Montag 6. Mai 2024

Predigt 26. Sonntag, 29.09.2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, es ist eine erschütternde Geschichte, was wir heute im Evangelium gehört haben. Sagen wir nicht vorschnell, es sei ja „nur“ ein Gleichnis, eine erfundene Geschichte. Wenn uns Jesus das Problem so drastisch vorgestellt hat, muss es sich um etwas Wichtiges handeln, das wir auf keinen Fall übersehen sollen. Erstens ist interessant, dass in dem heutigen Evangelium der Arme einen Namen bekommt, nämlich Lazarus. Der Reiche bekommt keinen Namen. Er ist anonym. Einen Namen bei Gott zu haben, bedeutet, nicht anonym zu sein, einen besonderen Platz im Herzen Gottes zu haben. Die Armen haben doch den besonderen Platz im Herzen Gottes! Es bedeutet aber nicht, dass man arm sein muss, um einen Platz im Herzen Gottes zu bekommen. Papst Franziskus hat es gut verstanden, er steht auch besonders an der Seite der Armen. Im Wohlstand leben, alles zum Leben haben ist keine Sünde. Gott will sicher nicht, dass jemand im Elend lebt oder hungert. Wenn man aber lange im Wohlstand lebt oder nichts anderes als Wohlstand kennt, kann man leicht übersehen, dass es auch die Armen und Bedürftigen gibt. Der Satte versteht den Hungrigen nicht. Das ist auch das Hauptthema des heutigen Evangeliums. Es gibt Länder, wo die Armen wortwörtlich auf der Straße leben. Das betrifft unser Land nicht, aber das darf auf keinen Fall unsere Aufmerksamkeit und Sensibilität einschläfern. Und das betrifft zwei Bereiche: erstens, wenn wir eine Bitte um Unterstützung der Menschen in armen Ländern hören, sollen wir sensibel sein. Das zweite ist vielleicht noch schwieriger zu merken. Die Nöte in unserer Umgebung sind weniger sichtbar, aber genauso schmerzhaft. Die Einsamkeit, die seelische Not und Gleichgültigkeit quälen genauso stark wie die materielle Armut. Das passiert auch hinter den verschlossenen Türen unserer Häuser, wo wir unser bequemes Leben aufgebaut haben. Ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die Leidenden, - sehr oft in der Stille Leidende - zu haben, wäre ein Zeichen der Sensibilität auf einem hohen Niveau. Das ist auch das Ziel, das uns Jesus im heutigen Evangelium gestellt hat. Es ist eine Warnung für Gleichgültigkeit, Gefühllosigkeit und Hartherzigkeit. Das, was auch wir in dem Gleichnis nicht übersehen dürfen, ist die Grenze unseres Lebens. Wir haben eine bestimmte Zeit auf der Erde, die Zeit unseres Lebens. Im Moment unseres Todes ist alles vorbei. Die jetzige Zeit sollen wir nutzen wie der hl. Paulus gesagt hat: „Wir sollen uns beeilen Gutes zu tun, solange wir leben!“ Also nicht morgen oder übermorgen. Hier und jetzt. Die guten Werke werden uns in die Ewigkeit begleiten. Gott hat dem Reichen nicht vorgeworfen, dass er gefeiert hat, sondern dass er sein Herz vor der Armut und dem Elend vor seiner Tür verschlossen hat. Die Armen zu bemerken und sie zu unterstützen wäre unsere Aufgabe, die aus dem heutigen Evangelium kommt. Arm ist der, der nicht genug zum Essen hat, arm ist der, der niemanden zum Reden hat, arm ist der, der verspottet wird, arm ist der, über den schlecht geredet wird. Habe ich den Mut, ihn zu unterstützen, ihn zu verteidigen? Habe ich den Mut an der Seite der Armen zu stehen? Habe ich den Mut, mich an die Seite der Gerechtigkeit zu stellen, um jemanden zu verteidigen?

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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