Ernesto Cardenal und der Nuntius in Nicaragua, Stanislaw Waldemar Sommertag.
Ernesto Cardenal und der Nuntius in Nicaragua, Stanislaw Waldemar Sommertag.
Nach Berichten besuchte päpstlicher Botschafter in Nicaragua den 94-jährigen Befreiungstheologen. Johannes Paul II. hatte ihm 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes verboten.
Papst Franziskus hat sämtliche Sanktionen gegen den nicaraguanischen Befreiungstheologen Ernesto Cardenal aufgehoben. Das berichten unter anderem die spanische Zeitung "El Pais" und das italienische Portal "Il Sismografo" mit Bezug auf den päpstlichen Botschafter in Nicaragua. Der 94-jährige Priesterdichter Cardenal, er war zeitweilig Minister der einstigen Revolutionsregierung in Nicaragua, befindet sich seit zwei Wochen wegen einer Niereninfektion in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Managua.
Nuntius Stanislaw Sommertag habe vor wenigen Tagen den Befreiungstheologen besucht und ihm in der Folge mitgeteilt, Franziskus habe sämtliche Sanktionen gegen ihn aufgehoben, berichtete "Il Sismografo" am Montag, 18. Februar 2019. Zugleich habe der Nuntius Cardenal angeboten, mit ihm gemeinsam die erste Messe seit fast 35 Jahren zu feiern. Eine offizielle Bestätigung des Vatikan dazu gibt es noch nicht.
Wegen Cardenals politischem Engagement hatte ihm Papst Johannes Paul II. 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes verboten. Als Johannes Paul Nicaragua einen Pastoralbesuch abstattete, ging das Bild um die Welt, wie der Papst den Priester-Politiker mit erhobenem Zeigefinger ermahnte.
Laut Kirchenrecht ist Priestern die Übernahme politischer Mandate nicht gestattet. Zuvor war Ernesto Cardenal unter anderem am Sturz des Diktators Anastasio Somoza (1925-1980) in Nicaragua beteiligt, nach der Revolution 1979 wurde er Kulturminister der sandinistischen Regierung unter Daniel Ortega. Inzwischen hat Cardenal sich von der erneut regierenden Regierung Ortega losgesagt. Dieser sei ein "kleiner, mieser Diktator", wurde Cardenal zitiert.
In den vergangenen Tagen hatte auch Managuas Weihbischof Silvio Baez den Kranken besucht und sich von ihm segnen lassen. Ein Foto der Szene sorgte in den Medien für Aufsehen.
Vatikan bestätigt die Aufhebung der Suspendierung Cardenals
Papst Franziskus hat sämtliche Sanktionen gegen den Befreiungstheologen Ernesto Cardenal aufgehoben. Das bestätigte die Vatikanbotschaft in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. "Der Heilige Vater hat mit Wohlwollen die Aufhebung aller Sanktionen gegen den Priester Ernesto Cardenal aufgehoben. Dies geschah als Reaktion auf sein jüngst an die Vertretung des Papstes in Nicaragua gestelltes Ansuchen um eine Wiederzulassung zu den priesterlichen Diensten", hieß es in dem am Montag (Ortszeit) im Internet publizierten Schreiben von Nuntius Waldemar Sommertag an den mittlerweile 94-jährigen Cardenal, der sich seit zwei Wochen wegen einer Niereninfektion in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Managua aufhält.
Cardenal war aufgrund seines politischen Engagements - er war u.a. am Sturz des Diktators Anastasio Somoza (1925-1980) beteiligt und wurde nach der Revolution 1979 Kulturminister der sandinistischen Regierung unter Daniel Ortega - in Konflikt mit der Kirche geraten. Papst Johannes Paul II. verbot ihm 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes - "aufgrund seiner militanten Politik", wie dies im nunmehrigen Schreiben der Nuntiatur begründet wird. Der Geistliche habe jedoch die gegen ihn verhängte Kirchenstrafe akzeptiert und sich stets an sie gehalten, indem er alle seelsorglichen Aktivitäten einstellte. Als Pluspunkt vermerkt das Botschafts-Schreiben zudem, dass sich der Priesterdichter inzwischen längst nicht mehr in der Politik aktiv sei.
Wie die spanischsprachige Ausgabe des Portals aleteia.org berichtet, war der Sanktionsaufhebung ein Besuch von Nuntius Sommertag am 2. Februar im Haus von Cardenal vorausgegangen. Im Zuge des "offenen und freundschaftlichen Gesprächs" habe der Befreiungstheologe, der am 20. Jänner seinen 94er gefeiert hatte, um eine Wiederaufnahme ins Priesteramt gebeten, worauf dann der Vatikan aktiv geworden sei.
Am Montag besuchte Sommertag erneut Cardenal - der mittlerweile zum bereits fünften Mal seit Vorjahresbeginn ins Spital eingeliefert worden war - um die Aufhebung der Sanktionen mitzuteilen und mit ihm im Krankenzimmer eine Heilige Messe zu feiern. Bilder des Gottesdienstes, bei dem Cardenal im Krankenbett mit Stola zu sehen ist, veröffentlichte die Erzdiözese Managua Stunden später auf ihrem Twitter-Account. Bereits in den Tagen zuvor hatte auch Managuas Weihbischof Silvio Baez den Kranken besucht und sich von ihm segnen lassen.
Außer seiner priesterlichen und politischen Laufbahn ist Cardenal auch Poet. Seine Gedichte wurden in 20 Sprachen übersetzt und er erhielt zahlreiche internationale Preise und Würdigungen, darunter den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1980), den Premio Iberoamericano de Poesia Pablo Neruda (2009), den Königin-Sofia-Preis für sein Lebenswerk (2012), mehrere Ehrendoktorate sowie den in der Klosterkirchen Pernegg verliehenen GLOBArt Award (2012) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2010). 2005 war Cardenal für den Literaturnobelpreis nominiert.