Der bisher letzte derartige Besuch der Bischöfe in Rom ist knapp neun Jahre her und hat im Jänner 2014 im damals noch jungen Pontifikat von Papst Franziskus stattgefunden. Dieser hat inzwischen etliche Bischöfe in Österreich ernannt.
Der bisher letzte derartige Besuch der Bischöfe in Rom ist knapp neun Jahre her und hat im Jänner 2014 im damals noch jungen Pontifikat von Papst Franziskus stattgefunden. Dieser hat inzwischen etliche Bischöfe in Österreich ernannt.
Inhalte der Österreich-Synthese zum weltweiten Synodalen Prozess sind für Gespräche der Bischöfe mit dem Papst und der Kurie ein wichtiger Bezugspunkt. Von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe.
"Mit Freimut sprechen und in Demut zuhören." - Diese Devise von Papst Franziskus für den von ihm initiierten weltweiten Synodalen Prozess gilt sicher auch für den anstehenden Ad-limina-Besuch der österreichischen Bischöfe. Eine entsprechende Erwartung hat mehrfach Erzbischof Franz Lackner in diesem Zusammenhang formuliert, der erstmals als Episkopats-Vorsitzender gemeinsam mit den Bischöfen die vom Kirchenrecht vorgeschriebene Reise nach Rom antritt. Sie hat zudem einen geistlichen Charakter, wie das am Freitag veröffentlichte Ad-limina-Programm deutlich macht: Es geht dabei um Dialog und gelebte Mitverantwortung der Bischöfe bei der Leitung der Weltkirche mit und unter der Autorität des Papstes. Und das im Rahmen einer Wallfahrt zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus.
Der bisher letzte derartige Besuch der Bischöfe in Rom ist knapp neun Jahre her und hat im Jänner 2014 im damals noch jungen Pontifikat von Papst Franziskus stattgefunden. Dieser hat inzwischen etliche Bischöfe in Österreich ernannt. Somit ist es für die Diözesanbischöfe Wilhelm Krautwaschl (Graz-Seckau), Hermann Glettler (Innsbruck) und Josef Marketz (Gurk-Klagenfurt) sowie für Militärbischof Werner Freistetter der erste Ad-limina-Besuch; ebenso für Abt Vinzenz Wohlwend (Wettingen-Mehrerau) und den Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer. Für Kardinal Christoph Schönborn, der bis Juni 2020 an der Spitze der Bischofskonferenz stand, ist es nach 1992, 1998, 2005 und 2014 die bereits fünfte "Visitatio ad liminia apostolorum" (Besuch an den Schwellen der Apostelgräber).
Neben den Gottesdiensten in den römischen Hauptkirchen steht das Gespräch mit dem Papst und seinen engsten Mitarbeitern im Zentrum des Ad-limina-Besuchs. Grundlage dafür sind u.a. von den Diözesen bereits vorab erarbeiteten und sehr umfangreichen Berichte über das kirchliche und gesellschaftliche Leben der letzten Jahre. Ein wichtiger Referenzpunkt für die Gespräche mit dem Papst und der Kurie wird auch die von der Bischofskonferenz im September veröffentlichte "Nationalen Synthese zum synodalen Prozess" sein. Das hat der Bischofskonferenz-Vorsitzenden Erzbischof Lackner zuletzt mehrfach betont.
Der österreichische Beitrag zur Weltsynode ist das Ergebnis von Beratungen, Befragungen und Gesprächen in allen Diözesen, an der sich rund 50.000 Personen beteiligt hatten. Verdichtet und nochmals reflektiert wurden die diözesanen Ergebnisse dann in einer nationalen vorsynodalen Beratung der Bischofskonferenz im Juni in Mariazell; das Ergebnis der Endredaktion erging fristgerecht bis zum 15. August an das Vatikanische Generalsekretariat für die Bischofssynode.
Wie es in dem Österreich-Bericht heißt, gibt es einige Anliegen, die man vor Ort aufgreifen und umsetzen kann. Dies betrifft etwa die Themen Geschlechtergerechtigkeit, Förderung von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen oder den Ausbau von Partizipationsmöglichkeiten in Richtung Mitbestimmung auf allen Ebenen. Ebenso gilt dies für die vermehrte Mitwirkung von Laien und Laiinnen in der Liturgie, das Bemühen um eine verständlichere Sprache in Liturgie und Verkündigung, den pastoralen Umgang mit Menschen, die in verschiedener Weise vom kirchlichen Leben ausgeschlossen sind, die Aufarbeitung von Missbrauch oder die Förderung von Glaubensbildung.
Andere Anliegen seien auf weltkirchlichen Ebenen zu thematisieren, wie es in der Synthese heißt: Dies betrifft etwa den Zugang von Frauen zur Weihe - vor allem zum Diakonat - und den damit verbundenen Ämtern, den Zölibat als Zulassungsbedingung zum Weiheamt oder die Adaptierung von Lehrmeinungen unter Berücksichtigung der fortschreitenden Offenbarung des Heiligen Geistes, etwa hinsichtlich der Sexualmoral. Diese Punkte dürften denn wohl auch Thema der Bischöfe in Rom sein.
Aber auch andere Aspekte traten im Zuge des Synodalen Prozesses in Österreich zutage: So sprechen viele Beiträge von einer Kirche, "die auf die Menschen zugeht, allen die Barmherzigkeit Gottes erfahrbar macht und sich ihrer Nöte annimmt, mit einer klaren Option für die Armen und Benachteiligten". Caritas in Form des sozialen Auftrags der Kirche nimmt in den Beiträgen viele Formen an: Armutsbekämpfung, Einsatz für Flüchtlinge, Begleitung von alten, kranken, notleidenden Menschen oder der Einsatz für Obdachlose. Diesen Einsatz gelte es zu stärken, denn Caritas ist nicht nur als Dienst zu verstehen, sondern auch als Möglichkeit, die Kirche zu den Menschen zu bringen.
In der Österreich-Synthese wird zudem auf die Dringlichkeit hingewiesen, die christliche Botschaft "wieder verstärkt in die Gesellschaft hinauszutragen und sich klar zu positionieren" - durch missionarisches Handeln, durch eine bessere Vermittlung der Heiligen Schrift, durch Erfüllung des sozialen Auftrags mit einem geschärften Blick für Menschen in Not, durch einen sichtbaren Einsatz für globale Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, durch klare Haltungen bei gesellschaftlich und politisch strittigen Themen wie etwa Flucht oder Bioethik.
Erschwert werde das gesellschaftliche Engagement und der Verkündigungsauftrag durch eine Krise der Glaubwürdigkeit der Kirche, wurde mehrfach in Eingaben zum Synodalen Prozess festgehalten. Der Umgang mit sexuellem Missbrauch stehe demnach exemplarisch dafür. Positiv hervorgehoben wird hingegen die Rahmenordnung "Die Wahrheit wird euch frei machen", die die Österreichische Bischofskonferenz bereits 2010 beschlossen und inzwischen mehrfach adaptiert hat und die Maßnahmen, Regelungen und Orientierungshilfen gegen Gewalt und Missbrauch enthält. Auch in Rom gilt Österreich inzwischen als ein Vorzeigeland bei der Missbrauchsthematik.
Festgehalten wird im Österreich-Bericht ein beobachtbarer kirchlicher Relevanzverlust in der Gesellschaft. Das zeigt auch ein nüchterner Blick auf die Statistik: Bekannten sich 2014 beim letzten Ad-limina-Besuch noch 5,27 Millionen Menschen in Österreich zur katholischen Kirche, so ist die Zahl bis 2021 auf 4,83 Millionen zurückgegangen.