Situation der christlichen Rückkehrer in die Ninive-Ebene. Für einige Bereiche, die sich in den Händen lokaler Milizen befänden, etwa Telkaif oder Hamdaniya, nannte Zebari eine Rückkehrerquote von nur 20 Prozent.
Als Gründe für die geringe Rückkehrer-Quote in den von diesen Gruppen kontrollierten Gebieten nannte Zebari die Furcht vor Gewalt und Vergeltungsmaßnahmen, die mangelnden Arbeitsmöglichkeiten und die fehlende Infrastruktur. Außerdem gebe es Fälle, dass Grund- und Immobilienbesitz christlicher oder jesidischer Besitzer konfisziert worden sei, um das demographische Gleichgewicht der Region zu verändern.