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Hochkarätige Bischofsversammlung tagt im September in Wien

 

Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas vom 8. bis 11. September auf Einladung von Kardinal Schönborn in Wien - Mehr als 100 Teilnehmer, darunter 65 Bischöfe erwartet - U.a. Begegnung mit EU-Kommissar Brunner und Kultusministerin Plakolm auf dem Programm

 

 

19.08.2025

 

Wien wird Anfang September einmal mehr zu einem internationalen ostkirchlichen Hotspot: Von 8. bis 11. September findet die diesjährige Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas unter der Schirmherrschaft des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) auf Einladung von Kardinal Christoph Schönborn in der Bundeshauptstadt statt. Das Bischofstreffen steht unter dem Generalthema "Einheit in Vielfalt" und hat sowohl innerkirchliche als auch gesellschaftspolitische Akzente. Mehr als 65 Bischöfe der verschiedenen katholischen Ostkirchen sowie zahlreiche weitere Führungskräfte haben ihr Kommen zugesagt. Insgesamt werden weit über 100 Repräsentanten der katholischen Ostkirchen erwartet.

Prominenteste Teilnehmer sind Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Fülöp Kocsis, Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche Ungarns, und Metropolit Jonas Jozef Maxim, Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei. An der Versammlung werden auch der Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, Kardinal Claudio Gugerotti, sowie Erzbischof Gintaras Grusas, Präsident des Rates der Bischofskonferenzen Europas (CCEE), teilnehmen.

Bei dem Treffen geht es um "die Zukunft eines vereinten christlichen Europas und den Beitrag der Kirchen zur Förderung von Einheit, Frieden und Stabilität in Europa", wie Kardinal Schönborn im Vorfeld des Bischofstreffens festhält. Wien wurde deshalb als Tagungsort gewählt, weil sich heuer zum 250. Mal die Gründung des Wiener Priesterseminars "Barbareum" für Priesteramtskandidaten der katholischen Ostkirchen durch Maria Theresia jährt.

Am Mittwoch, 10. September, treffen die Bischöfe am Nachmittag im Wiener Erzbischöflichen Palais mit EU-Kommissar Magnus Brunner und Bundesministerin Claudia Plakolm zusammen. Brunner ist in der EU-Kommission u.a. für den strukturierten Dialog mit den Kirchen und Religionen zuständig. Plakolm verantwortet als Kultusministerin die Beziehungen des Staates zu den Kirchen und Religionen in Österreich. Die gegenseitigen Erwartungen von Kirche und Politik im Blick auf die künftige Entwicklung Europas stehen im Mittelpunkt der Begegnung im Palais.

Im Rahmen des Bischofstreffens lädt zudem u.a. der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig zu einem Empfang ins Rathaus. Weiters stehen eine Begegnung mit dem Apostolischen Nutius in Österreich, Erzbischof Pedro López Quintana, sowie ein Besuch im Stift Klosterneuburg auf dem Programm. Liturgischer Höhepunkt der Vollversammlung ist am Mittwoch, 10. September, um 18 Uhr eine Göttliche Liturgie im Wiener Stephansdom.

Kirchenintern sollen sich die Beratungen vor allem um vertiefte Beziehungen unter den katholischen Ostkirchen und den orientalischen katholischen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche in Europa drehen. Eine Aufgabe, die vor allem in der Diaspora von großer Dringlichkeit ist. Zudem sollen Überlegungen zu einem möglichen "Rat der Hierarchen" angestellt werden, mit dem im Rahmen des weltkirchlichen Synodalen Prozesses die Einbindung der katholischen Ostkirchen in die Weltkirche nochmals an Qualität gewinnen könnte.

250 Jahre "Barbareum"
Die griechisch-katholische Kirche ist in Wien seit 1775 präsent. Nachdem Galizien 1772 von den Österreichern besetzt worden war, sah sich die Habsburgermonarchie mit einem Mal mit der Präsenz von drei Millionen unierten Katholiken des byzantinischen Ritus konfrontiert. Das "Barbareum" wurde 1775 von Kaiserin Maria Theresia gegründet und war eine wegweisende Einrichtung, in der griechisch-katholische Priesteramtskandidaten aus verschiedenen Eparchien der Monarchie gemeinsam ausgebildet wurden. Zu diesen gehörten Mukatschewe, Oradea, Fagara, Krizevci, Lemberg und der Basilianerorden.

Das "Barbareum" entwickelte sich rasch zu einem Zentrum des theologischen und intellektuellen Austausches. Die griechisch-katholischen Seminaristen studierten Philosophie, Theologie, liturgische Praxis und Sprachen, darunter Latein, Griechisch und Altkirchenslawisch. Es wurde zum einen großer Wert darauf gelegt, eine starke griechisch-katholische Identität zu fördern und gleichzeitig in Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche zu stehen. Die Studenten besuchten deshalb auch Vorlesungen an den Wiener Universitäten, und das Seminar unterhielt enge Beziehungen zu römisch-katholischen Institutionen.

Trotz dieser rasanten positiven Entwicklung hatte das "Barbareum" nur eine kurze Lebensdauer: 1784 löste Joseph II. das Priesterseminar auf, und die Ausbildung des griechisch-katholischen Klerus wurde von Wien in die neuen unierten Generalseminare von Lemberg und Eger verlegt. Gleichzeitig errichtete der Kaiser für die Galizier die griechisch-katholische Zentralpfarre St. Barbara.

23 katholische Ostkirchen
Als katholische Ostkirchen werden eigenständige Kirchen ("Ecclesiae sui iuris"- Kirchen eigenen Rechts) bezeichnet, die aus Ortskirchen des östlichen Christentums entstanden sind, also aus orthodoxen oder orientalisch-orthodoxen Kirchen, und im Laufe der Zeit mit Rom eine Union eingegangen sind. Alle katholischen Ostkirchen anerkennen den Papst als Oberhaupt, sie besitzen aber zugleich unterschiedlich ausgeprägte innerkirchliche autonome Rechte. Sie haben ihr eigenes Kirchenrecht, festgehalten im 1990 erschienenen Codex Canonum Ecclesiarum Orientalum (CCEO) und erweitert um jeweils spezifische eigene Regelungen.

Die katholischen Ostkirchen feiern ihre Gottesdienste nach ihrem eigenen Ritus. Dieser kann byzantinisch, westsyrisch, ostsyrisch, koptisch oder armenisch sein. In fast allen katholischen Ostkirchen gibt es verheiratete Priester, die Sakramentenpraxis unterscheidet sich in einigen Details von jener in der römisch-katholischen Kirche, teilweise gibt es auch unterschiedliche theologische Lehrinhalte.

Gerade durch die Migrationsbewegungen der letzten zehn Jahre - ausgelöst vor allem auch durch die dramatische Situation im Nahen Osten und in der Ukraine - sind viele Gläubige katholischer Ostkirchen in den Westen gekommen, was große Herausforderungen für diese Kirchen in der sogenannten Diaspora mit sich gebracht, zugleich aber auch ihre Bekanntheit gesteigert hat.

Die Kirchen werden entsprechend ihrem Status als Patriarchatskirchen (mit einem Patriarchen an der Spitze), Großerzbischöfliche Kirchen (mit einem Großerzbischof an der Spitze), Metropolitankirchen (mit einem Metropoliten an der Spitze), sowie in Eparchie- bzw. Exarchatskirchen und solche ohne eigenständige Hierarchie eingeteilt. Gerade im Blick auf Letzteren gibt es keine rechtsverbindliche Aufzählung der Kirchen, weshalb die Zahl 23 auch nicht ganz eindeutig ist. Manche Experten setzen sie höher an.

Eine kirchenrechtliche wie auch pastorale Besonderheit sind zudem sogenannte Ostkirchenordinariate, in denen in westlichen Ländern einige der Ostkirchen zusammengefasst sind und unter der Letztverantwortung eines römisch-katholischen Ortsbischofs stehen. Ein solches Ostkirchenordinariat besteht in Österreich, in ähnlicher Form auch in Argentinien, Brasilien, Frankreich, Griechenland, Rumänien und Spanien.

Ostkirchenordinariat in Österreich
Das Ostkirchenordinariat in Österreich zählt rund 20.000 Gläubige unterschiedlicher Kirchen. Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche ist die mit Abstand größte byzantinische katholische Ostkirche in Österreich. Es gibt zudem auch Gemeinden der Rumänischen, Slowakischen und Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).

Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen (Maronitische Kirche, Armenisch-Katholische Kirche, Chaldäische Kirche, Syro-Malankarische Kirche, Syro-Malabarische Kirche, und äthiopisch-katholische Kirche).

Dem Ordinariat gehören derzeit rund 85 Priester an. Es gibt die Zentralpfarre St. Barbara in Wien und rund 35 Seelsorgestellen, verteilt auf ganz Österreich. Der jeweilige Erzbischof von Wien - derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa, der der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche angehört.

Im Vorfeld des Bischofstreffens hat die Erzdiözese Wien Informationen zur ukrainisch-katholischen Zentralpfarre St. Barbara in einem aktuellen Film gebündelt, der auf dem Youtube-Kanal der Erzdiözese abrufbar ist: https://www.youtube.com/watch?v=uI14AwhkOjM?

 

© 1947-2025 KATHPRESS - Katholische Presseagentur Österreich

 

weitere Pressemeldungen:

Erzdiözese Wien

Kurier

ORF Religion

Oberösterreichische Nachrichten

vaticannews

 

 

 

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