Montag 6. Mai 2024

Predigt 1.Adventsonntag 29.11.2020

 

Liebe Schwestern und Brüder, ich mag den Advent mit der Wärme der brennenden Kerzen auf dem Adventkranz.

Ich mag den Advent und die Kinder bei der Rorate, wo sie so zeitig in die Kirche  kommen und jedes Wort der Bibel und der Predigt mit Neugierde in sich aufnehmen wie ein Schwamm das Wasser. Ich mag den Advent, wo ich die Kinder beim gemeinsamen Frühstück beobachten kann. Unbewusst spüren sie, dass man nur gemeinsam eine richtige Freude erleben kann. Sie kommt nicht vom Konsumieren, sie kommt von der Gesellschaft.

Viele mögen die Adventmärkte, den Duft des Punsches und der Weihnachtsbäckerei. Viele mögen das Spazieren zwischen den Ständen. 

Und heuer - übertrieben gesagt – ist alles aus. Haben wir heuer keinen Advent? Liegt es in den Händen der Einschränkungen der Regierung, ob wir Advent haben oder nicht?

Wenn „Advent“  Adventmarkt und Punschstand bedeutet, haben wir keinen Advent. Wenn Advent das Frühstück nach der Rorate bedeutet oder den Nikolaus, der die Geschenke in der Kirche austeilt, haben wir heuer keinen Advent. Wir sind aber Christen! Für uns ist Advent nicht Adventmarkt, Punschstand und gemeinsames Frühstück. Das sind schöne Momente und Bräuche, die uns emotional einstimmen können, aber sie erfüllen nicht den Zweck des Advents. Der Advent hat einen anderen Ursprung, einen anderen Zweck und ein anderes Ziel. Wenn wir in den Advent sinnvoll einsteigen wollen, wenn wir den Advent tief erleben wollen, sollen wir uns fragen: „Welchen Sinn, welchen Zweck, welches Ziel hat der Advent?“

Advent ist vor allem eine Zeit der Vorbereitung, eine Zeit des Wartens. Worauf wartest du jetzt? Auf die Lockerung der Maßnahmen? Auf den Impfstoff, dass die Pandemie endlich vorbei ist? Und wenn es noch monatelag oder sogar jahrelang dauern wird? Ist das der beste Weg, dass ich monatelang wirkungslos dasitze und auf bessere Zeiten warte? Ist das der Zweck des Advents für uns Christen? Ich sage: Nein! Die Stunden und Tage unseres Lebens laufen. Es ist meine Entscheidung wie ich diese Zeit nutze. Im heutigen Evangelium haben wir gehört: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.“ Also wachsam sein, nicht im Halbschlaf oder im Schlaf. Liebe Schwestern und Brüder, nutzen wir die einmalige Chance, den Advent anders zu erleben. Man kann über die Einschränkungen schimpfen, man kann sie aber auch als eine Chance nutzen. Wir haben heuer mehr Zeit. Wir müssen nicht jeden Adventmarkt besuchen und jeden Punsch kosten. Das gibt es heuer nicht. Wir „müssen“ sogar nicht nach Mariazell zur Rorate fahren. Das ist unsere Chance, die Bedeutung des Advents neu zu entdecken. Niemand verbietet dir im Advent in die Kirche zu kommen, auch am frühen Morgen zum Zeitpunkt der immer gefeierten Roratemessen darfst du kommen. Niemand verbietet dir mit deiner Familie am Abend die Kerzen auf deinem Adventkranz anzuzünden und ein Stück aus der Bibel vorzulesen oder ein Adventlied zu singen. Niemand verbietet dir ein wertvolles Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Niemand verbietet dir eine einsame Person anzurufen und mit ihr zu plaudern oder eine Weihnachtskarte zu schreiben, obwohl viele das heutzutage für altmodisch finden. Niemand verbietet dir zu überlegen, ein sinnvolles Geschenk für deine Lieben vorzubereiten. Vielleicht hilft es uns, den richtigen Sinn des Advents zu entdecken. Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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