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31.07.2015 · Taufe · Spiritualität

Der sich Gehör verschafft ...

Der Hl. Geist als Taube, Ausschnitt aus: Mariä Verkündigung Um 1596/1600; El Greco - Domenikos Theotokopoulos

Nur ein Symbol für den Heiligen Geist: die Taube. (Taufe Jesu, Matthäus 3,16).

Interview mit Univ.-Prof. Dr. Rudolf Prokschi über den Heiligen Geist und die „pentekostalischen“ Bewegungen ("Pfingstkirchen")

„Wir haben ein ganz starkes Anwachsen von pentekostalischen Bewegungen. Man muss eigentlich von einer Pentekostalisierung der Ökumene reden“, sagte jüngst Kurien-Kardinal Kurt Koch.

 

Was sind pentekostalische Bewegungen bzw. Pfingstkirchen?

 

Prokschi: Die Pfingstbewegung ist eine weltweite christliche Missionsbewegung, die aus verschiedensten Gemeinschaften besteht. Im Mittelpunkt ihrer Frömmigkeit hat sie, neben der Bibel, besonders das persönlich spürbare Wirken des Heiligen Geistes in seinen verheißenen Gaben (Zungenreden und Prophetie, Heilung).

 

Entscheidend ist für den einzelnen Gläubigen die sogenannte „Geist-Taufe“, die eine echte Bekehrung und Wassertaufe voraussetzt, diese vertieft und dann zum bevollmächtigen Zeugnis befähigt.

 

Wann, warum und wo sind sie entstanden?

 

Prokschi: Die Ursprünge der Pfingstkirchen finden wir in den USA, wo sie 1906 in einer Gebetsversammlung des afroamerikanischen Predigers William J. Semour in Los Angeles ihren Ausgang nahmen.

 

In den folgenden Jahrzehnten breitete sich die Bewegung aus, und es entstanden einerseits eigenständige Pfingstkirchen, andererseits auch sogenannte charismatische Bewegungen innerhalb der etablierten Volkskirchen und evangelikalen Gemeinden.

 

Sie sind aus dem tiefen Bedürfnis vieler Menschen entstanden, dem auch emotional erlebbarem Wirken des Heiligen Geistes im Leben der kirchlichen Gemeinschaften, aber auch im persönlichen Leben mehr Raum zu geben.

 

Was sind die Pfingstbewegungen? Sekten? Glaubensgemeinschaften? Kirchen?

 

Prokschi: Heute existieren weltweit viele unabhängige pentekostale Gemeinschaften. Die Vielfalt reicht von den sogenannten „klassischen Pfingstkirchen“ bis zu den in den letzten Jahrzehnten entstandenen neo-pentekostalen oder neu-charismatischem Gemeinden.

 

Es gibt in diesen Gruppierungen unterschiedliche Entwicklungen: Einerseits suchen eine Reihe von Gemeinschaften den Dialog mit den etablierten Kirchen und wollen in Zukunft auf bestimmten Gebieten zusammenarbeiten; andererseits entstehen aber auch neue Gruppen, bei denen die Abgrenzung im Vordergrund steht und die manchmal sehr kirchenkritisch eingestellt sind.

 

Mit dem Begriff „Sekte“, der sehr negativ besetzt ist, wird heute allgemein weit zurückhaltender umgegangen.

 

Im klassischen Sinn wurden mit dem Begriff „Sekten“ religiöse Gruppen bezeichnet, die sich von einer größeren Gemeinschaft getrennt haben, in keinem ökumenischen Dialog stehen und sich klar gegenüber anderen Organisationen abgrenzen.

 

Diejenigen Pfingstgemeinden, die für eine ökumenische Annäherung offen sind, wird man im Regelfall als Glaubensgemeinschaft bezeichnen.

 

Um den Begriff „Kirche“ bei einer religiösen Gemeinschaft anwenden zu können, werden nach den offiziellen Dokumenten der Katholischen Kirche neben dem gemeinsamen Glaubensbekenntnis auch die sakramentale Struktur der Kirche und ein hierarchisch gegliedertes Amt vorausgesetzt.

 

Wie ist ihr Verhältnis zur katholischen Kirche?

 

Prokschi: Die Pfingstbewegung besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gemeinschaften. Es gibt keine zentrale Organisation wie in der katholischen Kirche.  

 

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Verhältnis vieler Pfingstgemeinden zur katholischen Kirche und auch umgekehrt wesentlich entspannt.

 

Seit rund 25 Jahren findet ein Dialogprozess mit Vertretern pfingstlerischer Gemeinschaften statt, der schon eine Reihe von positiven gegenseitigen Abkommen hervorgebracht hat.

 

Das Ziel dieser Gespräche ist nicht eine strukturelle Einheit, sondern das gemeinsame christliche Zeugnis in einer multireligiösen und multiethischen Welt, wobei es darauf ankommt, die Liebe zu Gott und dem Nächsten, so wie Jesus Christus es uns vorgelebt hat, glaubwürdig zu leben. Das braucht zuallererst Respekt und gegenseitiges Verständnis für Glauben und Glaubenspraxis der jeweils anderen. Dann erst können daraus der gemeinsame Einsatz für die Armen und Benachteiligten dieser Welt folgen, aber auch für gerechtere Strukturen und friedensstiftende Initiativen.

 

Pfingstkirchen „boomen“: Was bedeutet das für die katholische Kirche weltweit?

 

Prokschi: Wenn die Pfingstkirchen in einigen Regionen der Welt heute verstärkt Zulauf haben, dann ist das zweifelsohne eine Herausforderung.

 

Natürlich drängt sich die kritische Frage auf, ob nicht die Führung und das Wirken des Heiligen Geistes in diesen relativ „freien“ Gemeinschaften oft leichter und deutlicher erfahrbar wird als in einer Weltkirche, die von einem riesigen Organisationsapparat verwaltet wird.

 

Gott sei Dank dürfen wir immer wieder feststellen, dass es der Heilige Geist auch innerhalb der katholischen Kirche schafft, sich Gehör zu verschaffen. Am deutlichsten war das wohl vor 50 Jahren bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils zu spüren.

 

Es ist zu hoffen, dass wir in der Begegnung und im Gespräch mit den „Pfingstkirchen“ die wichtige Dimension des Geistes Gottes wieder klarer im konkreten Leben der Kirche entdecken und fördern.

 

erstellt von: Der Sonntag / Elvira Groiss / Stefan Kronthaler / (∗ Interview in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" Nr. 3 vom 22.1.2012)
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Weitere Informationen

 

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Prokschi

 

Institut für Theologie und Geschichte des Christlichen Ostens.



 

 

 

Pfingstbewegung

Prediger William J. Semour

 



Der Sonntag

Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag"

 

Der Sonntag Testabo

 

Nachrichten

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P. Petrus Pavlicek OFM von Hannelore Forstreiter

Erzbischof Lackner eröffnet Jubiläumsjahr des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges

Franziskaner P. Pavlicek gründete Gebetsgemeinschaft vor 75 Jahren nach einer Eingebung vor dem Gnadenbild der Magna Mater Austriae in Mariazeller Basilika. Pontifikalamt am 5. Jänner in der Wiener Franziskanerkirche.

Kirchenfeiern mit "Gottesdienstkonfigurator" selbst planen

Ab sofort via www.martinus.at/gdk Anregungen zur Gestaltung von Taufen und bald auch von Trauungen.

Mariä Empfängnis - Was Katholiken glauben und feiern

Am 8. Dezember feiern wir das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria („Mariä Empfängnis“). Die Kirche bringt damit die Überzeugung zum Ausdruck, dass Maria seit ihrer Zeugung durch ihre Eltern von der Erbsünde frei war.

Taufwerber

Kardinal Schönborn erteilt 27 Erwachsenen die Taufzulassung

Großteil der Taufbewerber aus Afghanistan und dem Iran - Katechumenats-Verantwortlicher Vychytil: Rückläufige Zahlen aufgrund der Asylsituation und der Corona-Pandemie, erneuter Anstieg in Zukunft jedoch absehbar.

Gerl-Falkovitz: Magnificat "Schlüsseltext" der Marienfrömmigkeit

Religionsphilosophin bei Mariologischem Kongress in Wien: Biblischer Lobgesang der Mutter Jesu bildet Gegensatz zu Absolutsetzung des Einzelnen und zu "Zukunft, die vor allem als Katastrophe erwartet wird".

 John Henry Newman

Wien: Internationaler Kongress widmet sich John Henry Newman

Leben und Denken des Konvertiten, Kardinals und Heiligen im Zentrum der Fachtagung "Welt Gottes und Wahrheit des Menschen" von 8. bis 10. Oktober.

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