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Predigt beim Adventempfang für Medienschaffende

Die Predigt des ernannten Erzbischofs Josef Grünwidl beim Adventempfang für Medienschaffende am 02. Dezember 2025:

02.12.2025
© Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
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„Bereitet den Weg des Herrn! Ebent ihm die Straßen!“ – Dieser Ruf Johannes des Täufers gehört zum Advent wie das Amen zum Gebet. Johannes der Täufer war ein unangenehmer Zeitgenosse, widerständig, spröde und fordernd, ein Kontrapunkt zur Lebkuchen-, Punsch- und Weihnachtsfeier-Seligkeit im Advent.

 

Straßenbau ist eine mühsame und kostspielige Angelegenheit. Allein in Österreich wurden im Vorjahr rund 5 Milliarden für den Ausbau und die Instandhaltung von Straßen ausgegeben.

 

Im Advent geht es um den Ausbau einer Straße, die für viele Menschen zu einer kaum benützten „Nebenstraße“ geworden ist: es geht um die Straße zu mir und zur Wahrheit des eigenen Lebens. Zu sich kommen, es mit sich selber aushalten ohne Ablenkungen und still werden – damit sind viele Menschen überfordert.

 

Der Philosoph Albert Camus hat diese Tatsache drastisch und pointiert so ausgedrückt: „Der moderne Mensch hurt und liest Zeitungen.“ Damit wollte er sagen: Wir Menschen gehen fremd, wir halten uns selbst nicht aus, wir werden uns immer wieder untreu. Und wir lesen Zeitungen, was grundsätzlich natürlich etwas Gutes ist. In diesem Zusammenhang aber deute ich dieses Wort so: wir beschäftigen uns mit allem Möglichen, wir lenken uns ab, um der eigenen Wahrheit auszuweichen.

 

Ich weiß aus Erfahrung, wie mühsam es sein kann, still zu werden, denn es gibt immer so viel Wichtiges zu tun, und ich bin überzeugt, sie alle kennen das nur zu gut. Ich weiß aber auch, dass die Behauptung „Ich habe keine Zeit für Stille!“, eine Lüge ist. Denn die Wahrheit lautet: Ich nehme mir nicht die Zeit für Stille. Dabei ist gerade die Zeit, die ich mir nehme, wertvoll und wichtig. Denn die Zeit, die ich mir für Stille nehme, gibt mir etwas.

 

Jetzt im Advent nicht fremdgehen, sich selber nicht untreu werden, nicht nur in Einkaufstraßen einbiegen und sich ablenken, sondern auf der Straße zu mir selber, zu meinen tiefsten Wünschen und Sehnsüchten unterwegs sein. Denn wenn es in den kommenden drei Wochen nicht in mir weihnachtlich wird, nützt das weihnachtliche Drumherum nichts.

 

Die Straße in Richtung Stille und Innerlichkeit ist keine Einbahn. Auf dieser Straße kommen mir Menschen entgegen: Menschen, für die ich dankbar bin und Menschen, die mich brauchen und auf meine Hilfe warten.

Und auf dieser Straße kommt mir Gott entgegen mit seinen Weihnachtsgeschenken: Freude und Hoffnung, Versöhnungs-bereitschaft und Friede, Lebendigkeit und Licht.

 

Das adventliche Straßenbauprogramm kostet uns nicht Milliarden, sondern täglich ein paar Minuten Zeit. Zeit für Stille, Zeit zum Durchatmen, Zeit, um ganz bei mir zu sein und mit Gott Kontakt aufzunehmen.

 

Ich wünsche uns allen, dass wir nicht in Advent-Hektik untergehen, sondern ganz bewusst im Advent einen Kontrapunkt setzen. Ich wünsche uns Mut zur Stille und die feste Überzeugung: Die Zeit, die ich mir für meine ganz persönlichen Weihnachtsvorbereitungen nehme, für Stille und Innerlichkeit, in dieser Zeit entscheidet sich, ob es Weihnachten wird in mir.

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