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18.04.2025 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Das Kreuz ist im Weg

 

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 18. April 2025

Ich erinnere mich an die Frage eines Journalisten an eine Muslima: „Stört es Sie nicht, dass in Österreich so viele Kreuze sind?“ Ihre Antwort hat mich beeindruckt: „Nein! Es tut gut zu wissen, dass es in diesem Land Menschen gibt, die an Gott glauben.“ Trotzdem ist das Kreuz im Weg. Manche lehnen es ab, weil sie das Christentum ablehnen, dessen Kennzeichen das Kreuz ist. Andere finden, es habe im öffentlichen Raum nichts zu suchen. Privat kann es jeder halten wie er will. Schon öfter habe ich gehört: Verschont doch die Kinder mit dem qualvollen Anblick des Gekreuzigten! Neulich habe ich den Satz gelesen: „Die vielen Kreuze verstellen das Kreuz.“ Ein allgegenwärtiges Zeichen verliert an Bedeutung. Heute, am Tag der Kreuzigung Jesu, kommt auch wieder die Debatte auf, den Karfreitag zum staatlichen Feiertag zu machen. Das Kreuz ist im Weg. Es ist wie ein Stolperstein.

 

Hätte das Kreuz das letzte Wort, so wäre es unerträglich. Ostern ist mehr als der Karfreitag. Ohne die Auferstehung bleibt das Kreuz ein sinnloses, grausames Ärgernis. Dennoch gibt es kein Leben ohne das Kreuz. „Jeder hat sein Kreuz“, sagte immer unsere Adria, die viele Jahre bei uns im Bischofshaus gelebt hat. Sie hatte den Genozid in Ruanda überlebt. In Österreich hat sie als Flüchtling Aufnahme gefunden. Sie selber hat ihr Kreuz getragen, das schwer vorstellbare Leid des Völkermordes in ihrer Heimat. Wenn es unvermeidbar ist, dass jeder sein Kreuz hat, kann dann das Kreuz einen Sinn haben? Warum das viele Leid?

 

Eines scheint mir klar zu sein: Wir müssen alles tun, um anderen kein Leid zuzufügen. Wir dürfen auch alles tun, um unser eigenes Leid zu vermeiden oder wenigstens zu lindern. Trotzdem bleibt niemandem Leid erspart. Jeder hat eben sein Kreuz. Jesus hat inständig zu Gott gebetet, ihn vom Leid des Kreuzes zu verschonen, „aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe“. Kann das Leid Gottes Wille sein? Diese Frage taucht plötzlich auf, wenn etwas passiert, das alle meine Pläne durchkreuzt. Dann muss ich ein Kreuz über vieles machen, was ich vorhatte. Doch zeigt sich manchmal, dass das Kreuz zu einem positiven Vorzeichen wird: „Wenn Gott eine Türe schließt, öffnet er ein Fenster.“ Nicht umsonst stellen wir ein Plus in der Abrechnung mit einen „+“ dar. Und schließlich: Das Kreuz verbindet die Erde mit dem Himmel: die Vertikale. Sein Querbalken erinnert an offene Arme, die niemanden ausschließen.

 

Es stimmt schon: das Kreuz ist im Weg. Es kann aber auch zum Weg werden. Der Kreuzweg führt zur Auferstehung und zum Leben.  

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Evangelium vom 18.4.25

 

Johannes 19,16-30

 

Pilatus lieferte ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. Und er selbst trug das Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Gólgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus. Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Mágdala. Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist.

 

Nachrichten
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Pallottinerorden: Profanierung der Wiener Pallottikirche erst 2026

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Zu Besuch im Mutter-Kind-Haus: Toni Polster, Andi Herzog und Dr. Bohl als Nikolaushelfer – ein Abend voller staunender Kinderaugen.

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