Eine Pfarrgemeinderätin sprach mich unlängst auf meine Kolumnen in den NÖN an: „Herr Bischofsvikar, ich lese Ihre Artikel. Seitdem sind Sie mir viel sympathischer. Früher kannte ich sie nur vom Hörensagen, aber jetzt kann ich lesen, was Sie denken, und oft empfinde ich genau so.“
Das hat mich berührt und bestärkt. Zwischen der Dame und mir ist nur durch die gedruckten Zeilen eine Verbindung gewachsen. Notwendig dafür war mein Name unter den Texten. Hätte ich anonym oder unter einem falschen Namen geschrieben, wäre der Effekt der Brückenbildung zwischen zwei Personen ausgeblieben.
Das ist genau der Grund, warum ich namentlich gezeichnete Leserbriefe sehr begrüße, aber entschieden gegen Postings unter Nicknames bin. Ein Nickname dient als Deckung: Man beschützt sich selbst, und zugleich werfen viele anonyme Poster mit verbalen Eiern um sich oder richten gar scharfe Schüsse gegen Mitmenschen. Nein, der Name ist etwas Wichtiges und „Heiliges“. Durch ihn bin ich als Person identifizierbar, durch ihn werde ich wiedererkannt und berechenbar.
Durch ihn gehe ich aus der Deckung und auf andere zu. Ich mache mich mit meinem Namen freilich auch angreifbar, und ich übernehme zugleich Verantwortung. Meine Ermutigung: Wenn Sie da und dort anonym posten, tun Sie es bitte fortan unter Ihrem vollen Namen. Sie werden zwar verletzlicher, aber auch respektvoller und beschenkter werden.
Liebe Pfarrgemeinderätin, wenn Sie diese Zeilen lesen, grüße ich Sie ganz besonders und danke für Ihre Rückmeldung!