Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. (Joh 15,12)
Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. (Joh 15,12)
P. Walter Ludwig OCist schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" zum Evangelium zum 6. Sonntag der Osterzeit (6.5.2018)
(zum Evangelium zum 6. Sonntag der Osterzeit, Johannes 15,9-17)
Am 1. Mai wurde in Szombathely ein Priester seliggesprochen, der im Jahr 1957 in der Nähe von Szentgotthard als Märtyrer starb. Er heißt János Brenner, mit Ordensnamen Pater Athanasius. Weil ich in seinem kurzem Leben so viele Motive des heutigen Evangeliums verwirklicht sehe – „in der Liebe bleiben“ „sein Leben hingeben“ und „von Gott erwählt sein“ – will ich ihm diese Woche meinen Evangelienkommentar widmen.
János Brenner wurde als zweiter von drei Brüdern 1931 in Szombathely geboren, alle drei folgten dem Ruf Christi und wurden Priester. János trat nach dem Gymnasium in die Zisterzienserabtei Zirc ein und empfing den Ordensnamen Athanasius.
Wenige Wochen später wurden die Klöster durch das kommunistische Regime aufgelöst, er konnte jedoch 1951 im Geheimen das Ordensgelübde ablegen. Nach seiner Priesterweihe 1955 wurde er Kaplan in einem Ort nahe der österreichischen Grenze.
Nach der Niederschlagung des ungarischen Aufstands 1956 geriet der begeisternde junge Seelsorger ins Visier der Glaubensfeinde. In der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember 1957 wurde János zu einer fingierten Krankensalbung gerufen und aus dem Hinterhalt mit 32 Messerstichen ermordet.
Zu seinem Begräbnis kamen 90 Priester, und viele Menschen betrauerten den freundlichen und eifrigen Priester. Doch durfte bis zur Wende 1989 sein Andenken nicht öffentlich gemacht und kein Bild von ihm gezeigt werden.
2007 begann ein Seligsprechungsprozess, der nun am 1. Mai 2018 – in Gegenwart eines noch lebenden Bruders – zum Abschluss kam. Vor kurzem habe ich in Szombathely den Gedenkraum für János Brenner besucht und dabei auch das zerrissene Rochett gesehen, das er bei seinem Tod getragen hat. Gerade dieses Gewandstück beeindruckt mich.
Der junge Priester, den die Liebe zu den ihm anvertrauten Menschen in den Märtyrertod geführt hat, lässt mich nach meiner Liebe zu Christus und den Menschen fragen – wäre ich bereit, mein Leben hinzugeben?
Wahrscheinlich geben wir alle oft und oft das Leben hin, nicht als Märtyrer, aber doch im täglichen Erfüllen der Aufgaben, die Christus uns stellt. Möge es immer wieder in der Entschiedenheit des Glaubens geschehen und in der Freude der Freundschaft mit Jesus.
nach Johannes 15, 9-17
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.
Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
P. Walter Ludwig OCist
ist Prior und Moderator der Stiftspfarre Wiener Neustadt-Neukloster.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at