Donnerstag 9. Mai 2024

EHE-PASTORAL?

Braucht die Ehe eine eigene Pastoral? Worin unterscheidet sich Ehepastoral von Paarberatung und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für Paare?

Liest man eine Einführung in die Pastoraltheologie begegnet man dem Begriff der Ehepastoral. Auch Papst Franziskus verwendet ihn in seinem Schreiben Amoris Laetitia.

 

Im deutschsprachigen Raum verstehen wir darunter meist die Vorbereitung auf die Eheschließung. Im Idealfall hat die Ehevorbereitung ein klares Ende – die Feier der kirchlichen Trauung. Somit wird klar, dass eine so verstandene Ehepastoral ihrem eigentlichen Ziel – der pastoralen Begleitung von Ehepaaren – nicht ausreichend gerecht werden kann. Papst Franziskus merkt daher in Amoris Laetitia an:

 

„Die Seelsorge in der Vorbereitung auf die Ehe und die Ehepastoral müssen vor allem eine Seelsorge des Ehebandes sein, wo Elemente vermittelt werden, die helfen, sowohl die Liebe reifen zu lassen als auch die schweren Zeiten zu überstehen.“ (AL 221)

 

Wenn wir von Ehepastoral in diesem Sinne sprechen, können wir nicht bei der Eheschließung stehenbleiben, sondern müssen gerade die Zeit danach in den Blick nehmen. Ebenso ist es wichtig die unterschiedlichen Wege, die zu einer kirchlichen Eheschließung führen können zu beachten.

 

Begleitung auf dem gemeinsamen Weg

 

Ehepastoral meint ganz konkret zu überlegen, was wir Ehepaaren in den Pfarren und Gemeinden anbieten können und wie wir sie am besten auf ihrem gemeinsamen Weg unterstützen und begleiten können. Hierbei geht es besonders darum, jene Menschen als Paare zu sehen und nicht so sehr als Familien, als junge Menschen oder Senior:innen.

 

Bei diesen Begleitungsangeboten geht es nicht vorrangig um die Arbeit an

Beziehungsproblemen oder um die Frage, ob die Beziehung von beiden Partnern weitergetragen werden kann. Dies ist vorrangig das Feld der Ehe- und Paarberatung. Schwierigkeiten können und sollen natürlich auch aus der Ehepastoral nicht ausgespart werden. Das Ziel ist aber primär die Vertiefung der gemeinsamen Beziehung, gerade auch im Licht des Glaubens.

 

Ein lebenslanges Projekt

 

Für das Gelingen einer guten Beziehung gibt es bekanntlich kein Patentrezept. Es ist vielmehr ein lebenslanges Projekt, an dem kontinuierlich und gemeinsam weitergearbeitet werden muss, wie dies von Papst Franziskus schön auf den Punkt gebracht wird:

 

„Andererseits möchte ich betonen, dass die Ehepastoral vor der Herausforderung steht, zu der Einsicht zu verhelfen, dass die Ehe nicht als ein Fertigprodukt verstanden werden darf.“ (AL 218)

 

Ehepastoral muss aber auch die Zeit vor der Eheschließung im Blick behalten. Hier gibt es nicht nur das eine Seminar oder den Kurs, der von einigen Diözesen verpflichtend vorgeschrieben ist. Vielmehr geht es hierbei um zwei Menschen die sich gemeinsam auf den Weg machen. Beide bringen eigene Erfahrungen und Familien-Geschichte(n) mit, die es zu reflektieren und bewusst zu halten gilt.

 

Auf diesem Weg bietet die Ehepastoral eine Begleitung an, die sich nach den individuellen Kontexten der Paare richtet. Die Zeit der Vorbereitung kann daher unterschiedlich lange dauern und diverse Segensriten und Unterstützungsangebote umfassen. Hierbei gilt es nicht den einen Weg für alle Menschen zu finden, sondern den des jeweiligen Paares.

 

Kein Allheilmittel

 

Ehepastoral ist daher kein Allheilmittel, mit dem Trennungen und Beziehungsprobleme endgültig verschwinden. Sie reflektiert vielmehr die unterschiedlichen Formen, Möglichkeiten und Herausforderungen von Beziehungen und versucht so Paaren unterschiedlichen Alters, in unterschiedlichen Lebenssituationen, Begleitung und Unterstützung anzubieten.

 

von Stephan Fraß-Poindl

Evangelium von heute Mk 16, 15–20 (Christi Himmelfahrt Lesejahr B) Aus dem heiligen Evangelium nach Markus. In jener Zeit...
Ehepastoral
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