Der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Chile unter Druck stehende 77-jährige Kardinal Ricardo Ezzati Andrello hat die Leitung seiner Erzdiözese Santiago abgegeben.
Der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Chile unter Druck stehende 77-jährige Kardinal Ricardo Ezzati Andrello hat die Leitung seiner Erzdiözese Santiago abgegeben.
77-jähriger Erzbischof von Santiago emeritiert. Ezzati wird vorgeworfen, Missbrauchsfälle vertuscht zu haben, was er aber zurückweist.
Der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Chile unter Druck stehende 77-jährige Kardinal Ricardo Ezzati Andrello hat die Leitung seiner Erzdiözese Santiago abgegeben. Papst Franziskus habe den Amtsverzicht angenommen, teilte der Vatikan am Samstag, 23. März 2019 mit. Als Übergangsleiter ernannte der Papst den Kapuziner Celestino Aos Braco, bislang Bischof von Copiapo in Nordchile.
Der dem Salesianerorden angehörende Kardinal Ezzati wurde im Jänner 77 Jahre alt; mit 75 müssen katholische Diözesanbischöfe dem Papst ihren altersbedingten Rücktritt anbieten. Allerdings ist es gerade bei Kardinälen nicht unüblich, dass der Papst den angebotenen Rücktritt erst später annimmt.
Missbrauchsopfer werfen Ezzati wie auch seinem Vorgänger im Amt des Erzbischofs von Santiago, Kardinal Francisco Errazuriz, seit Jahren vor, Missbrauchstäter geschützt und die Aufklärung verschleppt zu haben. Ezzati wies dies stets zurück.
Am Freitag lehnte ein Gericht in Santiago de Chile Ezzatis Antrag auf Einstellung eines Verfahrens im Zusammenhang mit gegen ihn erhobene Anschuldigungen zurück, wie das Portal "Vatican News" (Samstag) berichtete. Demnach hat der Kardinal seine Anwälte gebeten, sich an die Staatsanwaltschaft zu wenden, um eine Erklärung abzugeben und alle gesetzlich vorgeschriebenen Formalitäten zu erledigen. Nach chilenischen Medienberichten geht es dabei u.a. um den Fall des Ex-Kanzlers der Erzdiözese Santiago, Oscar Munoz Toledo, dem Missbrauch vorgeworfen wird und der im Sommer 2018 festgenommen worden ist.
Kardinal Ezzati betonte in der Vergangenheit mehrfach seine Schuldlosigkeit. "Ich bin sicher, dass ich die Justiz niemals behindert habe, und als Bürger werde ich meiner Pflicht nachkommen, alle Informationen zu liefern, die zur Aufklärung der Tatsachen beitragen", erklärte er etwa im Juli vergangenen Jahres.
Ezzati stammt aus Italien, ging aber bereits 1959 nach Chile und trat dort ins Noviziat der Salesianer Don Boscos ein. 1996 macht ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Valdivia, 2010 wurde er auf Ernennung von Papst Benedikt XVI. Erzbischof von Santiago de Chile. Franziskus nahm Ezzati 2014 ins Kardinalskollegium auf.
Der vom Papst zum Übergangsleiter der Erzdiözese Santiago de Chile ernannte Celestino Aos Braco wurde am 6. April 1945 im spanischen Artaiz geboren und trat mit 18 Jahren in den Kapuzinerorden ein. Nach seiner Priesterweihe studierte er Psychologie in Barcelona und in Santiago de Chile. In Chile war er unter anderem an Kirchengerichten tätig. Papst Franziskus ernannte ihn am 25. Juli 2014 zum Bischof von Copiapo.
Der Sitz des Erzbischofs von Santiago ist mit dem Rücktritt von Ezzati und ohne die Ernennung eines regulären Nachfolgers rechtlich gesehen vakant. Als Übergangsleiter nimmt Aos zwar im wesentlichen die Rechte und Pflichten eines Ortsbischofs wahr, handelt als "Apostolischer Administrator" aber als Stellvertreter des Papstes, also auch in enger Anbindung an Rom.
Papst Franziskus hatte zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Vorjahr einen Sondergesandten nach Chile geschickt und die gesamte Chilenische Bischofskonferenz in den Vatikan gebeten. Einschließlich Kardinal Ezzati nahm Franziskus seither den Rücktritt von acht Bischöfen an. Außerdem entließ er zwei im Ausland lebende emeritierte chilenische Bischöfe wegen Missbrauchsfällen aus dem Klerikerstand.
Mit der Einsetzung Bischof Aos als Apostolischer Administrator in Santiago sind aktuell neun der 27 chilenischen Diözesen und Prälaturen vakant und mit einem Apostolischen Administrator besetzt. Es handelt sich um San Felipe, Valparaiso, Santiago, Rancagua, Talca, Chillan, Osorno, Puerto Montt und die Hauptstadt-Erzdiözese Santiago. Schon seit 2017 ist auch der Bischofssitz von Valdivia vakant seit Ignacio Ducasse als Erzbischof nach Antofagasta wechselte.
Der neue Übergangsleiter in der von einem Missbrauchsskandal erschütterten chilenischen Erzdiözese Santiago, Celestino Aos, hat den Opfern seine besondere Zuwendung zugesichert und die Gläubigen um Mithilfe bei einer Transformation der Kirche gebeten. Eine Erneuerung der Hierarchie reiche nicht aus, schrieb der 74-jährige Bischof und Kapuzinerpater in einem Grußwort am Samstag. Er selbst sei von seiner Ernennung überrascht worden.
Papst Franziskus hatte am gleichen Tag den Rücktritt von Kardinal Ricardo Ezzati angenommen, der seit 2010 an der Spitze der Erzdiözese stand. Missbrauchsopfer werfen dem 77-Jährigen vor, Täter gedeckt und eine Aufarbeitung behindert zu haben, was er bestreitet.
Aos, bislang Bischof von Copiapo in Nordchile, betonte, jetzt sei nicht die Stunde von Verurteilungen, sondern der Zusammenarbeit. Es gelte "Wege der Wahrheit und des Lebens zu suchen und nach vorne zu schauen", so der Kapuziner. Beim Erneuerungsprozess müssten die Gläubigen sich aktiv in einer "synodal geprägten Kirche" engagieren.
Der von der Leitung der Erzdiözese Santiago in Chile zurückgetretene Kardinal Ricardo Ezzati sieht mit Blick auf seinen Umgang mit Missbrauchsfällen keinen Grund zur Reue. Er gehe "mit erhobenem Haupt", sagte der 77-Jährige am Samstag vor Journalisten in Santiago. Alle Anzeigen, die bei der von ihm eingerichteten diözesanen Meldestelle eingegangen seien, seien untersucht worden oder würden noch untersucht.
Zum Vorwurf, er habe übergriffige Priester gedeckt und die Aufklärung behindert, sagte der Kardinal, es reiche nicht, jemanden der Vertuschung zu bezichtigen; "man muss es auch beweisen". Ezzati sagte: "Ich stehe mit hoch erhobenem Haupt da, sicher, dass meine Unschuld bewiesen werden wird."
Ezzati äußerte sich auch zu einem gegen ihn laufenden Ermittlungsverfahren. Er habe von der Staatsanwaltschaft Unterlagen zu den betreffenden Fällen verlangt; diese lägen noch nicht vollständig vor. Vorerst mache er von der Möglichkeit zu schweigen Gebrauch, die das chilenische Recht ihm biete. "Im geeigneten Moment werde ich sprechen", so Ezzati.
Zur Missbrauchskrise unter seiner neunjährigen Diözesanleitung sagte Ezzati, sie sei "zweifellos der größte Schmerz während dieser Zeit" gewesen. Jedoch sei "jede Anzeige angegangen" worden; jetzt müsse man das Urteil der Justiz abwarten.
Ezzati betonte, seine Entpflichtung als Erzbischof folge dem Kirchenrecht, nach dem jeder Bischof mit Vollendung des 75. Lebensjahres gehalten sei, dem Papst den Rücktritt anzubieten. Er habe mit Franziskus mehrfach gesprochen. Ezzati sagte, er sei dem Papst "sehr dankbar" für die Ernennung eines Übergangsleiters.