Am 17. Jänner begeht die Kirche den „Tag des Judentums“, am 27. Jänner die Weltgemeinschaft den internationalen Tag des Gedenkens an den Holocaust.
Als nach dem Krieg Geborener kann ich die Verfolgung des jüdischen Volkes zunächst nur sprachlos als historisches Faktum zur Kenntnis nehmen. Wie können Menschen so böse mit anderen umgehen? Wie konnte es dazu kommen? Wie kann man ähnliche Verfolgungen von Minderheiten und wie neuerliches Unrecht gegenüber Jüdinnen und Juden verhindern?
In meinem Theologiestudium habe ich die Bibel besser zu verstehen gelernt. Seitdem habe ich eine besondere Hochachtung vor dem jüdischen Volk, mit dem uns das sogenannte Alte Testament verbindet. Es hat die Verheißung des Messias empfangen, ihm entstammen Jesus, seine Mutter Maria, alle Apostel und die ersten Zeuginnen des christlichen Glaubens. Juden haben in der Perspektive ihres und unseres Glaubens eine besondere und bleibende Sendung (und Verantwortung) zum Wohl der ganzen Welt. Antisemitismus verbietet sich für jeden Menschen, für Christen noch umso mehr! An Samstagen sehe ich in Wiens Innenstadt oft, wie gläubige Juden zum Gebet in die Synagoge gehen.
Ich bewundere, dass dieses Volk trotz aller grauenhaften Verfolgungen seinem Glauben treu geblieben ist. Ich bin dankbar dafür, dass sie im Gebet auch für das Heil der ganzen Stadt vor Gott eintreten, weil sie aus dem Bewusstsein leben, dass Gott ihr kleines Volk erwählt hat, um allen Völkern das Heil zu bringen. Gerade weil ich diese Zusage im Juden Jesus von Nazareth erfüllt sehe, ehre ich das Volk, aus dem er stammt.