Es muss eine enorme Aufbruchsbewegung im gesellschaftlichen Bereich der 1930er-Jahre gewesen sein – auch unter blinden und sehbehinderten Menschen. Der selbst blinde Sozialarbeiter Erich Indrase konnte in Zusammenarbeit mit dem Kamillianerpater Robert Svoboda den Leiter des damaligen Seelsorge-Instituts der Erzdiözese Wien, Prälat Karl Rudolf, dafür gewinnen für blinde Menschen eine eigene Stelle zu errichten: 1935 wurde das „Österreichische Blindenapostolat“ gegründet; 1972 wurde es ein selbständiges Referat im Seelsorgeamt, Erich Indrase sein erster Mitarbeiter. Die Tätigkeit dieses Blindenapostolates orientierte sich zunächst im wesentlichen am sog. „Gebetsapostolat“, das von Frankreich her über die Schweiz und Süddeutschland auch Freunde in Österreich fand. Bald aber legte man auf spezielle Begleitung blinder und sehbehinderter Menschen und auf aufmerksame Zuwendung großen Wert. Das Blindenapostolat wirkte zunächst nur im Bereich der Wiener Erzdiözese, in den anderen Diözesen entwickelten sich aus verschiedenen Gebets-Gemeinschaften später eigenständige Blindenapostolate. Sie schlossen sich 1969 zum ”Blindenapostolat Österreich“ zusammen.

Das Wiener Blindenapostolat feierte seinen 90. Geburtstag mit einer feierlichen ”Raphaelsmesse“ in der Pfarrkirche Floridsdorf im 21. Bezirk. Weihbischof Dr. Franz Scharl stand der Feier vor und ermunterte die Mitfeiernden nicht nur ihrem Schutzpatron, dem Erzengel Raphael zu vertrauen, sondern selbst Schutzengel für ihre Mitmenschen zu sein. Der Gottesdienst wurde vom Chor der Pfarre Floridsdorf mit einer Mozart-Messe musikalisch gestaltet. Nachher lud die Diözesanleiterin Mag. Henriette Etzenberger zu einem festlichen Abendessen im nahen Pfarrsaal.

(Heinz Kellner)