Freitag 26. April 2024

Predigt 23. Sonntag, 8.09.2019

 

Die Aussage Jesu aus dem heutigen Evangelium ist sehr hart. „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.“ Erwartet Jesus nicht zu viel von uns? Distanz zum Vermögen zu haben klingt logisch, die Armen mit eigenem Hab zu unterstützen ist auch zu verstehen, aber seine Familie, sogar sein Leben gering achten und auf seinen ganzen Besitz zu verzichten, scheint unmöglich. Über den letzten Satz habe ich am längsten nachgedacht. Ich kann es mir kaum vorstellen, dass es möglich ist, auf den ganzen Besitz verzichten zu können. Es gibt wenige Beispiele von Menschen, denen es gelungen ist. Das krasse Beispiel ist sicher der Heilige Franz von Assisi. Ist es aber heutzutage möglich, wo wir so im Wohlstand leben? Obwohl der Lebensstandard heutzutage so hoch ist und das Leben so viele Möglichkeiten zum Genießen bietet, gibt es Menschen, die diese Herausforderung Jesu ernst nehmen. Das sind Menschen, die auf alles verzichten und zum Beispiel in ein Kloster ziehen, um sich dem Gebet und Gott vollständig zu widmen. Warum wählen manche Menschen einen solchen Weg, so eine Lebensart? Warum wollen sie diesen schwierigen Weg gehen? Das inspiriert viele Menschen. Vielleicht machen sie sich deswegen auf den Weg in solche Klöster, um zu erfahren, wie die Menschen dort leben, ob sie glücklich sind, ob sie authentisch sind? Das wirkt wie ein Magnet, der die Menschen anzieht. Ein solches Leben ist ein starkes Zeugnis für das ewige Leben. Wenn ich auf alles verzichte, muss ich überzeugt sein, dass es ein ewiges Leben gibt. So eine Lebensart ist ein Zeugnis für das volle Vertrauen auf Gott. Auf alles verzichten bedeutet, meine Hoffnung und meine Zuversicht in Gottes Hand legen. Einmal habe ich ein interessantes Buch über die Heilige Edith Stein gelesen. In diesem Buch waren auch Briefe, die sie geschrieben hat. Sie war im Karmeliterorden, wo die Schwestern eigentlich nichts von dem erahnen konnten, was wir unter Wohlstand und das Leben genießen verstehen. Den ganzen Tag widmen sie dem Gebet. Nur eine Stunde am Tag durften sie reden. Sie war eine kluge Frau und eine gut ausgebildete Philosophin. Eine große Karriere stand ihr bevor. Trotzdem hat sie ihr Leben Gott gewidmet. In den Briefen von ihr habe ich eine große Freude gespürt. Sie war sehr glücklich, obwohl sie, in unserem Sinne, nichts gehabt hat, keine Familie, keine Kinder, keinen Besitz, keine lustige Runde im Gasthaus, wo man mit den Menschen lacht. Solche innere Freude, die sie hatte, würde ich gerne haben. Eine tiefe Freude, die aus dem Glauben herauskommt. Eine tiefe Freude, die aus der engen Verbindung mit Gott entsteht. Vielleicht ist das die Erklärung für die Worte Jesu aus dem heutigen Evangelium.

 

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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