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02.02.2025 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Leben ist Begegnung

Wie gehe ich selber in Begegnungen hinein und aus ihnen wieder heraus? An welche Begegnungen erinnere ich mich für immer? Welche waren beglückend, welche verletzend? Um über Begegnungen im eigenen Leben nachzudenken, hilft es, das heutige Evangelium zu betrachten.

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 2. Februar 2025.

Vor vierzig Tagen war Weihnachten. Deshalb ist heute das Fest „Maria Lichtmess“, wie es im Volksmund hieß, „Darstellung des Herrn“, wie es genauer genannt wird. Nach jüdischem Brauch wurde der Erstgeborene am vierzigsten Tag nach der Geburt Gott geweiht. Damals, als es noch den Tempel in Jerusalem gab, feierten die Eltern die „Darstellung“ des Kindes durch ein rituelles Tieropfer im Tempel. Die Wohlhabenden brachten dafür einen Stier dar, die Armen wenigstens zwei Tauben. Zu letzteren gehörten die Eltern Jesu. So kam es zur Begegnung, von der heute das Evangelium berichtet. Sie ist der Grund, warum der christliche Osten vom „Fest der Begegnung“ spricht.


Ehe wir uns dieser besonderen Begegnung zuwenden, lade ich ein, ganz allgemein über Begegnungen nachzudenken. Sie können ganz zufällig sein, überraschend, enttäuschend, erhofft, gesucht, gezielt, beglückend. Begegnungen können ein Leben entscheidend prägen. Sie können auch so flüchtig sein, dass wir sie sofort wieder vergessen. Es tut gut, am Abend eines Tages über die heutigen Begegnungen nachzudenken. Wie waren sie? Grundsätzlicher: Wie gehe ich selber in Begegnungen hinein und aus ihnen wieder heraus? An welche Begegnungen erinnere ich mich für immer? Welche waren beglückend, welche verletzend? Um über Begegnungen im eigenen Leben nachzudenken, hilft es, das heutige Evangelium zu betrachten.


Simeon und Hanna, zwei eindeutig alte Menschen, haben heute eine Begegnung, auf die sie seit Jahren gehofft hatten. Sie haben auf sie zugelebt, ohne die Garantie zu haben, dass es jemals zu dieser Begegnung kommen wird. Beide waren dem Lebensende schon sehr nahe. Beiden ist gemeinsam, dass sie trotzdem durch ihre Hoffnung offen blieben. Hanna gehört zu den Menschen, die bis ins hohe Alter seelisch frisch bleiben, weil sie durch ihr Beten und Fasten, ihren Glauben, nie ganz vom Leben enttäuscht werden konnten, obwohl ihr Leben alles eher als einfach war.


Simeon gehört zu den Menschen, die unerschütterlich darauf vertrauen, dass Gott alles einmal zum guten Ende bringt. Er hatte eine Art innere Gewissheit, er werde einmal dem erhofften Messias begegnen. Ich staune immer darüber, wie Simeon unter den vielen Menschen, die täglich in den Tempel kamen, die unscheinbaren, ärmlichen Eltern erkannte, die ihr Neugeborenes hereinbrachten. Er nimmt es in seine Arme und dankt Gott für die ersehnte Begegnung. Seine Worte beten wir jeden Abend im kirchlichen Nachtgebet. Sie gehören zu den schönsten Gebetsworten der Bibel und erinnern täglich an jene letzte Begegnung, auf die wir alle zugehen. Schön, wenn wir sie nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung sprechen können: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“ Leben ist Begegnung. Sterben das Tor zur endgültigen Begegnung.


 

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Evangelium neu vom 2.2.25



Lukas 2,22-40

Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter
staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen
und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

 

Nachrichten
Adventkranz mit zwei brennenden Kerzen.

Gottesdienste im Radio und TV zum 2. Advent und Mariä Empfängnis

Eucharistiefeiern aus dem Wiener Stephansdom, aus der Salzburger Militärpfarre und aus Niederösterreich. Hochfest am 8. Dezember feiert die Empfängnis der Jungfrau Maria.

Kardinal Nemet weihte zwei Diakone der Salvatorianer

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