Fronleichnam ist schon ein eigenartiges katholisches Straßenfest, nicht wahr? Aber bei näherer Betrachtung hat es was zu bieten, besonders in Krisenzeiten: Es geht um die leibhafte Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Wir sagen zur Kommunion deshalb ja auch „Leib Christi“, denn katholischer Glaube sagt, dass Jesus seine Aussage beim Letzten Abendmahl wörtlich gemeint hat: „Das ist mein Leib. Tut das zu meinem Gedächtnis.“ Wir ehren daher den Leib Christi in der Kirche. Aber das ist nicht genug, denn Jesus liebt ja alle Menschen und hat für alle sein Leben hingegeben.
Aus diesem Grund verlässt die Fronleichnamsprozession die Kirche, um den Leib Christi (d. h. Jesus leibhaftig) durch die Straßen zu den Menschen zu tragen, die sonst selten in die Kirche finden. Hingehen zu den Menschen, wie Jesus es getan hat!
Dabei beten alle, die mitgehen, in den vermuteten Anliegen der ganzen Bevölkerung: Da geht es um die Krankheit und Gesundheit, um Inflation und Armut, um Krieg und Frieden (vor allem, aber nicht nur in der Ukraine), ums Klima und um die Ernte vor Ort, um Freud und Leid in Beziehungen, um Nachbarschaft und Vereinsleben, um Wohnraumbeschaffung und Integration, um die Großen in der Politik und um den „kleinen Mann“, um Jugend und Senioren, um Einsamkeit und Gemeinschaft, um das ganze Leben.
Fronleichnam ist nicht Folklore, sondern ein Beitrag der katholischen Kirche, alle Menschen, die in unseren Orten wohnen, mit der Liebe Gottes, die in Jesus gegenwärtig ist, zu erreichen und zu berühren.