Über Religionsunterricht und Ethik.
Schulbeginn: In der neuen Klasse der neunten Schulstufe sitzen mehrheitlich Katholiken, auch Evangelische, eine Orthodoxe, drei Muslime, ein Buddhist und fünf Jugendliche ohne religiöses Bekenntnis. Sie sind ein Abbild unserer bunten („pluralen“) Gesellschaft, in der es Gott sei Dank Religionsfreiheit gibt. Früher galt ja nach der Regel „Wie der Herr, so’s Gscherr“, dass die Untertanen die Religionszugehörigkeit des Herrschers anzunehmen hatten: Es gab katholische und protestantische Gegenden, man hatte sich zu fügen oder auszuwandern.
Ich bin dankbar, in unserer religiös freien und daher pluralen Gesellschaft zu leben. Sie stellt uns aber auch vor Herausforderungen: Andere Religionen sind zunächst fremd. Da hilft der Religionsunterricht: Im staatlich (!) anerkannten Lehrplan jeder Religionsgemeinschaft finden sich Wissensvermittlung über alle anderen Religionen wie auch Grundsätze der Ethik. Ich bin froh darüber, dass es seit diesem Schuljahr, beginnend in den neunten Schulstufen für alle Schüler und Schülerinnen, die an keinem Religionsunterricht teilnehmen (weil sie abgemeldet oder ohne religiöses Bekenntnis sind), einen verpflichtenden Ersatzunterricht „Ethik“ gibt. Den wichtigsten Fragen des Lebens soll man auch in der Schule nicht ausweichen können.
Es sind allerdings auch Stimmen zu hören, die den konfessionellen Religionsunterricht ganz abschaffen und nur noch einen Ethikunterricht für alle einführen wollen. Dem muss ich beherzt widersprechen. Seien wir doch froh, dass wir die verordnete Gleichmacherei im Religiösen hinter uns gelassen haben, stehen wir auch öffentlich und in der Schule zur pluralen Gesellschaft und lernen wir, es auszuhalten, dass es in unserem Land öffentlich und offiziell unterschiedliche religiöse Überzeugungen gibt!
Wenn Jugendliche in der neunten Schulstufe die Erfahrung machen, dass Katholiken, Evangelische, Orthodoxe, Muslime, Buddhisten sowie Schüler ohne religiöses Bekenntnis friedlich und tolerant miteinander umgehen, ohne dass sie zu Vereinheitlichung gezwungen werden, können Toleranz, Frieden und auch Freiheit wachsen. Das wünsche ich unseren Schülerinnen und Schülern im neuen Schuljahr!