Freitag 29. März 2024

WAS WIR SIND

In Notfällen sind wir da, wir nehmen uns Zeit, wir hören zu. Die Notfallseelsorge wendet sich an Menschen, die durch elementare Ereignisse in ihrer Lebensgewissheit schwer erschüttert werden.

Unsere Aufgaben als NotfallseelsorgerInnen

Die Notfallseelsorge wendet sich an Menschen, die durch elementare Ereignisse in ihrer Lebensgewissheit schwer erschüttert wurden.

 

Insbesondere sieht sie ihre Aufgabe in der unmittelbaren seelsorglichen Betreuung von Menschen, die unerwartet einen Angehörigen oder anderen nahestehenden Menschen durch den Tod verloren haben.

 

Die Krisenintervention umfasst die Betreuung vor Ort, die sich auf den aktuellen Anlass bezieht und erste Verarbeitungsschritte des traumatischen Ereignisses erleichtert.
Dies geschieht unter anderem durch persönliche Zuwendung im seelsorglichen Gespräch und - wenn die Betroffenen es wünschen - im Versuch, der belastenden Lebenssituation gemeinsam aus dem Glauben – z. B. durch Gebet, Rituale oder Verabschiedung mit Abschiedssegen - zu begegnen.

 

NotfallseelsorgerInnen arbeiten mit den Sozialeinrichtungen vor Ort und den Pfarrgemeinden zusammen.

 

Einfach Dasein
Die Betroffenen erleben die Situation chaotisch, verlieren die Orientierung, sagen oft: „Ich kenne mich nicht mehr aus“. In religiöser Sprache formuliert können wir sagen: wir müssen uns dem Karfreitag des Lebens stellen und mit den Menschen vor Ort aushalten. D. h. es geht vor allem darum, präsent zu sein, Zeit zu haben, zuzuhören und den Menschen einen würdigen Abschied vom Verstorbenen zu ermöglichen, wenn sie dies wünschen, etwa durch ein Gebet oder ein Abschiedsritual. Das Verabschieden vom Verstorbenen ist die wichtigste Maßnahme für den Beginn und einen guten Verlauf der Trauer.

 

Notfallversorgung
Ziele der Seelsorge in Notfällen sind erste emotionale Stabilisierung von Betroffenen, Vermittlung von Orientierung (Abläufe erklären), Normalisierung der Situation und auch die Aktivierung eigener Kräfte und des sozialen Netzes („Wenn möchten Sie jetzt bei sich haben?“). Die NotfallseelsorgerInnen wollen helfen, die Handlungsfähigkeit der Betroffenen wieder herzustellen. In der Sprachlosigkeit versuchen sie - dort wo die Worte fehlen - die passenden Begriffe zu finden um das Erlebte erklärbar zu machen. Eine gute Betreuung macht sich selber überflüssig!

 

Unter humanwissenschaftlichen Aspekten
Es geht um eine psychosoziale Notfallversorgung. Betroffene befinden sich zunächst in einer extremen Ausnahmesituation. Sie zeigen oft noch keine Gefühle, können noch nicht weinen, funktionieren einfach nur, wirken ganz „normal“, vielleicht ein wenig ferngesteuert. Sie erleben alles wie im Traum, stehen noch neben sich und sagen z. B.: „Ich stehe im falschen Film“ oder „Sag mir, dass es nicht wahr ist!“ Sie können das Ereignis noch nicht realisieren und fühlen sich hilflos und der Situation ausgeliefert.

 

Diese akute Belastungsreaktion ist aber keine Krankheit, sondern die normale Reaktion eines gesunden Menschen auf ein nicht normales Ereignis. Sie ist so eine Art Schutzmantel für die Person (kein Handlungsrepertoire) und dauert einige Stunden bis einige Tage und bildet sich von alleine wieder zurück. Die Notfallseelsorge kann dazu beitragen, dass die Dauer und Intensität der Belastungsreaktion reduziert wird. Die akute Belastungsreaktion kann unter ungünstigen Bedingungen später zur Krankheit führen, diese nennen wir dann posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS).

 

Merkmale für eine posttraumatische Belastungsstörung:

  • Verändertes Essverhalten
  • Schlafstörungen
  • Albträume
  • Befindlichkeitsstörungen (sozialer Rückzug, Konzentrations- und Leistungsreduzierung, Nervosität, …)

Gegebenenfalls organisieren wir die Vernetzung zu psychosozialen Beratungsstellen (nach Suizid – Schuldfrage, Kindstod, Gewalt) bzw. informieren über die Angebote.

 

Aus einem Einsatz

Die 13jährige Ursula geht am Donnerstagmorgen bei starkem Nebel verspätet zum Schulbus. Sie läuft über die Bundesstraße, wird von einem Auto erfasst und in das entgegenkommende Fahrzeug geschleudert. Die SchulfreundInnen im Bus müssen den schrecklichen Unfall mit ansehen und sind geschockt.

 

Jemand alarmiert die Rettung, auch ein Notarztwagen kommt, aber für Ursula kommt jede Hilfe zu spät. Sie stirbt am Unfallort.

 

Das Rote Kreuz benachrichtigt die MitarbeiterInnen des Kriseninterventionsteams und der Notfallseelsorge

 

Bei Johann H. von der Notfallseelsorge geht der Alarm der Notruf-App auf dem Handy los. Er meldet sich beim Disponenten von Notruf-144 und wird über das Ereignis informiert. Dann fährt er zur Unfallstelle, die Polizei ist schon vor Ort und gemeinsam fahren sie zur Mutter des Mädchens, um ihr die Todesnachricht zu überbringen. Der Polizist fährt wieder weg und der Notfallseelsorger bleibt bei der Mutter, um ihr in den ersten schweren Stunden beizustehen. Er nimmt sich Zeit, ist einfach da, hört zu. Hilfreich kann auch ein Gespräch, gemeinsames Schweigen, ein Gebet und praktische Unterstützung in organisatorischen Fragen sein. Notfallseelsorge.

Notfallseelsorge
Notfallseelsorge
Stephansplatz 6
1010 Wien

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