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26.04.2019 · Aus der Diözese · Seelsorge

Warum wir uns erbarmen müssen

Letztlich geht es bei den beiden Begriffen „gerecht und barmherzig“ um das Verhältnis von Wahrheit und Liebe:

Unser Papst Franziskus setzt mit dem Thema „Barmherzigkeit“ immer wieder starke Akzente, doch schon Papst Johannes Paul II. hat die biblisch begründete Barmherzigkeit zu einem Programmwort seines Wirkens erhoben. Was hinter dem Wort „Barmherzigkeit“ mit seiner theologischen Sprengkraft steckt...

Der Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit wird heute, am 2. Sonntag der Osterzeit (auch „Weißer Sonntag“ genannt), begangen.

 

Als liturgisches Fest wurde der Barmherzigkeitssonntag am 30. April 2000 von Papst Johannes Paul II. in der Predigt bei der Heiligsprechung von Sr. Faustyna Kowalska für unsere ganze Katholische Kirche festgelegt.

 

Maria Faustyna Kowalska oder Maria Faustina vom Allerheiligsten Altarsakrament (1905-1938) war eine Mystikerin aus Polen, sie gehörte der Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit an. Sie gilt als Verkünderin der Barmherzigkeit Gottes.

 

Der SONNTAG sprach mit der Leiterin des Referats für Spiritualität im Pastoralamt, Beate Mayerhofer-Schöpf, über den schillernden Begriff der Barmherzigkeit.

 

Wie lässt sich das Thema „Barmherzigkeit“ in wenigen Sätzen erklären?


Im Wort Barmherzigkeit stecken die Worte „Herz“ und „Erbarmen“. Barmherzig ist jemand, der sein Herz für einen anderen Menschen öffnet. Das althochdeutsche Verb „armen“ meint Not leiden. Daraus entwickelte sich das heute gebräuchliche „sich erbarmen“ im Sinn von Not lindern. Bei der Barmherzigkeit geht es also nicht nur darum, mit dem anderen mitzufühlen, sondern sich auch für diesen aktiv einzusetzen.

 

Was ist das Festgeheimnis des „Sonntags der göttlichen Barmherzigkeit“?


Das Festgeheimnis zeigt sich am deutlichsten im Evangelium dieses Tages: Jesus zeigt den Jüngern, die sich aus Furcht hinter verschlossenen Türen versteckt halten, seine Wunden. Seine durchbohrten Hände sind nicht anklagend erhoben. Ganz im Gegenteil – er breitet sie zum Zeichen der Vergebung aus: „Friede sei mit euch!“

 

Sein aus Liebe verwundetes Herz steht für jeden offen, der Friede und Heilung sucht. Dazu ist er vom Vater gesandt und dazu sendet er seine Jünger und auch jede und jeden von uns.

 

Hat die Barmherzigkeit den Stellenwert in der Seelsorge, den sie haben müsste?
In der Seelsorge geht es darum, Menschen so zu begleiten, dass sie immer mehr in liebevolle Beziehungen hineinwachsen können: zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst. Man könnte auch sagen: immer mehr die Barmherzigkeit Gottes annehmen und daraus auch immer mehr mit sich und anderen barmherzig umgehen lernen.

 

Was wir heute vielleicht noch zu wenig sehen, ist, dass nicht nur Menschen, sondern die ganze Schöpfung unser Mitgefühl und unser Erbarmen braucht: die Tiere, Pflanzen, die Luft, die Meere. Denn wir Menschen sind gerade dabei, die Lebensgrundlage von allem Lebendigen zu zerstören. Wer, wenn nicht wir Christen, sollte sich dafür einsetzen – da wir doch an den guten Schöpfer glauben und seine Spuren in allem finden können?


Wie kann Gott zugleich barmherzig und gerecht sein?


Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind zwei Seiten Gottes. „Es handelt sich nicht um zwei gegensätzliche Aspekte, sondern um zwei Dimensionen einer einzigen Wirklichkeit“, schreibt Papst Franziskus (MV 20). Biblisch sehen wir Gottes Barmherzigkeit, wenn er auf den Schrei des leidenden Menschen hört, der durch eigene oder fremde Schuld in eine bedrückende Situation geraten ist. Seine Gerechtigkeit zeigt sich etwa, wenn er faire Behandlung von Armen, Waisen, Witwen und Fremden im Land einmahnt.

 

Letztlich geht es bei den beiden Begriffen „gerecht und barmherzig“ um das Verhältnis von Wahrheit und Liebe

  • Barmherzigkeit darf nicht ungerecht sein, weil es keine Liebe ohne Wahrheit gibt.
  • Gerechtigkeit darf nicht unbarmherzig sein, weil keine Wahrheit ohne Liebe bestehen kann.
  • „Gerecht und barmherzig sein“ ist daher Grundlage eines guten Lebens für alle.

 

Was bedeutet Ihnen persönlich Barmherzigkeit?


Ich bin sehr dankbar, dass viele Menschen mir gegenüber barmherzig sind, nachsichtig gegenüber meinen Fehlern, Eigenheiten und Unachtsamkeiten. Ich bin froh, dass ich mich immer wieder in der barmherzigen Liebe meines Gottes bergen kann, wenn mein hartes Herz mich und andere verurteilt.

Dr. Beate Mayerhofer-Schöpf
Referat für Spiritualität im Pastoralamt

 

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erstellt von: Der SONNTAG / Stefan Kronthaler
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Weitere Informationen:

Meinungsumfrage

Was bedeutet für Sie „Barmherzigkeit“?

 

HR Mag. Andrea Pinz
Leiterin des Erzbischöflichen Amtes für Schule und Bildung

Mein Beruf verlangt von mir täglich viele Entscheidungen zu treffen und in diesen Entscheidungen, gerade wenn sie Personal- und dienstrechtliche Angelegenheiten betreffen, gerecht zu sein. Das ist nicht immer leicht. In dieser Frage hilft mir der wunderbare, aber herausfordernde biblische Gedanke, dass Recht, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit stets untrennbar miteinander verknüpft sein sollen.

 

Recht walten zu lassen, bedeutet einer Sache gerecht zu werden, dies wiederum, dass bei aller geforderten Objektivität immer der Mensch, die einzelne Person, im Vordergrund stehen muss. Will ich dem Menschen gerecht werden, muss Zeit und Raum sein, die konkreten, persönlichen Umstände eines „Einzelfalles“ bei einer notwendigen Entscheidung zu berücksichtigen und nach passenden individuellen Lösungsmöglichkeiten zu suchen.

 

Dieser Blick auf den Menschen mit seinen Potentialen und Stärken, seinen Fehlern und Schwächen, vor allem aber mit all seinen Entwicklungschancen, ist für mich die Kristallisation von Barmherzigkeit und eine Perspektive, die nicht nur im schulischen Kontext sondern in jeder Begegnung ganz wesentlich ist.


Mag. Johann Georg Herberstein
Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke für die Erzdiözese Wien


Barmherzigkeit zu üben ist die große Herausforderung für jeden Christen, nicht nur im Sinne der Humanität, sie macht uns dem Herrn selbst ähnlich. Wo aber finde ich Hungrige und Durstige, Heimatlose, Kranke und andere Notleidende oder auch Unwissende, die es zu lehren gilt?


Unsere Kirche ist schon eine faszinierende Gemeinschaft, weltweit präsent, vernetzt und gleichzeitig vor Ort zu erreichen! Sie ist mit Abstand die Gemeinschaft, die sich auf diesem Planeten am meisten und auch effizientesten um Entwicklungshilfe, medizinische Versorgung, Hilfe bei Katastrophen, Bildungsarbeit usw. kümmert. Und da kann jeder von uns dabei sein!


Missio ist das Instrument des Heiligen Vaters, um weltweite Solidarität zu ermöglichen. Wer die wachsende Weltkirche stärken, die Ärmsten vor Ort retten, Kindern in die Zukunft helfen, für die Priester von morgen sorgen und selbst missionarisch wirken will, der kann das dank Missio tatsächlich tun. Jeder ist zur Barmherzigkeit berufen, am Nächsten wie auch weltweit.

 

 

 

 
Nachrichten

Einsame Weihnacht

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Bischofsweihe mitfeiern – in der Pfarre

Die gemeinsamen Feierhefte für das Fest der Weihe und Amtseinführung unseres neuen Erzbischofs können ab Anfang Januar bestellt werden.

Gesprächsgruppe: „Verbindung durch Verantwortung. Eltern-Sein nach der Trennung“

An fünf Abenden werden die Bedürfnisse von Kindern und deren Eltern in den Mittelpunkt gestellt und neben Fach-Inputs einer Expertin auch genügend Raum für eigene Fragen und Austausch in der Gruppe gegeben. 

Gefängnisseelsorge verteilt Teddybären an Kinder von Inhaftierten

Mit den Stofftieren sollen Kinder, die in der Justizanstalt Josefstadt auf ihren inhaftierten Elternteil warten, Trost, Zuwendung und Geborgenheit erfahren. Für die Aktion bittet die Gefängnisseelsorge um Spenden.

Krippenführungen in der Dominikanerkirche S. Maria Rotunda

In der Weihnachtszeit lädt die Dominikanerkirche S. Maria Rotunda zu drei stimmungsvollen Krippenführungen ein, bei denen Pfarrer P. Christoph J. Wekenborg OP die historische Klosterkrippe aus dem Grödnertal näher vorstellt.

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Pater Markus Langer von den Wiener Dominikanern lädt Interessierte und Gläubige zum Beta-Online-Kurs  ‚beta – neue Fragen‘ ein. An zehn Abenden im Mai, Juni und Juli 2021 gibt es die Möglichkeit, spezifische Glaubensinhalte zu vertiefen – aufbauend auf der Erfahrung des verbreitet angebotenen Alpha-Glaubenskurses.

Warum das Kreuz?

"Jemand, der am Holz hängt, galt nach dem Alten Testament als von Gott verflucht", und doch ist das Kreuz zu einem der wichtigstens Symbole im Christentum geworden. Eine zeitgemäße Deutung von Erhard Lesacher.

Corona-Mythen: Kirchliche Experten starten Info-Kampagne

Corona-Mythen: Kirchliche Experten starten Info-Kampagne

Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen will mit Kampagne zu Corona-Krise, Engel und Glück über Verschwörungstheorien, Esoterik und Lebenshilfeangebote informieren. Neue Website bündelt österreichweite Informations- und Beratungsangebote.

Erntedank, St. Martin und Leopoldi in Zeiten von Lockdown und Terror

Das Kirchenjahr geht weiter. Erntedank, Martinsfest und Leopolditag heuer schlichter als gewohnt. Neue Wege, verbindende Werte zu feiern: einfach und auf das Wesentliche bedacht.

Dominikaner Wien: ALPHA-Kurs im Herbst startet

Pater Markus Langer von den Wiener Dominikanern lädt Interessierte und Gläubige zum ALPHA-Kurs ein.

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