Sonntag 28. April 2024

EINE BRÜCKE ÜBER DEN WOGEN DER TRÄUME – GEDACHT ALS REQUIEM FÜR MURASAKI SHIKIBU

– geschaffen 1985-1987 für Murasaki, die im Japan der späten Heian-Zeit, ca. 1050 unserer Zeitrechnung, zu Heian-Kyo, dem heutigen Kyoto als Kaiserliche Hofdame lebte, und mit ihrem Genji Monogatari Literaturgeschichte schrieb.


Friedemann der Teppichweber schuf zahlreiche oft großflächige, abstrakte Teppiche, die er, zu thematischen Serien gebündelt, mit poetischen Titeln versah. Am Webstuhl sei er der Welt abhandengekommen, sagte er in einem Gespräch. Seit 1979 entstanden die architektonisch-geometrischen Wandteppiche ohne Entwurf. Die streng anmutenden Teppiche orientieren sich an der japanischen Teehausarchitektur
während der Momoyama-Periode. Ab ca. 1984 entstehen nur noch groß angelegte Teppichzyklen von ausschließlich sakraler Thematik. Die Ästhetik der Reduktion, der Abstraktion vermittelt eine spirituelle Tiefe der Werke und des Künstlers. Die Arbeiten Friedemanns sind gewebte Meditationen, gewebte Malerei. Im Gegensatz zur Malerei bedeutet Weberei Kontemplation statt Spontaneität. Die Farbverläufe und die epische Größe der Teppiche lassen immer wieder an einen Horizont und einen Sonnenauf- oder Untergang denken.


Friedemann der Teppichweber nannte er sich selber. Friedemann Hoflehner, so sein voller Name, wurde 1946 in Würzburg geboren und starb am 29. Oktober 2020 in Wien. Friedemann war homosexuell und bekannte sich offen dazu. Ende der 60er Jahre war er deswegen zu drei Monaten Arbeitshaus und bedingt zu drei Jahren Arrest verurteilt worden. Ausgrenzung und Haft zerstörten seine bisherige Existenz. Er kam
1968 nach Wien, schlug sich durch und hat 1973 zur Weberei gefunden.


„Wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, sage ich schlicht Weber, Teppichweber. An sich gilt das was ich mache draußen in der Welt als Kunst, Textilkunst. Aber ich persönlich fühle mich wohler, der Zunft der Handwerker zugehörig zu sein. Als ein Mensch des Mittelalters mache ich keine Trennung zwischen Kunst und Handwerk. Und die Tätigkeit eines Webers ist nun einmal Weben und Weben ist Handwerk. Das schönste Handwerk der Welt.“


Friedemann der Teppichweber
(Friedemann Hoflehner)

Neben zahlreichen Werkpräsentationen im eigenen Atelier wurden seine Arbeiten in einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen in Linz, Wien, Bonn, Klosterneuburg, Baden bei Wien, Manila, Jakarta, Singapur, Bangkok und Hongkong präsentiert. Seine Arbeiten befinden sich in namhaften privaten und öffentlichen Sammlungen und Museen.


Leihgeber: QWIEN – Zentrum für queere Geschichte

 

Ruprechtskirche
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