Samstag 20. April 2024
Katechesen von Kardinal Christoph Schönborn

7. Katechese 2004/05: Glauben mit allen Sinnen - Reliquienschatz und Heiligenverehrung

Die siebte Katechese handelte vom "Glauben mit allen Sinnen - Reliquienschatz und Heiligenverehrung". Annemarie Fenzl führte in das Thema ein.

Lieber Reinhard, liebe im abendlichen Dom zu St. Stephan versammelte "Katechesen-Gemeinde"!

Zuerst darf ich Ihnen allen herzliche Grüße aus Rom übermitteln, die mir Kardinal Schönborn telefonisch und schriftlich ganz besonders für Sie aufgetragen hat. Morgen beginnt in Rom das Konklave. Der Herr Kardinal bittet uns, ganz fest dafür zu beten, daß Gott den richtigen Mann auf den Stuhl Petri beruft. Wenn es Ihnen recht ist, werden wir am Ende der Katechese in diesem Sinn dem Wunsch des Herrn Kardinals entsprechen.

Doch nun zu unserem heutigen Thema: Reliquienschatz und Heiligenverehrung stehen in einem ursächlichen Zusammenhang. Die Geschichte der Heiligenverehrung beginnt mit der Märtyrerverehrung und die christliche Reliquienverehrung ist eine Folge der Heiligenverehrung.

1. Die Reliquien
Alljährlich am ersten Sonntag nach Ostern, am Weißen Sonntag, strömten die Bewohner Wiens in Scharen auf den Stephansfreithof. Dort stand seit dem Jahr 1483, das waren die letzten Jahre der Regierungszeit Kaiser Friedrichs III., an der Nordwestecke ein seltsamer viereckiger Bau, aus Quadersteinen errichtet, mit einem großen Bogen und arkadenartigen Fensteröffnungen darüber, der sich triumphbogenartig vom Stephansfreithof zur Brandstätte hinüberspannte: der alte Heiltumstuhl.

Durch seine Spitzbogenfenster, die mit herabhängenden Teppichen geschmückt waren, zeigte die Priesterschaft von St. Stephan den zu ebener Erde versammelten Gläubigen alljährlich an diesem Weißen Sonntag den Reliquienschatz der Domkirche.

Das vierte Laterankonzil von 1215 hatte es noch verboten, Reliquien außerhalb ihrer Schreine zu zeigen. Doch das Verlangen der Menschen, die oft weite Reisen unternahmen, um die Heiltümer unmittelbar schauen zu können, war stärker. So wurden allmählich die Heiltumszeigungen ins Freie verlegt, und sogenannte Heiltumsfahrten bürgerten sich ein. Berühmte Zielorte im Reich waren Aachen, Andechs, Augsburg, Würzburg, Nürnberg und Köln. Die Erwartungen der Menschen an diese Heiltumszeigungen waren groß, die riesigen Menschenansammlungen, oft sehr erregt, brachten den mittelalterlichen Städten mitunter große Probleme, sowohl auf dem Gebiet der Verpflegung, als auch der Hygiene und der öffentlichen Ordnung.
Ein solches Fest der Heiltumszeigung entfaltete sich einst auch rund um den Reliquienschatz von St. Stephan, mitten im Herzen des mittelalterlichen Wien. Betrachtet man das Bild des Heiltumstuhles, das im Heiltumbuch von 1502 in einem schönen Holzschnitt abgebildet ist, dann wird ein Gefühl gemeinsamer Freude an dem Heiltumschatz spürbar: Menschen sitzen eng beisammen, Kinder spielen, Hunde tollen herum, es mutet fast wie ein Volksfest an, allerdings eines mit ernstem Kern.

Denn dahinter stand zu dieser Zeit bereits eine lange und ernste Tradition. Das früheste Beispiel christlichen Denkens in dieser Richtung ist uns in dem Bericht über den Märtyrertod des Bischofs Polykarp von Smyrna (+155/56) überliefert. Nach der Tötung des Heiligen und der Verbrennung seiner Leiche durch die Heiden schrieben die Christen: "So konnten wir nachher wenigstens seine Gebeine sammeln, die uns mehr wert sind als Edelgestein und köstlicher als pures Gold." In der Folge begannen sie allgemein, die Gebeine ihrer Blutzeugen ehrenvoll aufzubewahren, ihre Gräber aufzusuchen und über diesen am Todestag des jeweiligen Märtyrers die Eucharistie zu feiern. Die im Verlauf des 4. Jahrhunderts erfolgten Auffindungen, vor allem des heiligen Kreuzes, sowie der übrigen Marterwerkzeuge Christi in Jerusalem, welche später der hl. Helena zugeschrieben wurden, die darauf folgenden Überführungen und Teilungen von Reliquien löste die ursprünglich an die Gräber gebundene Reliquienverehrung von ihrer lokalen Bindung. Jedes Sepulchrum (Reliquiengrab) jedes Altares, jedes Reliquiar konnte nun zum Ort der Gegenwart und Verehrung mächtiger Heilsmittler werden. Dementsprechend steigerte sich im gläubigen Volk das Verlangen, Gegenstände zu besitzen, die zum Leben Christi, seiner Mutter, oder bekannter Heiliger in Beziehung standen.
Kostbare Reliquien in besonders reicher Zahl besaßen die Städte Konstantinopel und Rom. Kaiser Karl der Große wollte seine Krönungsstadt Aachen als dritte Hauptstadt der Christenheit zur Geltung bringen und bedachte seine Pfalzkapelle in Aachen mit reichen Reliquienschätzen. In der Folge trachtete jede bedeutendere Kirche, einen möglichst großen Schatz an Reliquien zu besitzen.

So war es wohl auch bei St. Stephan in Wien. Man kann mit Sicherheit annehmen, daß die von den Passauer Bischöfen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts mächtig erbaute Pfarrkirche schon Reliquien, Heiltümer, besessen hat, - eine Ablassurkunde des Jahres 1277 spricht bereits von den Heiligen, die in der Pfarrkirche St. Stephan ruhen, und aus dem Jahr 1327 ist uns ein erstes Zeugnis einer Reliquienweisung überliefert.

Sichtbar aus dieser Zeit, etwa um 1160/70 herum, erhalten haben sich nur mehr sechs kostbare Emails auf Kupferplatten - die, einstmals auf einer vergoldeten Tafel montiert, die Opferung Isaaks, einen Kundschafter mit der Traube, den Jakobssegen und den Tau-Schreiber zeigen.
Sie werden in den Reliquieninventaren des Kustos erwähnt und dienten offenbar als Umrahmung von Reliquien - bezeugt war unter anderem eine Reliquie des hl. Paulus.

Der eigentliche Begründer des Reliquienschatzes von St. Stephan war Herzog Rudolf IV., der nach fünfzehnjähriger unfruchtbarer Ehe seines Vaters Herzog Albrecht II. am Allerheiligentag des Jahres 1339 als erstgeborner Sohn in der Wiener Burg zur Welt kam. Er war sicher ein sehnlich erwartetes Kind. Sein Vater hatte zuvor eine Pilgerfahrt zu den Heilthümern nach Köln und Aachen unternommen, "pro prolis dono". Nicht zuletzt auch darum hatte Rudolf von Kindheit an eine besondere Beziehung zu Reliquien.

Darüber hinaus wußte er, der der Stephanskirche, die er zu seiner Begräbnisstätte erkoren hatte, einen ganz besonderen Platz inmitten seiner dynastischen und politischen Bestrebungen zugewiesen hatte, natürlich auch um die Bedeutung eines möglichst großen Reliquienschatzes für die Stellung einer Kirche. Je mehr Reliquien, umso bedeutender die Kirche.

So übergab er seine bereits vor seinem Regierungsantritt im Jahr 1358 erworbenen und in seine Kapelle in der herzoglichen Burg beim Widmertor gestifteten Heiltümer später in wiederholten Schenkungen an die von ihm besonders bedachte Stephanskirche. Diese Heilthümer bildeten durch Jahrhunderte hindurch den wichtigsten Teil der Schatzkammer.

So schenkte der Herzog zum Beispiel am 4. Juni 1360, das war damals der Fronleichnamstag, der Kirche St. Stephan einen Sarkophag, in dem die Leiber dreier heiliger Männer enthalten waren, darunter jener des hl. Papstes und Märtyrers Urbanus.
Diese Reliquien waren zuvor in der großen Fronleichnamsprozession durch die Stadt mitgetragen worden. Die in feierlicher Buchschrift geschriebene Schenkungsurkunde ist von einem Gebet umrahmt, das in den selten überlieferten Zeichen von Rudolfs berühmter Geheimschrift abgefasst ist.

Die Verwaltung des Reliquienschatzes hatte Rudolf im Zuge der Gründung des Kollegiatstiftes zu Allerheiligen im Jahr 1365 besonders der Obsorge des dem Stift angehörigen Kustos anvertraut, der in seiner Würde unmittelbar auf den Propst folgen sollte. Die Abrechnungen der Kustoden, von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Beginn der Glaubensspaltung erhalten, enthalten interessante Einzelheiten über Verwaltung und Verehrung des Reliquienschatzes. Die insgesamt 16 erhaltenen, von den Kustoden jeweils angefertigten Inventarien des Reliquienschatzes von St. Stephan geben heute einen unmittelbaren Einblick in den Reichtum, aber auch in die zahlreichen großen Verluste dieses Bestandes in Kriegszeiten.

Daß die Schatzkammer von St. Stephan bei den Zeitgenossen bald in höchstem Ansehen stand, beweist unter anderem die Nachricht, daß der damals in Wien weilende Matthias Corvinus am 24. Oktober 1485 die Reliquien bei St. Stephan als besondere Sehenswürdigkeit besichtigt hatte. Von Dr. Johann Eck, dem bekannten Gegner Martin Luthers, der anlässlich einer Disputation im Jahr 1516 in Wien weilte, ist der Ausspruch überliefert, daß der Reliquienschatz in St. Stephan nur von jenem des Kölner Domes übertroffen würde.

Der Wiener Arzt Johann Tichtel berichtet in seinem Tagebuch von der ersten feierlichen Reliquienschau, die am 2. April 1486 hier in Wien veranstaltet wurde. Die Heiltümer waren zu diesem Zweck nach ihrer Bedeutung und Wichtigkeit geordnet und wurden in Umgängen in Prozessionsform getragen und gezeigt. Lateinische Responsorien leiteten jeden der insgesamt acht Umgänge ein und bereiteten die Zuseher auf das vor, was kommen sollte.
So wurde die erste Prozession, die in 47, zum Teil aus purem Gold prächtig gearbeiteten Kreuzen Partikel des heiligen Kreuzes zeigte, durch den Versikel Hoc signum crucis eingeleitet.

"In monte oliveti" leitete den zweiten Umgang ein, der in 26 Gefäßen Reliquien zeigte, die sich auf das Leiden des Herrn bezogen. Der dritte Umgang wurde eingeleitet mit "Felix namque" und war der Muttergottes gewidmet, der vierte, eingeleitet mit dem Versikel "Fuerunt sine querela" den heiligen Aposteln. Der fünfte und sechste Umgang war den heiligen Märtyrern, der siebente den Bekennern und der achte Umgang schließlich den heiligen Frauen und Jungfrauen zugedacht.

Diese Bilder, die Sie jetzt gesehen haben, stammen alle aus dem Wiener Heiltumbuch. Bald nach der Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden, im Wetteifer der einzelnen Kirchen, gedruckte Verzeichnisse ihrer Heiltümer, die sogenannten Heiltumbücher. Wohl zu einer Zeit des höchsten Glanzes der Reliquienschatzkammer von St. Stephan wurde auch in Wien im Jahr 1502 von dem angesehenen Wiener Bürger und Rathsherren Matthäus Heuperger ein solches Heiltumbuch herausgegeben und bei dem bekannten Wiener Buchdrucker Johann Winterburger gedruckt.

Das Titelbild zeigt eine interessante Ansicht des Stephansdomes von Norden her gesehen: auf dem Nordturm, der damals offensichtlich noch im Bau war, steht ein Kran. Es führt uns den damaligen Reichtum an kostbar gefassten Heiligtümern auch bildlich vor Augen: auf 25 Seiten werden insgesamt 255 Abbildungen von kunstvollen Gefäßen in einzelnen Holzschnitten dargestellt. Einige wenige darunter haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten und sind somit eindeutig zuzuordnen.
Zwei Stücke, die in der Beschreibung des Heiltumbuches von 1502 eindeutig wiederzuerkennen sind, befinden sich normalerweise im Dommuseum: für den heutigen Abend haben sie ihre Vitrine verlassen und sind dort, wo sie eigentlich hingehören - in der Kirche: Zum einen ein Pazifikale, ein Kreuzreliquiar, aus der von Rudolf IV. angelegten Sammlung, in einer Fassung aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, in einem Schaubehälter aus dem Jahr 1514, im Heiltumbuch von 1502 als erstes Stück des ersten Umganges angeführt als "ain merklich stuckh des heiligen Kreytz im fewer bewart mit kostlichen Edlen steinen geziert". Das zweite Stück, das sich unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten hat, ist im vierten Umgang des Heiltumbuches von 1502 als "ain kreitz vonn dem holtz daran sand andre gekrewzigt ist worden" angeführt.

Dieses Andreaskreuz-Reliquiar wird bereits im Reliquieninventar vom 12. Dezember 1448 unter den Erwerbungen des Custos Nicolaus Holnprunner (1435-67) angeführt.
In der heutigen Reliquienkammer befinden sich noch zwei weitere altehrwürdige Reliquien - wir sind im Verlauf der Katechesen beiden schon begegnet: das unter dem zweiten Umgang erwähnte Tischtuch vom Letzten Abendmahl als "ain wolgezierts vergults plenari darinn des Tischtuchs auf dem der Herr Jhesus mit seinen Jungeren das lesst abendessen hat geessen", sowie auch "ain wolgezierts gross plenari silberein vergult, darinn das tuech darynn der Herr Cristus im grab gelegen ist".

Die so im Lauf der Zeit zusammengetragenen Heilthümer wurden mit besonderer Sorgfalt in der Kirche aufbewahrt. Eine Tradition nennt als Ort eine der oberen Westkapellen. Später wanderten sie hinunter in die südlich neben dem Hochaltar gelegene alte Heilthum-Sakristei, den späteren Winterchor der Domherren. Im Jahr 1900 richtete das Domkapitel zu St. Stephan die obere nördliche Westkapelle, die ehemalige Valentinskapelle, oberhalb der Kreuzkapelle gelegen, als Reliquienschatzkammer ein -

ein kleiner heller gotischer Raum, der die aus der dunklen romanischen Empore über eine kleine Wendeltreppe Ankommenden immer wieder verwundert mit seinem Licht, seinen schönen Wandschränken voll mit liebevoll verzierten Reliquienbehältern. Neben einigen wunderschönen barocken stammt die überwiegende Zahl der Fassungen aus dem 19. Jahrhundert, infolge regelmäßiger Edelmetallablieferungen in Kriegszeiten.

Hinter all dem stand durch die Jahrhunderte hindurch das Bemühen der Kirche, in der ganzen Anlage und Auswahl solcher Heiltumsammlungen und -Vorzeigungen, dem Volk die heilsgeschichtlich wichtigen Ereignisse der Bibel gegenständlich, ja, im wahrsten Sinn des Wortes handgreiflich zu belegen, wobei die Freude am sinnlich Wahrnehmbaren eine große Rolle spielte. Die Reliquien hielten die Erinnerung an biblische Begebenheiten in anschaulicher Weise im Volke wach und bewiesen darüber hinaus die Wahrheit der Bibel, wenn auch nicht auf dogmatischer Grundlage. So bewahrte und zeigte man des öfteren unter vielem anderen in Wien auch so manches, was uns heute unglaublich erscheinen mag: eine Windel des Jesuskindes, zwei mumifizierte unschuldige Kindlein von Bethlehem, ein Weihrauchkorn von den Gaben eines der drei heiligen Könige, ein Stück des Schleiers der Gottesmutter, der Gürtel Mariens, ein Brot aus der wunderbaren Brotvermehrung, einen Blutstropfen Christi oder einen Stein von der Steinigung des heiligen Stephanus. Weiters drei Dornen aus der Dornenkrone Jesu Christi, ein Gefäß mit Jesu blutigem Schweiß, einen Nagel des Kreuzes, ein Stein von der Geißelsäule, Myrrhe und Weihrauch aus dem Grab Christi, wie auch ein Stück seines Grabtuches. Weiters ein Teil des Hauptes und ein Zahn Johannes des Täufers.
Spätere historisch-kritische Zeiten haben solche Reliquien allmählich ausgeschieden. Nur mehr einige Erinnerungs-Reliquien dieser Art haben sich in der Schatzkammer von St. Stephan auch tatsächlich erhalten. Manches davon erhielt seine Berechtigung allein von einer Berührung an heiliger Stätte.

Auswüchse der Reliquiensammlung und Verehrung etwa im 16. Jahrhundert - so wird von Kurfürst Friedrich dem Weisen erzählt, er habe eine Sammlung von über 40.000 Reliquien gehabt - forderte die Kritik der Reformatoren heraus. Das Tridentinische Konzil bemühte sich hier um Maß und Ordnung. Die Barockzeit brachte eine neue Blüte, die Aufklärung setzte auch hier Gegenakzente.

Heute bemüht sich die Kirche, in zeitgemäßer Form an die alten Traditionen anzuschließen. Die Reliquienkammer von St. Stephan beherbergt seit dem Ende des 20. Jahrhunderts eine kleine Anzahl "moderner" Reliquien. In den letzten Jahren wird hier oben auch wieder alljährlich ein Reliquienfest gefeiert und damit an eine alte Wiener Tradition erinnert.

Trotzdem sagen heute Reliquien vielen Menschen meist nicht mehr viel. Mitunter werden kleine, liebevoll verzierte Reliquienkapseln in Antiquitätenläden als Kuriosum zum Kauf angeboten, obwohl man Reliquien nach katholischem Verständnis eigentlich nicht verkaufen darf.
2. Reliquien und Heilige
Im Mittelalter war das anders. Da pflegte man einen vertrauten Umgang mit den Überresten von Jesu Leiden und Tod, seiner Mutter und der Märtyrer und Heiligen. Damals verstand man noch ihren tieferen Sinn: Reliquien als unmittelbare, gewissermaßen handgreifliche Erinnerung an die Heiligen, Menschen, deren Leben geglückt, nun bei Gott geborgen ist und die nun Mittler für jene sein konnten, die noch unterwegs waren. Daher war auch der Zusammenhang zwischen Reliquien- und Heiligenverehrung ein sehr deutlicher. Zugleich wird dadurch aber auch die Situation der Menschen des Mittelalters beleuchtet: Mitten im Leben vom Tod umgeben, in vielerlei Weise unberechenbaren Mächten ausgeliefert, zwischen Ängsten und Hoffnung hin und hergerissen, gaben die Reliquien Trost und Kraft.

Dazu kam noch die ganz andere Gottesvorstellung des mittelalterlichen Menschen. Wir sprechen heute - vielleicht manchmal ein wenig zu salopp - von Gott als unserem Vater und von Jesus als unserem Bruder und wir denken oft gar nicht viel darüber nach, was das für uns bedeutet, für unser Verhalten Gott gegenüber. Im Zentrum der mittelalterlichen Vorstellung stand hingegen jene erhabene Größe Gottes, die der Prophet Jesaia im 8. vorchristlichen Jahrhundert in der Sprache und im Weltbild seiner Zeit, in eindrucksvollen Worten beschreibt (40,12). Wir hören seine gewaltige Stimme:

"Wer misst das Meer mit der hohlen Hand? Wer kann mit der ausgespannten Hand den Himmel vermessen? Wer wiegt die Berge mit einer Waage und mit Gewichten die Hügel? Wer bestimmt den Geist des Herrn? Wer kann sein Berater sein? Wer lehrt ihn das Wissen und zeigt ihm den Weg der Erkenntnis? .....
Mit wem wollt ihr Gott vergleichen und welches Bild an seine Stelle setzen? .....
Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat die Sterne dort oben erschaffen? Er ist es, der ihr Heer täglich zählt und heraufführt, der sie alle beim Namen ruft. Vor dem Allgewaltigen und Mächtigen wagt keiner zu fehlen. .....
Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Der Herr ist ein ewiger Gott, der die weite Erde erschuf." (40,12)

Mit diesem Gott konnte man nicht so einfach sprechen. Und genau das gab den Heiligen ihre überaus große Bedeutung. Sie waren die Mittler zu diesem Gott, zu dem man kaum die Augen zu erheben wagte.

Und man war das ja auch gewohnt aus dem alltäglichen Leben. Ein Durchschnittsmensch des Mittelalters, ein kleiner Handwerker, ein Bauer, sah seinen Herrscher, den Kaiser, kaum je einmal in seinem Leben. Und wenn, dann vielleicht von ferne. Ansonsten hörte er wundersame Geschichten über ihn. Und wenn er einmal in eine Lebenssituation gelangte, wo er auf die Gnade des allmächtigen Herrschers angewiesen war, wenn es um Leben oder Tod ging, um Begnadigung vielleicht, wo nur er helfen konnte - dann konnte er nicht so einfach bei diesem vorsprechen. Was machte er? Er ging zu einem Mittler, dem Vogt, dem Grafen, dem Fürsten, den er bitten konnte: "Sprich du für mich!"

Und diese Vorstellung aus dem Lebensalltag übertrugen die Menschen des Mittelalters auch auf ihr Verhältnis zu Gott, dem allmächtigen und seinen Heiligen. Ihn konnte man nicht mit den Problemen des Alltags, seien sie auch noch so bedrückend, belästigen. Dazu gab es die Heiligen, denen gewissermaßen jeweils eine Aufgabe zugewiesen wurde, die jeweils eine Aufgabe übernommen hatten, für die zu bitten sie, die Gott schon viel näher waren, geeignet erschienen. Daher war es wichtig, sich mit den Heiligen gut zu stellen. Das ist die eine Wurzel der Heiligenverehrung, die aus dem praktischen Leben herrührt. Die Heiligen begleiteten und begleiten Christus und das Leben der Menschen.
3. Die Heiligen und ihre Verehrung
Der Völkerapostel Paulus hat die Christen allgemein als Heilige bezeichnet, obwohl er um die menschliche Schwachheit wußte. Nach ihm sind wir nicht Heilige, weil wir besonders vollkommen wären, sondern weil wir von Gott berufen sind und von ihm geliebt. Nach der Bibel ist Gott allein heilig. Aber alle heiligen Menschen haben demzufolge Anteil an der Heiligkeit Gottes.

Heilige sind aus dem christlichen Bewußtsein nur schwer wegzudenken: Märtyrer, Bekenner, Asketen in der frühen Kirche. In der Zeit der Reichskirche - neben Bischöfen und Päpsten auch Könige, Ritter und Soldaten. Ihren Höhepunkt fand die Verehrung der Heiligen im Spätmittelalter, wo es auch manchmal zu Fehlentwicklungen kam. Mit Recht tadelte die Reformation jenen Misswuchs, der Gott oft nur mehr als eine Wirklichkeit neben anderen erscheinen ließ, womit zumindest dem äußeren Anschein nach mitunter die Gefahr eines unchristlichen Polytheismus gegeben war. In Wellenbewegungen wechselten in der Folge reformatorische Kritik und gegenreformatorische Propagierung, die Skepsis der Aufklärung und die neue Begeisterung für die Heiligen in der Romantik einander ab.

In Wien gibt es dazu ein interessantes Detail, das die Verhältnisse der Barockzeit widerspiegelt. Johann Joseph Graf Trautson, von 1751 bis 1754 Erzbischof von Wien, erregte im Jahr 1752, noch vor dem vollen Einbruch des Josephinismus, größtes Aufsehen mit seinem großen, an die Prediger seines Erzbistums gerichteten Hirtenbrief, in dem er eine Abkehr von peripheren barocken Frömmigkeitsformen und eine Hinwendung zum Wesentlichen des Christentums, nämlich zu Christus, und unter anderem auch eine neue Bewertung des Heiligenkultes forderte. Wörtlich sagte Erzbischof Trautson damals: "Es wird vorteilhaft seyn, von dem Lobe und der Anrufung der Heiligen zu handeln, aber so, daß man die überspannten Vergrößerungen entrathe, damit nicht ein Heiliger dem anderen entgegengesetzt und ungereimt vorgezogen werde, oder, was nach Irrtum und Gottlosigkeit schmecken würde, damit man nicht diejenigen, die bloße Fürsprecher sind, dergestalt herausstreiche, als wären sie unserem einzigen Mittler Christus gleich, oder ihm gar überlegen."
4. Die Heiligen in St. Stephan
In St. Stephan kann man auch diese Entwicklung erkennen. St. Stephan ist natürlich zuerst und vor allem Gottes Wohnung auf Erden, Christus ist der Hausherr und als solcher begegnete er den Menschen über dem Haupteingang, dem Riesentor, ernst und aufmerksam begleitet von den Aposteln und Evangelisten.

Als Tochterkirche der Passauer Stephanskirche übernahm anlässlich der ersten Kircheweihe im Jahr 1147 der hl. Stephanus als Kirchenpatron eine besondere Verantwortung.

Aus dieser Zeit wüssten wir, abgesehen von Stephanus, kaum etwas über die Heiligen von St. Stephan, wenn sich nicht an einem einzigen Ort, etwas versteckt an der Nordseite der Westempore, durch eine glückliche Fügung ein Rest der alten prächtigen Ausstattung der Herrscherempore erhalten hätte.

Abgesehen von der besonderen historischen Bedeutung dieser Wandmalerei aus der Zeit zwischen 1246 und 1250, auf die näher einzugehen leider die Zeit fehlt, (die Margarete, die Schwester des letzten Babenbergers Friedrich II. mit ihrem kleinen Sohn Friedrich zeigt, die hier auf der alten Westempore ihren Herrschaftsanspruch auf die nach dem Tode ihres Bruders verwaisten österreichischen Lande dokumentiert) läßt uns die erst vor zwei Jahren restaurierte Wandmalerei einen Blick tun in die Ausstattung der ansonsten ganz unbekannten zweiten romanischen Stephanskirche. Wir sehen in zwei Bahnen Christus in der Mandorla thronend, ähnlich wie im Riesentor, und darunter die Gottesmutter Maria, beide begleitet von Heiligen in betender Haltung. Eindeutig zu erkennen ist bis jetzt nur Johannes der Täufer, der sein Haupt unter dem Arm hält und - anhand von drei Vögeln, die an seinem Kleid hochklettern - der hl. Franz von Assisi.

Die letztere Darstellung ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß Franz erst 1228 heilig gesprochen wurde. Also eine der frühesten Darstellungen nördlich der Alpen. Mit dem gotischen Chorbau am Beginn der 14. Jahrhunderts begann der Einzug der Heiligen nach St. Stephan: bereits geordnet entsprechend der Bestimmung der Hallen: der Muttergottes zugehörige Heilige im Norden, die Zwölfpoten, die Apostel im Süden und im Mittelchor die heiligen Nothelfer.

Rudolf IV., der Stifter fügte dem Stephanus-Patrozinium - in Erinnerung an die Allerheiligenkapelle Kaiser Karls IV. in Prag das Allerheiligenpatrozinium hinzu. Nun konnten sich die Heiligen in St. Stephan zurecht und voll entfalten:

Sie wachen, nach dem Geschlecht getrennt, über den Eingängen der Fürstentore: so begrüßten den Eintretenden Heilige Frauen über dem Bischofstor und Apostel über dem Singertor.

Sie blicken am Ende des Mittelalters von den Pfeilern des Langhauses auf die Menschen herunter und rufen sich immer wieder als Freunde Gottes, als Zeugen seiner Größe und Liebe in Erinnerung. Sie begleiten und unterstützen die Neugetauften: Apostel und Evangelisten. Sie untermauern das auf der Kanzel Gesagte: Apostel, Kirchenväter und im Volk bekannte Heilige.

Sie zeigen sich auf den Altären als Communio Sanctorum - stellvertretend, da sich von den mittelalterlichen Altären St. Stephans kaum etwas erhalten hat, - am Wiener Neustädter Altar, der ja erst im 19. Jahrhundert in den Dom kam: auf den gemalten Tafelbildern der ehemaligen Sonn- und Feiertags- bzw. Werktagsseite sind insgesamt 72 Heilige angeordnet, entsprechend der Allerheiligenlitanei: die Zahl 72 bedeutet in der mittelalterlichen Zahlenmystik "alle". Wir finden sie hier als Leidende: Achatius, Afra, die unschuldigen Kindlein; als freudige Vorbilder: Maria Magdalena, Lucia, Koloman, Christophorus, Martin, Benedikt; als Helfer: Apollonia, Elisabeth, Florian, Afra, Fridolin; sie erzählen ihre Geschichte im Bild - Heilige sind Menschen, die Mut machen.

Sie begleiten die Scheidenden auf ihrem letzten Weg - stellvertretend am Friedrichsgrab: Apostel, Evangelisten, Nothelfer, Hausheilige der Habsburger und im Volk bekannte und beliebte Heilige.

Sie blicken freundlich von Altarbildern und barocken Altaraufsätzen herab.

Heute wissen wir: Das Bild der Heiligen ist zeitbedingt und wandelbar, so bunt und vielgestaltig, als es Menschenleben gibt. Immer ist es aber die Gnade Gottes, die aus einem fehlbaren Menschen einen Heiligen macht.

Sie bewachen den Kirchenbau seit alters her von außen: Laurentius, Stephanus, der Kirchenpatron und Michael, der Gerichtsengel, an der Westwand. Die vier Evangelisten schützen das Westwerk von den Seiten her. Petrus Canisius und Klemens M. Hofbauer, der Stadtpatron, wachen seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts am Sockelgeschoß des Nordturmes.
5. Die Gemeinschaft der Heiligen
Sie haben ein Recht, Gottes Wohnung auf Erden zu bevölkern, sie sind seine Freunde und seine Zeugen. Die Heiligen, das sind immer die anderen, sie stehen im Gegenlicht als lebendige Bilder für die Gewissheit, daß es möglich ist, alles auf Gott zu setzen. Sie zeigen uns, wie Leben in der Spur Gottes gelingt.

Unsere Zeit tut sich mit den Heiligen manchmal schwer. Diskussionen über Anzahl und Auswahl der Heiliggesprochenen lenkt vom Eigentlichen ab.

Das Konzil stellt in der Konstitution über die heilige Liturgie die Heiligen als jene Menschen vor, die "durch Gottes vielfältige Gnade zur Vollkommenheit geführt, das ewige Heil bereits erlangt haben, Gott im Himmel das vollkommene Lob singen und Fürsprache für uns einlegen."

Und der Katechismus der Katholischen Kirche hat wunderschöne Texte über die Gemeinschaft der Heiligen zusammengetragen, die ja letztlich die Kirche ist.. Er spricht von den zwei Bedeutungen des Ausdrucks "Gemeinschaft der Heiligen, die eng miteinander zusammenhängen: zum einen die Gemeinschaft an den heiligen Dingen, den geistigen Gütern: im Glauben, in den Sakramenten, in den Charismen, in den irdischen Gütern und in der Liebe; zum andern die Gemeinschaft der Kirche des Himmels und der Erde und die Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen, die zum Ausdruck kommt in den drei Ständen der Kirche: den Erdenpilgern, jenen, die gereinigt werden und jenen, die Gott bereits schauen. Und über die Fürbitte der Heiligen heißt es dort: "Denn dadurch, daß die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit ... hören sie nicht auf, ... bei Vater für uns einzutreten... daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe" (LG 49).

Und von da her erhält auch das Gebet für die Verstorbenen seinen tiefen Sinn: es hilft nicht nur diesen, sondern wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre Fürbitte für uns wirksam werden. - "Weint nicht, nach meinem Tod werde ich euch mehr nützen und euch wirksamer unterstützen als während meines Lebens" sagte der hl. Dominikus sterbend zu seinen Ordensbrüdern.

Wir sollten die Heiligen mehr beachten als Gehilfen Gottes, wir sollten sie ernster nehmen, uns an ihren Lebensgeschichten ermutigen... - die Heiligen sind nicht nur toter Stein oder totes Holz, sie leben wirklich - bei Gott und sind immer bereit, uns zu unterstützen, wenn wir es ihnen nur wirklich zutrauen...

Die deutsche Lyrikerin Hilde Domin, sie ist jüdischer Abstammung und muß nun schon bald an die 95 Jahre sein; sie lebte längere Zeit in der Dominikanischen Republik, kehrte aber 1954 wieder nach Deutschland zurück. Sie hat erst in der Mitte ihres Lebens zu schreiben begonnen. In dem Gedicht, da sich Ihnen nun abschließend vortragen möchte, hat sie versucht, sich in die Situation der Heiligen in unserer Zeit hineinzudenken. Ich glaube, es sagt genau das aus, worum es geht.
Hilde Domin: Die Heiligen
Die Heiligen in den Kapellen
wollen begraben werden, ganz nackt,
in Särgen aus Kistenholz
und wo niemand sie findet:
in einem Weizenfeld oder bei einem Apfelbaum,
dem sie blühen helfen als ein Krumen Erde.
Die reichen Gewänder, das Gold und die Perlen,
alle Geschenke der fordernden Geber,
lassen sie in den Sakristeien,
das Los, das verlieren wird, unter dem Sockel.
Sie wollen ihre Schädel und Finger einsammeln
und aus den Glaskästen nehmen
und sie von den Papierrosen ohne Herbst
und den gefassten Steinen
zu den welken Blumenblättern bringen
und zu den Kieseln am Fluss.

Sie verstehen zu leiden, das haben sie bewiesen.
Sie haben für einen Augenblick
ihr eigenes Schwergewicht überwunden.
Das Leid trieb sie hoch,
als ihr Herz den Körper verzehrte.
Sie stiegen wie Ballons, federleicht,
und lagen in der Schwebe auf ihrem wehen Atem
als sei er eine Pritsche.
Deshalb lächeln sie jetzt, wenn sie an Feiertagen
auf schweren geschmückten Podesten
auf den Schultern von achtzig Gläubigen
(denen man das Brot zur Stärkung voranträgt)
in Baumhöhe durch die Strassen ziehn.

Doch sie sind müde auf den Podesten zu stehn
und uns anzuhören.
Sie sind wund vom Willen zu helfen, wund,
Rammbock vor dem Beter zu sein,
der erschrickt wenn das Gebet ihm gewährt wird,
weil Annehmen so viel schwerer ist als Bitten
und weil jeder die Gabe nur sieht,
die auf dem erwarteten Teller gereicht wird.
Weil jeder doch immer von Neuem
in den eigenen Schatten tritt, der ihn schmerzt.
Sie sehen den unsichtbaren Kreis um den Ziehbrunnen,
in dem wir uns drehn wie in einem Gefängnis.
Jeder will den Quell in dem eigenen Grundstück,
keiner mag in den Wald gehn.
Der Bruder wird nie das Feuer wie Abel richten
und doch immer gekränkt sein.

Sie sehen uns wieder und wieder
aneinander vorbeigehn
die Minute versäumend.
Wir halten die Augen gesenkt.
Wir hören den Ruf aber wir heben sie nicht.
Erst danach.
Es macht müde zu sehn
wie wir uns umdrehn und weinen.
Immer wieder und umdrehn und weinen.
Und die Bitten zu hören um das gestern Gewährte.
Nachts, wenn wir nicht schlafen können
in den Betten, in die wir uns legen.
Sie sind müde
Vikare des Unmöglichen auf Erden zu sein,
des gestern Möglichen.
Sie möchten Brennholz in einem Herdfeuer sein
und die Milch der Kinder wärmen
wie der silberne Stamm einer Ulme.

Sie sind müde, aber sie bleiben,
der Kinder wegen.
Sie behalten den goldenen Reif auf dem Kopf,
den goldenen Reif,
der wichtiger ist als die Milch.
Denn wir essen Brot,
aber wir leben von Glanz.
Wenn die Lichter angehn
vor dem Gold,
zerlaufen die Herzen der Kinder
und beginnen zu leuchten
vor den Altären
damit es eine Tür gibt,
eine schwere Tür
für Kinderhände,
hinter denen das Wunder
angefasst werden kann.
"Denn wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz."

Diese Botschaft der Heiligen war, so meine ich, auch ein wichtiger Teil der Botschaft des heimgegangenen Papstes Johannes Paul II. Wir leben in dieser Welt, aber unser eigentliches Leben erhalten wir von dem, der in allem durch die Dinge dieser vergänglichen Welt hindurchschimmert, hindurchglänzt, von Jesus Christus. In diesem Sinn wollen wir, wenn Sie einverstanden sind, nun Christus, den Herrn, bitten, damit er ab morgen mithelfe, die rechte Wahl zu treffen!

Wir erinnern uns in dieser Stunde ganz besonders an Jesus selbst, der - wie uns der Evangelist Matthäus überliefert - im Gebiet von Cäsarea Philippi seine Jünger fragte: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" Und der dann, nachdem er sich die verschiedenen Meinungen angehört hatte - manche hielten ihn für Johannes den Täufer, manche wieder für Elias oder sonst einen Propheten, seine Frage präzisierte: "Und für wen haltet ihr mich?"

Und auf das klare Bekenntnis des Simon Petrus: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" kommt dann die Antwort des Herrn an Petrus, um die es auch in diesen Tagen geht: "Tu es Petrus!" - Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen!"

Von diesem Zeitpunkt an hat immer ein Nachfolger des Apostels Petrus - allein durch seine Existenz - die Christenheit an diese Zusage erinnert. Der letzte Nachfolger, Papst Johannes Paul II. hat es geschafft, diese Zusage der ganzen Welt bekannt zu machen.

Und in Zukunft wird es ein anderer, aufbauend auf Petrus und seinen Nachfolgern, auf seine Weise tun. Christus wird den Richtigen auswählen. In diesem Sinn wollen wir nun gemeinsam für alle Kardinäle beten, die morgen in das Konklave einziehen werden.

****************

Und dann folgt das Gebet für das Konklave (nach Kardinal Newman), das Domkurat Schlegel, der die 21-Uhr-Messe hat, beten wird:

"Herr, wir glauben und bekennen voll Zuversicht, dass du deiner Kirche Dauer verheißen hast, so lange die Welt besteht. Darum haben wir keine Sorge und Angst um den Bestand und die Wohlfahrt deiner Kirche. Wir wissen nicht, was ihr zum Heile ist. Wir legen die Zukunft ganz in deine Hände. Nur um das eine bitten wir dich innig: Gib deinen Dienern wahre Weisheit, Mut und Kraft. Erleuchte die Kardinäle und führe sie durch den Heiligen Geist zur Wahl jenes Kandidaten, der die besten Fähigkeiten hat, deine Kirche in den kommenden Jahren zu leiten. Das erbitten wir im Glauben an das Wirken Deines Geistes. Amen"
Fotos
20 Jahre Erzbischof von Wien
Bildeindrücke aus dem Stephansdom und dem...
Nach dem Weltjugendtag in Rio nützt Kardinal...
Erzb. Sekretariat
Wollzeile 2
1010 Wien

E-Mail schreiben
Datenschutzerklärung
Darstellung: Standard - Mobil