Mittwoch 24. April 2024
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Joh 4,19
Kolumne: Antworten

Rücktrittskultur

„Antworten“ von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 6. September 2019.

Andreas Khol hat vor Jahren einmal gesagt, Österreich habe „eine unterentwickelte Rücktrittskultur“. Stimmt das heute noch? Wann ist der richtige Moment zurückzutreten? Wann muss es sein? Und warum geschieht es oft erst dann, wenn der Druck der Öffentlichkeit es unausweichlich macht? Der „Ibiza-Skandal“ hat eine Serie von Rücktritten ausgelöst, bis hin zur Auflösung einer ganzen Regierung. Und immer wieder kommt es vor, dass jemand wegen verfehlter Äußerungen ein politisches Amt aufgeben muss.

 

Umso eindrucksvoller ist es, wenn ein Ski-Idol wie Marcel Hirscher zur besten Sendezeit im Fernsehen vor einem Millionenpublikum seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport ankündigt. Er selber war dabei ruhig, lächelnd: „Es war wichtig, auf dem Höhepunkt aufzuhören und als Sieger zu gehen“. Marcel Hischer hat uns allen gezeigt, wie gute Rücktrittskultur aussieht.

 

Ein großes Vorbild dafür ist Papst Benedikt. Früher war es unvorstellbar, dass ein Papst zurücktritt. Er hat den Schritt getan, weil er klar gespürt hat, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Einmal kommt für jeden von uns dieser Moment. Es geht ums Loslassen, wenn die Zeit gekommen ist. Gott gebe uns die Weisheit, es rechtzeitig zu erkennen.

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