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20.10.2002

... und Gott, was Gottes ist

So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört

Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn 

für den 29. Sonntag im Jahreskreis,  20.10.2002,

(Mt 22, 15-21)

Es gibt Worte, die den Lauf der Geschichte ändern. Heute hören wir eines. Es hat entscheidend das Verhältnis von Religion und Politik, von Kirche und Staat geprägt, ihm eine grundlegend andere Orientierung gegeben als etwa der Islam. Unsere heutigen demokratischen Staatswesen sind davon mitbestimmt: Es ist das Wort Jesu, wir sollen dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.

 

Wo und wann hat Jesus dieses maßgebende Wort gesagt? In Jerusalem, wenige Tage vor seinem Leiden, als von verschiedenen Seiten alles darangesetzt wurde, um sich seiner zu entledigen. Man suchte einen Grund, ihn zu Fall bringen. Die Falle, die sie ihm stellten, ist eine echte Zwickmühle: Dem Kaiser, der römischen Besatzungsmacht Steuern zu zahlen, heißt, sie als rechtmäßige Macht anzuerkennen. Das aber lehnten die “Fundamentalisten” unter den Juden ab. Sie wählten lieber den Rebellenkampf, die Terrorattentate gegen die Römer.

Wurden sie von den Römern gefasst, so endeten sie am Kreuz, wie die zwei Verbrecher, die mit Jesus hingerichtet wurden.

 

Die Pharisäer, die Jesus die Falle stellten, waren für den Kompromiss: Um des Friedens willen muss man Steuern zahlen, aber wenn der Messias kommt, dann wird er sein Volk vom Joch der Römer befreien. Wenn Jesus sich für den Messias hält, muss er die Steuerzahlung ablehnen, so dachten sie. Tut er es, können sie ihn den Römern als Rebellen ausliefern. Tut er es nicht, dann ist er auch nicht der verheißene Befreier.

 

Jesus, der ihre Absicht durchschaut, packt sie bei ihrer Heuchelei: Zeigt die römische Geldmünze! Trägt sie nicht das Bild und den Namen des Kaisers? Wieso nehmt ihr sie in die  Hand, wo doch den Juden Bilder von Menschen verboten sind? Sie gehört dem Kaiser, gebt sie also ihm! Viel wichtiger ist aber, dass ihr Gott gebt, was ihm gehört.

 

Mit diesem Wort hat Jesus ein für allemal einen Trennungsstrich zwischen Politik und Religion, zwischen Staatsdienst und Gottesdienst gezogen. Der Kaiser ließ sich als Gott verehren, ihm zu gehorchen, war Gottesdienst. Alle Diktatoren haben versucht, nicht nur das Geld der Untertanen zu bekommen, sondern auch ihre Seelen. Sie wollten immer den ganzen Menschen ganz für sich haben. So hat es Hitler gemacht und Stalin nicht anders. Deshalb war ihnen jede Religion, besonders aber die Kirche ein Dorn im Auge.

 

Denn Jesus hat einerseits seinen Jüngern den Gehorsam gegenüber der weltlichen Autorität aufgetragen, selbst dann, wenn sie wie die römische Besatzungsmacht eine Fremdherrschaft war. Aber gleichzeitig hat er klargemacht, dass der Mensch nur Gott anbeten soll: Gebt Gott, was Gott gehört! Die Münzen tragen Bild und Aufschrift des Kaisers, gebt sie also ihm, denn sie gehören ihm. Ihr aber tragt in euch das Bild Gottes, denn der Mensch ist nach Gottes Bild geschaffen. Gebt also euch, euer Herz, euer Leben dem, dem sie gehören!

 

Wo Religion und Politik vermischt werden, gedeihen beide nicht. Das haben wir in Österreich schmerzlich lernen müssen. Haben Gott und Religion in der Politik dann gar nichts verloren? Doch, nämlich stets daran zu erinnern, dass der Mensch mehr ist als Wirtschaft, Geld, Politik, die alle wichtig sind und recht betrieben werden sollen. Aber sie sind nur Mittel, nie Sinn und Ziel des menschlichen Lebens.

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Evangelium für den 29. Sonntag im Jahreskreis, 20.10.2002, (Mt 22, 15-21)

 

In jener Zeitkamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.

 

Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person.

 

Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?

 

Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle?

 

Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin.Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?Sie antworteten: Des Kaisers.

 

Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

 

 


 

Weiterführende Informationen:

 

  • Mehr Informationen über Kardinal Schönborn.
  • Mehr Texte über die Heilige Schrift.

 

 

Fragen an Kardinal Schönborn?

 

  • per Video auf www.fragdenkardinal.at
  • an sein Sekretariat.

 

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