Papst Franziskus beim Angelusgebet am 10. Februar 2019.
Papst Franziskus beim Angelusgebet am 10. Februar 2019.
Franziskus appellierte bei Mittagsgebet auf Petersplatz an Regierungen, "Ursachen dieser Plage entschieden anzugehen und Opfer zu schützen". Christen sollen mutig neue Meere befahren.
Papst Franziskus hat erneut zum Kampf gegen Sklaverei und Menschenhandel aufgerufen. Er appelliere an die Regierungen, "die Ursachen dieser Plage entschieden anzugehen und die Opfer zu schützen", sagte er am Sonntag, 10. Februar 2019 beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz.
"Wir alle aber müssen und können mithelfen, Fälle der Ausbeutung von Männern, Frauen und Kindern anzuzeigen", so Franziskus. Er dankte allen, die sich dafür einsetzen, "vor allem vielen Ordensfrauen".
Anlass des Papst-Appells ist der Gebetstag gegen Menschenhandel und Sklaverei, den die katholische Kirche am Freitag zum fünften Mal beging. Der 8. Februar ist der Gedenktag der heiligen Josefine Bakhita (1869-1947), einer Sudanesin, die in arabische und türkische Sklaverei fiel, nach Italien verkauft wurde, dort freikam und zum Christentum übertrat.
Zugleich forderte Franziskus Christen erneut zu einem engagierten und mutigem Glaubenszeugnis auf. "Wenn wir uns großzügig in Gottes Dienst stellen, setzt er mit uns große Dinge um", so das Kirchenoberhaupt beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Jesus fordere die Menschen auf, "ihn an Bord unseres Lebens zu holen, um mit ihm neue Meere zu befahren, die jede Menge Überraschungen bereithalten", sagte der Papst mit Bezug auf das Evangelium vom überraschend reichen Fischfang des Petrus.
Wenn Menschen sich wie Petrus für ungeeignet hielten, solche Unternehmungen zu starten, sollten sie den Fischern vertrauen. Auf "das offene Meer unserer Zeiten" hinauszufahren, um Zeugen der Güte und des Erbarmens zu sein, gebe dem Leben einen neuen Sinn, sagte der Papst. Die Fischer von Galiläa seien angesichts der Herausforderungen nicht ihren eigenen Enttäuschungen und Entmutigungen zum Opfer gefallen. Vielmehr seien sie Verkündiger und Zeugen der Worte Jesu und des Reiches Gottes geworden.
Papst Franziskus hat dazu gemahnt, Umweltsünden ernstzunehmen. Der Schrei der Erde, die durch egoistische Ausbeutung auf tausendfache Weise verletzt werde, werde heute kaum wahrgenommen, sagte der Papst vor Dozenten der 1949 gegründeten "Alfonsinianischen Akademie für Theologie", die er am Samstag, 9. Februar im Vatikan empfangen hatte, laut dem Online-Portal "Radio Vatican". Die ökologische Dimension sei eine unerlässliche Komponente der Verantwortung jedes Menschen und jeder Nation. Deshalb gebe es ihm zu denken, "dass ich beim Beichtehören selten erlebe, dass jemand beichtet, er habe der Natur, der Erde, der Schöpfung Gewalt angetan. Wir haben noch nicht das Bewusstsein dieser Sünde - das ist eure Aufgabe, dafür zu sorgen!"
Die ganze Moraltheologie müsse "von einer Logik der Barmherzigkeit" verwandelt werden, so Franziskus. Gleichzeitig solle sie "die neuen, schweren Herausforderungen durch die Schnelligkeit, mit der sich die Gesellschaft entwickelt", schärfer ins Auge fassen. Er denke da an die "Logik des Wettbewerbs und des Gesetzes des Stärkeren", die immer mehr um sich greife.
"Die Realität, auf die wir hören sollten - das sind vor allem die Leiden und Hoffnungen derer, die durch tausend Formen der Macht der Sünde zu Unsicherheit, Armut, Ausschließung verurteilt sind." Es gehe nicht darum, sich gegen die Welt zu verteidigen oder sie zu verurteilen, sondern darum, sie zu heilen und zu befreien, so wie Christus das getan habe, sagte der Papst.
Er warnte zugleich vor einer übertriebenen Idealisierung des christlichen Lebens. Stattdessen gelte es, respektvoll auf die Realität zu hören und die Zeichen der Präsenz des Geistes zu unterscheiden. "Dann werden wir allen helfen können, mit Freude auf dem Weg des Guten voranzugehen", so Franziskus.
Eine "Kirche im Aufbruch" müsse unter ständiger "missionarischer Spannung" stehen. "Wir müssen unbedingt vermeiden, dass wir uns in Schulpositionen oder vorformulierte Urteile einsperren, die nichts mit der konkreten Lage und den Möglichkeiten der Menschen und der Familien zu tun haben."
Die Akademie wird von Redemptoristen geleitet. Sie gehört seit 1960 zur Theologischen Fakultät der Päpstlichen Lateran-Universität; ihr Schwerpunkt ist Moraltheologie.