Gott will, dass wir feiern. Denn das Leben ist ein Fest - aber nur wenn alle mitfeiern.
Gott will, dass wir feiern. Denn das Leben ist ein Fest - aber nur wenn alle mitfeiern.
Maga. Stefanie Jeller, MAS schreibt in der Zeitung der Erzdiözese Wien "Der SONNTAG" ihre Gedanken zum Evangelium vom 4. Fastensonntag (31.3.2019)
Impuls - Inspiriert vom Evangelium
zum 4. Fastensonntag; Lukas 15. 1-3.11-32
Essen und fröhlich sein, tanzen und feiern - mitten in der Fastenzeit lesen wir von einem ausgelassenen Fest. Doch die Feier ist nicht perfekt. Dazu braucht es mehr. Ein neuer Blick auf ein altbekanntes Gleichnis…
Wird es im Himmel ein Fest geben? Und wie wird dort gefeiert werden? - Meine (ungeschriebene) Dissertation sollte sich damit befassen. Bis jetzt faszinieren mich die Bibelstellen, die von einem himmlischen oder irdischen Festmahl sprechen. Eine davon ist das heutige Evangelium.
Es ist das berühmte Gleichnis vom verlorenen Sohn. „Wir wollen essen und fröhlich sein“, sagt der Vater, als er seinen Sohn wieder bekommen hatte. Das Fest beginnt.
Unlängst erzählte mir eine ältere Dame, die blind und geh-behindert ist, von der Einladung zum Geburtstag ihrer Freundin. Die Freundin wohnt über 30 km weit weg, und sie sagte ihr: „Abholen kann ich dich nicht!“ Die Folge war: Die blinde Frau fehlte auf der Geburtstagsfeier.
Was hat das mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn zu tun? Dazu muss ich erzählen, woher ich die blinde Dame kenne. Sie ist eine deutsche Theologin und heißt Susanne Krahe. Auch sie wollte einmal eine Dissertation schreiben. Aber mit 30 Jahren ist sie plötzlich erblindet. Susanne Krahe hat mir vor kurzem ein Interview gegeben.
Sie erklärte mir, was blinden Menschen und vielen anderen Menschen mit Behinderung an Bibelstellen wie jener vom verlorenen Sohn auffällt.
Dabei lernte ich einen neuen Blick auf die Bibel: Gott will, dass alle dazugehören. Niemand soll aus irgendwelchen Gründen ausgeschlossen werden.
So wird der Blinde geheilt, damit er Jesus nachfolgen kann. Oder: Jesus holt die verhassten Zollbeamten und die Sünder an seinen Tisch. Der Vater freut sich über den „verlorenen Sohn“, auch wenn er viel Geld verschleudert hat, und jetzt mit leeren Händen zurückkommt. Aber auch der ältere Sohn, der eifersüchtig geworden ist, soll mitfeiern.
Und zu Ostern hat Gott den Gekreuzigten aus dem Totenreich herausgeholt, damit er mit den Jüngerinnen und Jüngern das Brot bricht und ihnen den Becher mit Wein reicht.
Gott will, dass wir feiern. Denn das Leben ist ein Fest - aber nur wenn alle mitfeiern.
nach Lukas 15.1-3.11-32
Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte:
Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.
Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.
Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner!
Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.
Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Inspiriert vom Evangelium
Menschen, mit denen ich im Streit liege:
Wäre Versöhnung möglich?
Die Verstorbenen:
Ich könnte beim nächsten Fest an sie erinnern.
Menschen, die noch nicht gut Deutsch sprechen:
Könnte ich sie zum Osterfest einladen?
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Maga. Stefanie Jeller, MAS
hat in Wien, Jerusalem und Salzburg Theologie und Spiritualität studiert.Ihre Stimme hören Sie auf radio klassik Stephansdom.
Wir bieten hier den Pfarren die Doppelseite des SONNTAG mit den Schriftstellen und dem Evangeliumskommentar zum Ausdruck als *pdf an.
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at