Zwei traditionllle römische Feste gaben mit der Verehrung der Muttergottes vom Berg Karmel zu tun- ein Zeugnis auch für die starke Präsenz des Karmeliterordens im Herzen Roms.
Die römischen Sommerfeste haben eine jahrhundertealte Tradition und prägen jedes Jahr die warme Jahreszeit in der Ewigen Stadt. Eines der bekanntesten Feste ist die Festa de’ Noantri im Stadtteil Trastevere. Am Samstag, den 19. Juli, wird dort eine reich geschmückte und kunstvoll gekleidete Statue der Jungfrau Maria durch die überfüllten, kopfsteingepflasterten Gassen getragen. Die farbenfrohe Prozession beginnt um 18.00 Uhr an der Kirche S. Agata und führt zur Kirche
S. Crisogono, wo die Statue neun Tage verbleibt. Anschließend kehrt sie am Abend des Sonntags, 27. Juli, per Boot in der sogenannten „Fiumarola“-Prozession über den Tiber wieder zurück.
Der Ursprung dieses beliebten Festes geht auf das Jahr 1535 zurück, als örtliche Fischer am Tiberufer während eines Sturms eine hölzerne Marienstatue fanden. Sie übergaben die Statue den Karmeliterpatres in S. Crisogono auf der Piazza Sonnino. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Madonna als Schutzheilige von Trastevere verehrt. Zunächst wurde sie in einer eigens von Kardinal Scipione Borghese erbauten Kapelle aufbewahrt. Diese Kapelle musste jedoch 1890 dem Ausbau der ehemaligen Viale del Re (heute Viale Trastevere) weichen. Die Statue wechselte anschließend mehrmals ihren Standort: Sie gelangte zunächst in die Kirche S. Giovanni dei Genovesi, bevor sie endgültig ihre feste Heimat in der Kirche S. Agata am Largo S. Giovanni de Matha fand, etwa auf halbem Weg der Via della Lungaretta.
Der Überlieferung nach verlässt die Madonna ihre Kirche nur einmal im Jahr, nämlich am ersten Samstag nach dem Festtag Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel (16. Juli).
Nicht nur in Trastevere, sondern auch in unmittelbarer Nähe zum Vatikan wird zu Ehren der Madonna gefeiert. Bei der Kirche S. Maria in Traspontinaauf der der Via della Conciliazione wird zur selben Zeit ein großes Fest zu Ehren der Madonna del Carmelo begangen, oft als „Festa della Madonna dei borghi“ bekannt.
Am 16. Juli selbst, dem Gedenktag der Madonna del Carmelo, findet ein feierlicher Gottesdinst.Dieses Fest ist nicht nur ein religiöses Ereignis, sondern hat auch große soziale und kulturelle Bedeutung. Zahlreiche Gläubige strömen aus allen Teilen Roms sowie von außerhalb herbei. Besonders Menschen, die aus dem Viertel Borgo Pio weggezogen sind, nutzen die Gelegenheit, zurückzukehren und sich als „Borghiciani“ oder „Prataroli“ wiederzusehen.Es ist ein wenig Kirtag des Viertel srund um den Vatikanstadt. Die Verehrung der Madonna del Carmelo bildet dabei das verbindende Element zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Der Festtag selbst wird von weiteren Messen und der feierlichen Auflegung des Skapuliers (Scapolare del Carmine) begleitet, zudem kann abends die Ablassgebete für die Verstorbenen gewonnen werden. Bereits am 10. Juli beginnen die Feierlichkeiten mit einer feierlichen Prozession bei der die Marienstatue durch die Straßen von Borgo Pio getragen wird, gefolgt von einem geselligen Abend mit traditionellen römischen Volksliedern (Stornelli) und gutem Essen.
Ob in Trastevere oder in Borgo Pio, die römischen Sommerfeste bestechen durch ihre einzigartige Mischung aus Frömmigkeit, Gemeinschaftsgefühl und geselligem Beisammensein. Die feierlichen Prozessionen in den geschichtsträchtigen Gassen und an den Ufern des Tibers, die gemeinschaftlichen Mahlzeiten und die vielfältigen Bräuche schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, die Einheimische wie Besucher gleichermaßen in ihren Bann zieht.
So zeigt sich jedes Jahr aufs Neue, wie tief die Marienverehrung in Rom verwurzelt ist – und wie sie bis heute ein wichtiger Bestandteil des städtischen Lebens und der religiösen Identität der Römer geblieben ist. Die Festa de’ Noantri und das Fest der Madonna del Carmelo in Borgo Pio sind dafür eindrucksvolle Beispiele, die Zeugnis ablegen taditoneller und gleichzeitig lebendiger Frömmigkeit mitten in der modernen Großstadt.