Über das Attentat in Wien und Mittel gegen aufkeimenden Hass.
Ein Attentat im Herzen von Wien! Ich kann es immer noch nicht fassen. Noch dazu mitten in der Corona-Krise. Was macht das mit uns? Ich hoffe, dass es in unserer Bevölkerung gesunde Widerstandskräfte gegen beide Viren gibt: gegen SARS-CoV-2, aber auch gegen den Hass. Gegen das Coronavirus kann man sich auf verschiedene Arten schützen: körperliche Distanz, Hygiene und Stärkung der Abwehrkräfte.
Das Immunsystem kann man ganz gezielt stärken: durch Bewegung, gesunde Ernährung, frische Luft, Aufenthalt in der Natur, soziale Kontakte (wenn auch auf Distanz), sinnerfüllende Tätigkeiten. Das Attentat sät ein noch gefährlicheres Virus in unsere Gesellschaft: den Hass. Dessen Symptome sind Aggressivität, Verdächtigungen, Angst, Kommunikationsblockaden. Was kann man gegen dieses „Virus“ tun?
Einerseits kann man – wie bei COVID – seine Verbreitung verhindern: Diesbezüglich danke ich der Polizei, den Sicherheits- und Justizkräften in Österreich für ihren wichtigen und so gut geleisteten Dienst zum Vermeiden von „Superspreader“-Vorkommnissen wie einem Attentat! Aber wie beim Coronavirus ist jeder/ jede von uns dazu aufgerufen, die Verbreitung zu unterbinden, denn Hass wächst nicht in erster Linie durch Großereignisse, sondern im Alltag. Ein Beispiel: Postings in den sozialen Netzwerken. Ich bin immer wieder schockiert darüber, wie feindselig und aggressiv geschrieben wird.
Das ist unverantwortliche Verbreitung einer gefährlichen Viruslast! Es ist höchst an der Zeit, dass Medien sich als Qualitätsstandard setzen, nur Postings zu veröffentlichen, die namentlich unterschrieben sind und deren Urheber mit Identitätsnachweis registriert wurden. Oder das Gerede am Stammtisch, wenn Meinungen und Tatsachen flott vermischt und der Einfachheit halber Sündenböcke benannt werden.
Oder in der Großfamilie: Wenn man aus Ärger über einander nicht mehr miteinander spricht, weil es einfacher ist, sich aus dem Weg zu gehen, als Probleme anzusprechen. Auch das lässt Hass im Kleinen wachsen. Und die Immunisierung? Sie besteht im Zusammenhalt, im Dialog, im Nachfragen, im Interesse für einander, in der Erneuerung der alltäglichen Vergebungsbereitschaft, in der Pflege guter nachbarschaftlicher Beziehungen, im persönlichen Kontakt mit Menschen, die fremd oder andersartig wirken.
Lassen wir nicht zu, dass sich die Viren gefährlich schnell verbreiten! COVID macht krank. Hass macht hässlich. Wenn man will, kann man Ansteckungen reduzieren und das Immunsystem stärken. Gegen beide Viren!