Sonntag 28. April 2024

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10 gute Gründe, die Kirche geschlossen zu halten und warum offen trotzdem besser ist.

Die Pfarrkirche von Wien-Breitenfeld dürfte wohl die beste Kirche in unserer Erzdiözese sein, um zu sehen, was alles passieren kann, wenn man die Kirchentüren offen hält. Trotzdem ist offen!

 

Breitenfelder Pfarrkirche - tagsüber immer offen!

 

 

Die Kirche aus der Gründerzeit liegt direkt am Gürtel. Das Hauptportal ist nur wenige Meter vom dröhnenden Verkehr der mehrspurigen Autostraße entfernt. Daher ist das eigentlich sehr hübsche Hauptportal fast immer geschlossen – zu groß wäre der Lärm des Verkehrs. Nur zu Ostern kommt das Licht Christi durch diese Türe. Das heißt aber nicht, dass die Kirche geschlossen wäre. Gleich zwei große Seitenportale sind jeden Tag geöffnet. Sie führen auf einen einladenden Platz, an dem Menschen auch wirklich vorbeigehen.

 

Es ist offen, und das, obwohl es zehn gute Gründe gäbe zuzusperren. So manchem PGR, VVR oder Pfarrer würde schon einer dieser zehn Gründe reichen um die Türen leider doch verschlossen zu lassen. Man macht das ja nicht leichtfertig oder aus Bequemlichkeit, aber, wenn so etwas passiert, dann bleibt einem halt nichts Anderes übrig, hört man dann. Nicht so aber in Breitenfeld.

 

In Breitenfeld jedoch kommt man auf beiden Seiteneingängen vom umgebenden Platz in die Kirche hinein.
Gründerzeitcharme lockt in die Kirche hinein...
Es gibt viele (gute) Gründe Kirchentüren nicht zu öffnen...

 


Grund # 1: Diebstahl 


 

Aus Sorge vor Diebstahl wertvoller, alter Statuen, Leuchter, Bilder oder Gegenstände erscheint es oft sinnvoll, die Tore nur zu Gottesdiensten zu öffnen. In Breitenfeld wurde das Marienbild am Hochaltar gestohlen. Es war ein wenig gesichert – der Rahmen war fixiert. Das hat den Täter dazu gebracht, die „Mutter vom Guten Rat“ herauszuschneiden. Es ist nun im Grunde ruiniert, der Wert für den Dieb gemindert. Da ist guter Rat teuer. Also ein guter Grund, geschlossen zu halten. Doch die Pfarre hält die Kirche weiterhin offen.

 

 


Grund # 2: Vandalismus


 

Beim Hauptportal der Kirche befinden sich zwei einzigartige Figuren aus dem frühen 20. Jahrhundert, die den Hl. Franziskus und den Hl. Antonius darstellen. Seit einem Vandalenakt weiß man nun, dass die beiden Statuen auf ihrem jeweiligen Podest nicht fixiert waren. Nach der Renovierung der leider in Brüche gegangenen Figuren sind nun alle Statuen in der Kirche gesichert. Bauamt und Denkmalpflege und den vielen Spendern der Umgebung sei Dank. Mittlerweile würde der bessere Versicherungsschutz auch helfen, mittlerweile…. Wenn das noch kein ausreichender Grund zum Zusperren ist, dann aber bestimmt die Tatsache, dass das Taufbecken in einem besonderen Kraftakt umgestoßen wurde. Da sind auch heute noch Bruchstellen zu sehen. Vandalismus ist definitiv ein guter Grund, um die Kirche nicht mehr aufzusperren. Aber die Pfarrgemeinde hält weiterhin die Kirche täglich offen.

 

 


Grund # 3: Beschmieren der Wände


 

Künstlerische Gestaltung von Bahnstationen und Waggons ist man ja fast schon gewöhnt. An Wohnhäusern ist es lästig. Im Kirchenraum sind Kritzeleien an Wänden oder Kirchenbänken besonders ärgerlich, betrifft es doch meist alte und kunsthistorisch wertvolle Substanz. Davor schützt man sich am besten mit geschlossenen Türen, denkt da so manche Pfarrgemeinde. Trotzdem ist die Pfarrkirche Breitenfeld geöffnet.

 

 


Grund # 4: Kirche als Abort


 

Vis à vis der Kirche befindet sich am Gürtel eine U6-Station. Bei der letzten Renovierung der Station wurde von den Wiener Linien auf die WC-Anlage verzichtet. Vermutlich war sie zu oft allzu dreckig, und die Beschwerden haben wohl zur gänzlichen Schließung geführt. Wer nun nicht in die Büsche zwischen den Gürtelfahrbahnen huschen will, der entdeckt für die Notdurft dann und wann die Kirche. Der neue Dechant bestätigt, dass man sich auch nach oftmaligem Reinigen an den wirklich unangenehmen Geruch beim Putzen nicht gewöhnen kann. Ein wirklich triftiger Grund zuzusperren, man muss sich ja nicht alles gefallen lassen. Und doch haben Pfarre und Pfarrer einmütig beschlossen, weiterhin die Kirche tagsüber zum Gebet offen stehen zu lassen. 

 

 


Grund # 5: Zündeln


 

 

Jeder kann sich die Faszination vorstellen, die die Zünder beim Kerzerlständer auf gelangweilte Teenager ausüben kann. Ein wenig sinnloser Papierkram am Schriftenstand – zumindest aus der Sicht so mancher Halbwüchsiger mit Zeitüberschuss – ergeben ein lustiges kleines Feuerchen. Echt gefährlich ist das ja bei so viel Stein an Boden und Wänden eh nicht, oder? So gearteter Spaß führt zu verkohlten Plakatständern und Tischen, zu verrußten, schwarzen Wänden und ist einer der besten Gründe, um sicherheitshalber die Kirche versperrt zu halten. Nicht so in Breitenfeld – da sieht man zwar noch Spuren, aber zum Gebet kann man trotzdem in die Kirche kommen.   

 

 


Grund # 6: Kirche als Wohnzimmer Wohnungsloser


 

Nicht jeder Wohnungslose mag in den Einrichtungen der Caritas hausen, aber an manchen Tagen ist die Witterung so, dass man lieber ein Dach überm Kopf hat. Das Kirchendach wäre auch kein Problem, wenn es nicht manchmal zu Geruchsbelästigungen kommt – manchmal leider nicht nur wegen Grund Nummer 4. Ältere Damen fürchten sich dann oft, in die Kirche zu kommen, besonders, wenn insgesamt nicht so viele Leute in der Kirche vorbeischauen und die Gefahr besteht, dass sie mit einem wahrscheinlich Alkoholisierten alleine im Kirchenraum ist. Und wenn die durchschnittliche, ältere Frau Maier sich nicht in die Kirche trauen kann, dann ist es besser zugesperrt zu halten, oder? Die Kirche in Breitenfeld jedoch ist offen. 

 

 


Grund # 7: Drogenumschlagsplatz


 

Die Orte des Drogenhandels wechseln in der Stadt ein wenig, aber U6-Stationen am Gürtel sind immer wieder in den Schlagzeilen. Der Otto-Wagner-Bau gleich nebenan ist da leider keine Ausnahme. Gedealt wird bei der Station, die Ware ist dann oft in einer Kirchenbank deponiert. Wäre alles gut zu ertragen, wenn der eine oder andere nicht auch gleich noch Vorort konsumieren würde. Drogenkonsumenten sind zwar normalerweise nicht aggressiv, aber der oft spitze Müll kann für Kinder zumindest gefährlich werden. Ein solches Sicherheitsrisiko reicht sicher aus, um das Zusperren der Kirche zu begründen. Die Kirche am Gürtel bleibt aber offen.

 

 


Grund # 8: Unflätige Schriften


 

Mit Kugelschreiber oder Buntstift ist es ja nicht so schlimm. Permanent-Marker und Lackstifte aber verursachen Spuren, die man nicht wegputzen kann, da muss man oft neu verputzen. Besonders schön sind dann pubertäre Sinnsprüche, wie „F… ist geil!“. Wenn der Farbton der Wandfarbe beim Ausbessern nicht getroffen werden kann, dann hat man die Erinnerung an die Schmiererei noch Jahrzehnte. Kritzeleien in der Kirche sind oft Grund genug, die Türen nicht mehr aufzusperren. Nicht so beim Pfarrer von Breitenfeld.

 

 


Grund # 9: Mistkübel


 

In der Kirche sind alle herzlich willkommen, nur nicht der Müll, der liegen bleibt. Das Cola, das am Boden pickt, wenn der kühle Kirchenraum im Sommer als Jausenstube verwendet wurde. Vielen ist es nicht mehr bewusst, wie man sich in einer Kirche verhält, weil man es Ihnen nie erklärt hat. Wer soll die Putzfrau bezahlen? Billiger ist zusperren. Trotzdem ist der Bau von Wielemans von Monteforte weiterhin offen. 

 

 


Grund # 10: Bettelrevier


 

Oft treibt sich „Gesindel“ in Kirchen herum. Von Bettler-Mafia ist zu hören und welcher fromme Beter wurde in der Stadt nicht schon einmal in der Kirchenbank von „Bitte, Bitte,…“-Jammernden eingekreist? Da diesem Unwesen offenbar kein Einhalt zu gebieten ist, scheint es angebracht, den Ort des Geschehens nicht mehr zugänglich zu machen. Und schon gibt es einen Grund, aus Rücksicht auf die wehrlose Frau Maier vom Punkt 6 zuzusperren. In der dem hl. Franz geweihten Kirche ist die Türe jedoch trotzdem offen. 

 

Pfarrkirche Breitenfeld

 

 

Aber warum halten Pfarrer und Pfarre von Breitenfeld die Türen trotzdem offen?

 

Ganz einfach: Mehr als 90 % der Katholiken in unserer Erzdiözese schauen nicht zu unseren Gottesdienstzeiten in unsere Kirchen. Sie wollen nicht Teil unserer Gottesdienst-Kerngemeinden werden und nicht beim Pfarrcafé Frau Maier (von Punkt 6 oder 10) kennenlernen. 

 

Nein, sie wollen nur kurz in den leeren und stillen Kirchenraum kommen. Etwa für ein Gebet, um in der Stille nachdenken zu können, um in der Sommerhitze Kühlung zu verspüren, oder auch, um diese eigentümlich, sakral-spirituelle Stimmung des Raumes zu inhalieren. Vielleicht kommen manche auch nur herein, um ein wenig Zeit zu verbringen, weil sie für einen Termin zu früh dran sind und nicht durch regnerische Straßen schlendern wollen. 

 

Am Land könnte es auch ein Spaziergänger sein, oder ein aus der Kirche Ausgetretener, der extra per Auto auf den Park+Pray – Platz kommt. Drei Orte von zuhause entfernt, weil er inmitten einer Ehekrise in der stillen Kirche Gott sein schweres Herz ausschüttet und von niemandem erkannt werden möchte.

 

Aber vielleicht reicht es ja auch, wenn die Aufsperrenden kurz in der nun offenen Kirche in einem Stoßgebet einen guten Start in den Tag finden und andere beim Zusperren den Tag mit Gott beschließen können. Vielleicht ist es aber auch jemand, der sich vorgenommen hat, in offenen Kirchen immer kurz auf ein Stoßgebet hineinzuschauen. Davon gibt es einige, z.B. bei #BinHier, einer Gebetsaktion des Projektbüros „Offene Kirche“. 

 

 

 

Gegen die 10 guten Gründe, die Kirche besser geschlossen zu halten, sprechen also mindestens 10 bessere Gründe, um doch offen zu halten. Probieren Sie es doch aus, zum Beispiel bei einem Tag der offenen Kirchentüre.   

 

 

 

 

 

Vor der Kirche, am Gürtel, Verkehrslärm und kaum Gehsteig - daher sind "nur" die Seitenportale offen
An sich sehr schön das Portal - nur vor lauter Verkehr sieht es niemand
Weiße Wände als Einladung zum "Kolorieren"
Beichtstühle - oftmals Ruhestätte oder Abort.
Die Mutter vom Guten Rat wurde herausgeschnitten und fehlt nun.
Zündeln am Schriftenstand
Heiligenstatuen herunterreißen - die Renovierung kostet, auch Nerven
Weihwasserbecken umwerfen - ein lästiger Sport für "Halbstarke"
Jetzt wieder renoviert: das Taufbecken
Vielleicht ist es auch bei Ihnen an der Zeit zu öffnen?

 

 

Projektbüro offene Kirche

Pastoralamt der Erzdiözese Wien | Stephansplatz 4/VI/2.DG | 1010 Wien

 

Niki Haselsteiner

 

01/515 52-3593

0664/515 52 67

n.haselsteiner@edw.or.at

 

 

 

Pastoralamt der ED. Wien Offene Kirche
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Stephansplatz 6/5/503
1010 Wien

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