Vielleicht haben Sie sich jetzt gewundert, warum zu Beginn die Orgel gespielt hat. Das Thema des heutigen Abends, "Orte der Verkündigung", ist glaub ich, ein sehr zentrales für unsere Katechesenreihe "Das Evangelium der Kathedrale". Als Stimme der Kirche wird immer wieder die Orgel bezeichnet, deshalb ist sie nun erklungen, weil sie nicht nur schmückendes Beiwerk oder Begleitung des Gesangs ist, sondern auch selbst eine Botschaft hat. Bei der Orgelweihe werden die einzelnen Orgelpfeifen, die zusammen ein Ganzes ergeben, mit den Gläubigen verglichen, die zusammen das Volk Gottes, die "Gemeinschaft der Heiligen" sind. Vielleicht gefällt es Ihnen jetzt nicht, mit Orgelpfeifen verglichen zu werden, wer ist schon gern eine "Pfeife", aber das Bild finde ich stimmig.
Neben der Orgel werden natürlich auch immer die Glocken als Stimme einer Kirche bezeichnet. Kaiser Josef II. hat 1782 auf die Anfrage des Konsistoriums, ob beim Besuch von Papst Pius VI. die Kirchenglocken geläutet werden dürfen, die Antwort gegeben: "Warum nicht. Die Glocken sind ja ihre Kavallerie und ihre Kanonen." So werden und ich gebe zu, dass ich ein großer Glockenliebhaber bin heute Abend auch wieder zwei Glocken von St. Stephan erklingen. Zwischen den beiden Hauptteilen meiner Ausführungen, bevor ich über die Kanzel spreche, wird die "Petrus-Canisius-Glocke" läuten. Petrus Canisius ist der einzige Domprediger von St. Stephan, der heiliggesprochen wurde und als Diözesanadministrator auch der einzige Heilige, der in der Wiener Bischofsliste geführt wird. Sein Bild aus der Galerie der Domprediger steht heute am Borromäusaltar. Ganz zum Schluss, vor den Worten des Herrn Kardinals, wird dann auch noch die "Allerheiligen-Glocke" läuten.