Montag 13. Mai 2024

Predigt 31.Sonntag, 3.11.2019

 

„Da sagte Jesus zu Zachäus: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ – das ist, liebe Schwestern und Brüder, der Schlüssel zum Verstehen der heutigen Handlung Jesu und seiner ganzen Mission. Das ist eigentlich der Kern des Evangeliums, der Kern der Frohen Botschaft Jesu. „Auch dieser Mann ist ein Sohn Abrahams.“ – betont Jesus. Was bedeutet das? Gott sind alle Menschen wichtig. Jesus will alle Menschen retten. Es passiert oft in unserem Leben, dass jeder Mensch einem Schema zugeordnet ist: Der ist der gute, weil er eine wichtige Position hat, weil er etwas Besonderes geleistet hat und der ist der schlechte, weil er dies oder jenes gemacht hat. Solch eine Beurteilung kommt schon in der Schule vor: Das ist ein guter Schüler, er hat eine gute Zukunft vor sich und der andere nicht. Solche Beurteilungen ziehen sich oft ein ganzes Leben lang hinter einem Menschen her. Er muss sie schleppen. Es ist sehr schwer, das zu ändern. Nicht anders war es in der Zeit Jesu. Das haben wir in dem heutigen Evangelium gehört. „ Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.“ Die damalige Welt war schon geordnet und die Plätze wurden schon eingeteilt. Der Zöllner Zachäus war verachtet von den Menschen und eigentlich verloren. Interessant ist der Baum, auf dem sich Zachäus versteckt hat. Das war ein Maulbeerfeigenbaum. Vielleicht Zufall oder vom Evangelisten gezielt gewählt? Aus dem Holz des Maulbeerfeigenbaumes hat man damals die Särge gemacht. Bildlich kann man sagen: Zachäus war tot, er lag in einem Sarg. Tot für die Menschen, tot für die Gesellschaft. Der einzige, der an ihn geglaubt hat, war Jesus. Er hat ihn aus dem Sarg geholt. Er hat die ganze, von den Menschen geordnete Welt auf den Kopf gestellt. Er geht zu dem von allen verachteten Zöllner essen. Meistens gehen wir mit Menschen essen, die uns nahe sind. In der damaligen Gesellschaft war das gemeinsame Essen ein noch deutlicheres Zeichen, dass man befreundet war. Durch diese Geste wollte uns Jesus zeigen, dass er ein Freund von einem Menschen ist, der von allen verachtet war. Als einziger von allen Menschen in der Geschichte bekommt der Zöllner einen Namen. Die anderen sind nicht mit Namen erwähnt. Das hat sicher eine Bedeutung. Zachäus ist ihm wichtig. Was können wir daraus lernen? Nicht anders als damals hat jeder von uns in unserer Gesellschaft einen bestimmten Platz. Dieser Mensch ist wichtig, der nicht, diese Person ist gut, die ist schlecht. Jeder ist einer „Schublade“ unserer Gesellschaft zugeordnet. Manche sind eigentlich in einem bestimmten Raum eingekapselt. Egal, was sie machen, sie haben eigentlich keine Chance herauszukommen. Den Stempel, den sie einmal bekommen haben, müssen sie das ganze Leben mit sich schleppen. Jesus hat in Zachäus das Gute gesehen und dadurch hat Zachäus sein Leben geändert. Das soll uns zu denken geben. Bin ich ein Mensch, der das Gute im anderen, auch im verachteten Menschen entdecken kann, oder mache ich mit der Gesellschaft mit und packe manchen Menschen in den Sarg und schlage zusätzlich einen Nagel hinein, damit er ja nicht herauskommt?

 

 

 

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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